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Plakatmotiv: Werner – Volles Rooäää!!! (1999)

Der Nasen-Chopper ist
jetzt auf Fäkal-Niveau

Titel Werner – Volles Rooäää!!!
Drehbuch Andi Feldmann & Rötger Feldmann
nach den Comics von Rötger Feldmann
Regie Gerhard Hahn, Deutschland 1999
Stimmen

Klaus Büchner, Andi Feldmann, Rötger Feldmann, Axel Ludwig, Kulle Westphal, Jan Fedder, Robert Schlunze, Thomas Struck, Benno Hoffmann, Harald Wehmeier, Volker Nökell u.a.

Genre Zeichentrick
Filmlänge 78 Minuten
Deutschlandstart
16. September 1999
Website Werners Heimseite
Inhalt

Werner provoziert bei der Phonoptimierung seiner Satten Literschüssel den Unmut der wackeren Polizisten Bruno und Helmut zu einer materialintensiven Verfolgungsjagd mit unschönem Ausgang für die Ordnungshüter.

Auch sonst ist alles normal in Knöllerup, dem schönen Städtchen an der Schlei. Jedoch schwant es böse: Der ruchlose Bauunternehmer Günzelsen plant den Abriss des Hafenviertels, um dort ein Einkaufszentrum zu errichten.

Der böse Baulöwe hätte sich besser nicht mit Werner, Andi und den Rockern anlegen sollen. Als im Tumult um das Hafenviertel, in dem auch Omas Imbiss und die Kneipe "Dezibel" zuhause sind, die Kaffeetasse vom Präsi – ein Geschenk von seiner geliebten Oma – auf der Strecke bleibt, ist Achterbahn ...

Was zu sagen wäre

Meister Röhrig holt sich immer noch frisch glimmende Stumpen aus der Innentasche seiner Arbeitsjacke. Das hat auch im dritten Werner-Film seinen Charme nicht verloren. Ebenso wenig, wie Röhrigs Fistelstimme oder Jan Feder, der dem Rocker Herbert eine nicht zu erschütternde Autorität gibt.

Es geht um böse Baulöwen, Sex mit Abhängigen und die Idylle, in der alles so ist, wie es immer schon war und auch immer bleiben soll. Werner heizt mit einer neuen 1.000-Kubik-Maschine, die er aus alten Eisenresten zusammengebraten hat, übers flache Land. Käptn Brassmann, der gerne lautstark Seemannslieder singt und nicht nüchtern zu kriegen ist, wohnt auf einem Walfänger im Hafen von Knöllerup, wo auch Werner und Andi in ihrem Schuppen basteln. Nebenan treffen sich Rocker in der Kneipe "Dezibel", und ein paar Alkis lungern im Gasthaus "Bottelhof" herum. Zum Hafenviertel gehört auch noch ein Imbiss, den Werners Oma betreibt und somit auch endlich ihren Premieren-Auftritt im Film hat. Und diese Idylle will Baulöwe Günzelsen durch eine Shopping Mail zerstören. Die wilde Anarchie, die den frühen Werner auszeichnete, ist auch in den Comics längst durch eine kalkulierte Wir-gegen-die-Haltung ersetzt worden, mit der man den Kreis der Leserschaft in die bürgerliche Mitte vergrößern kann. Übersetzt heißt das: Es ist nicht mehr einfach „Achterbahn“, weil die Jungs Bölkstoff abpumpen wollen und sich so geben, wie das Publikum im Kinosessel sich gerne geben würde, aber nie tut. Jetzt geht es gegen einen Gegner, den auch jeder im Kinosessel kennt und gegen den Kinonormalbesucher jederzeit die Faust recken darf.

Es geht gegen die Bonzen, die mit ihrem Geld das schöne Immer-schon-so mit Beton zuscheißen. Ja, richtig gelesen. Im letzten Fünftel fliegt einem in dem Film die Scheiße um die Ohren. „Fäkalalarm in Knöllerup“ steht als Untertitel auf dem Kinoplakat. Das trifft es ganz gut. Der Film besticht durch Pipi- und Kafka-Humor für die Kleinsten. Dabei geht unter, dass die Animation fantasievoll ist und auch technisch überzeugt.

Aber "Werner", der Es-lebe-das-Leben-solange-Du-nur-genug-Bier-und-'n-Chopper-hast-Anarcho, eingepackt in eine teure Unternehmung, wie sie das Kino nun einmal ist? Wenn der Filmproduzent nun mal auf seine Gewinne angewiesen ist, dann aber einen Hausbau-Produzenten zum Gegner der liebenswerten Anarcho-Rocker stilisiert, jagt ein Klischee das nächste und erwürgt alles Menschliche, das den Charakteren einst inne wohnte und sie erfolgreich machte.

Genug gesehen.

Wertung: 2 von 11 D-Mark
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