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Plakatmotiv: Love Story (1970)

Leicht perlender Kitsch mit
Taschentuch-tragischem Finale

Titel Love Story
(Love Story)
Drehbuch Erich Segal
nach seinem gleichnamigen Roman
Regie Arthur Hiller, USA 1970
Darsteller

Ali MacGraw, Ryan O'Neal, John Marley, Ray Milland, Russell Nype, Katharine Balfour, Sydney Walker, Robert Modica, Walker Daniels, Tommy Lee Jones, John Merensky, Andrew Duncan, Charlotte Ford, Sudie Bond, Julie Garfield u.a.

Genre Romantik, Drama
Filmlänge 100 Minuten
Deutschlandstart
26. August 1971
Inhalt

Die Studenten Oliver Barrett und Jenny Cavilleri lernen sich am College kennen, als Oliver in der Bibliothek, in der Jenny arbeitet, ein Buch ausleihen will. Er ist ein am College beliebter Eishockeyspieler und Student aus reichem, konservativem Elternhaus, sie hingegen ist die Tochter einfacher italienischer Einwanderer und musikalisch äußerst begabt. Das ungleiche Paar beginnt eine Beziehung und beschließt trotz anfänglicher Schwierigkeiten zu heiraten. Oliver wendet sich von seiner Familie ab, da sein Vater mit einer sofortigen Heirat nicht einverstanden ist.

Ohne die finanzielle Unterstützung der Familie Barrett versuchen sich Jenny und Oliver ihre gemeinsame Zukunft aufzubauen. Als Olivers vielversprechende Karriere als Jurist endlich in die Gänge kommt, erfahren sie, dass Jenny an Krebs erkrankt ist und in wenigen Wochen sterben wird …

Was zu sagen wäre

Der Filmtitel ist Programm: Es ist eine Liebesgeschichte. Eine, die ohne die handelsüblichen Versatzstücke auskommt, in denen sich ein Liebespaar in einen existenziellen Krach manövriert, aus dem es irgendwie wieder herausfinden muss. Sowas fehlt. Es ist die reine Liebesgeschichte und eine tieftraurige Angelegenheit. Reicher Junge trifft arme Studentin, wird von der Familie verstoßen, dann erweist sich die arme Studentin als todkrank und stirbt.

Es ist auch ein ganz ordentlicher Kitsch. Das merkt man an schönen, wortgewandten Dialogen, wie es sie nur in der Literatur oder im Film, nie aber in der Realität gibt und die allein dem Zweck dienen, sich näher zu kommen. „Ich bin arm und superintelligent“, sagt Oliver, Sprössling des schwer reichen Barrett-Clans, zu der Studentin Jennifer, die in der Bibliothek jobbt zu Beginn und die erwidert „Eh, eh, superintelligent bin ich.“ „Woran sieht man, dass Sie superintelligent sind?“ „Daran, dass ich nie mit Ihnen Kaffee trinken würde.“ „Ich würd' Sie auch niemals einladen.“ „Eben. Daran erkennt man Ihre Dummheit!“, schließt Jennifer. Schnitt. Eine Espressotasse unter einer großen Kaffeemaschine in einem Café. Jennifer und Oliver sitzen vor ihrem Kaffee. So geht es weiter. Sie kabbeln sich und schlendern über den Campus. Sie necken sich und spazieren Hand in Hand. Sie foppen sich und küssen sich. Sie macht klar, dass ihre Romanze nach dem College vorbei ist, weil solche Romanzen immer nur auf dem College funktionieren, „Schau Harvard ist doch immer nur ein großer, gewaltiger Nikolaussack gewesen voller netter und hübscher Spielsachen. Doch wenn der Nikolaustag zu Ende ist, muss jeder dahin zurück, wohin er hingehört!“, und er fragt, ob sie ihn heiraten möchte.

Die Problemberge, die sich ihnen gemeinsam entgegenstellen, sind in der Dramaturgie zu vernachlässigen. Der schwer reiche Vater bricht den Kontakt ab. Beiden macht der Geldmangel zu Beginn zu schaffen, aber da arbeitet sie halt in zwei Jobs, damit er sein Jurastudium in Harvard beenden kann und in einer angesehenen Kanzlei gut bezahlte Arbeit findet und das ist alles eine fließende Entwicklung, bei der wir um die beiden nie bangen müssen. Bis es um die Kinderfrage geht. Als sich einfach keine Schwangerschaft einstellen will, lassen sie von einem Arzt herausfinden, wer von beiden „die Schuld daran“ trägt. Die Diagnose lautet, naja, im Film hat sie keinen Namen, aber es ist wohl Blutkrebs. Wenige Wochen später stirbt Jennifer. Und bis zum Schluss sind ihre Dialogzeilen kesse Sprüche, trockene Witze.

Trotz der großen Tragik, trotz der Portion süßen Kitsches ist der Film ein wunderbarer Herzwärmer, der seine Figuren mit den viel zu klugen Dialogsätzen ernst nimmt, sie weder lächerlich macht noch ins Edle überhöht. Ich sehe den Film Mitte der 70er Jahre, bin pubertierender Teenager und habe mit Liebe noch nicht so viel Erfahrung; ich träume trotzdem – wie Oliver – von der großen Liebe.

Ryan O'Neil, der sich seit Anfang der 60er Jahre durch Fernsehserien und Western gearbeitet hat, steht zum ersten Mal vor der Kinokamera und ist ein interessantes neues Gesicht; kein Steve McQueen, kein Clint Eastwood, kein John Wayne, dafür mit den honigfarbenen Locken und dem sanften Lächeln ein neuer Typ Mann im Kino. Das geschah aber eher durch Zufall. Die Oliver-Rolle war zuvor auch Beau Bridges, Michael Douglas, Jon Voight, Peter Fonda, Michael Sarrazin und Michael York angeboten worden. Die hatten abgelehnt. O'Neil hat die Rolle vor allem bekommen, weil sich Roman- und Drehbuchautor Erich Segal für ihn stark machte, der O'Neil gerade bei dem Olympiaspielfilm "The Games" kennengelernt hatte. Für seine Arbeit an "Love Story" erhielt O'Neil 25,000 Dollar.

Jennifer wird gespielt von Ali McGraw, Ehefrau des Love-Story-Produzenten Robert Evans mit Erfahrung aus zwei Kleinrollen im Kino ("Zum Teufel mit der Unschuld" – 1969; "Der schnellste Weg zum Jenseits" – 1968). Für sie hat der amerikanische Filmkritiker Roger Ebert den Begriff des Ali-MacGraw-Syndrom (original: Ali MacGraw's Disease) erfunden. Der bezeichnet eine tödliche Krankheit im Film, bei der das einzige sichtbare Symptom ist, dass die Leidende bis zum Tode immer schöner wird.

<Nachtrag2009>Auf den Filmplakaten zu "Love Story" steht ein Zitat aus dem Film: „Liebe bedeutet, niemals um Verzeihung bitten zu müssen.“ (Love means never having to say you're sorry) Dieser Satz lag dann mindestens ein Jahrzehnt im Zitatenschatz auf jeder Party, wenn über Kitschfilme, Liebesgeschichten oder Entschuldigungen gesprochen wurde. Der Satz war genauso wenig loszuwerden wie die Musik des Franzosen Francis Lai. Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, dass ein einzelner Film so lange ein Phänomen und in aller Munde bleibt. Drei Jahre nach "Love Story" spielte Ryan O'Neil neben Barbra Streisand in Is' was, Doc?. In der Schlussszene des Films sagt Streisands Filmfigur zu O'Neill Filmfigur: „Liebe bedeutet, niemals um Verzeihung bitten zu müssen.“ Und der antwortet: „Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe.“ .</Nachtrag2009>

Wertung: 6 von 8 D-Mark
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