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Plakatmotiv: Ein Stern geht auf (1937)

Das Hollywood-Systm wirft einen
zynischen Blick auf sich selbst

Titel Ein Stern geht auf
(A Star is born)
Drehbuch Dorothy Parker + Alan Campbell + Robert Carson + William A. Wellman
nach einer Geschichte von William A. Wellman + Robert Carson
Regie William A. Wellman, USA 1937
Darsteller

Janet Gaynor, Fredric March, Adolphe Menjou, May Robson, Andy Devine, Lionel Stander, Owen Moore, Peggy Wood, Elizabeth Jenns, Edgar Kennedy, J.C. Nugent, Guinn 'Big Boy' Williams u.a.

Genre Drama
Filmlänge 139 Minuten
Deutschlandstart
31. Oktober 1982 (TV-Premiere)
Inhalt

Esther Blodgett lebt mit ihrer Familie in North Dakota, träumt allerdings von einer Karriere als Filmstar in Hollywood. Ihre Tante verspottet sie dafür, doch Esthers Großmutter ermutigt sie dazu, ihren Träumen zu folgen, und finanziert die Reise ihrer Enkeltochter nach Hollywood.

Sie landet dort allerdings auf dem harten Boden der Realität, selbst an Statistenrollen kommt sie nicht ran. Zu viel Konkurrenz. Esthers Freund und Zimmernachbar in ihrer Pension, der Regieassistent Danny, verschafft ihr einen kleinen Job als Kellnerin auf einer Hollywoodparty. Hier trifft sie den von ihr schon immer angehimmelten Filmstar Norman Maine, der allerdings ein Alkoholiker ist, dessen Eskapaden nur mühsam vor der Presse verborgen werden können.

Norman verliebt sich in sie und erkennt vor allem ihr Talent. Durch seine Hilfe darf Esther eine Probeaufnahme bei dem Produzenten Niles machen und kommt so zu einem Studiovertrag, der ihr erste kleine Rollen bringt. Esther muss Stimm- und Positurunterricht nehmen, ihr Aussehen wird verändert, und schließlich erhält sie den attraktiver klingenden Künstlernamen Vicki Lester.

DVD-Cover (US): A Star is born – Ein Stern geht auf (1937)Als keine passende weibliche Hauptdarstellerin für Normans neuen Film gefunden werden kann, kommt er auf Vicki zurück und überzeugt Niles, sie trotz geringer Erfahrung zu besetzen. Der Film wird ein großer Erfolg und macht Vicki zu einem neuen Star. Die beiden heiraten und das Glück scheint perfekt. Doch obwohl Norman für Vicki auf Alkohol verzichtet hat, waren seine letzten Schauspielleistungen dürftig und sein Stern ist bereits im Sinken begriffen. Nach einigen Flops kündigt Niles ihm, und Normans Karriere ist am Ende.

Während Vicki von Erfolg zu Erfolg eilt, fängt der alleine in der Villa herumsitzende und von seiner jungen Frau in den Schatten gestellte Norman wieder an zu trinken. Als Vicki einen Oscar erhält, blamiert der völlig betrunkene Norman sich mit einer improvisierten Rede. Auch Niles' freundschaftliches Angebot, eine Nebenrolle zu spielen und so wieder Arbeit zu haben, schlägt er aus Stolz aus. Norman versucht, in einem Sanatorium wieder vom Alkohol loszukommen, doch der Spott und die Häme seiner einstigen Kollegen und Freunde über ihn treiben ihm wieder zum Trinken.

Als Norman wegen betrunkenen Fahrens zu 90 Tagen Haft verurteilt werden soll, kann Vicki das nur knapp mit einer eindringlichen Bitte an den Richter verhindern. Fortan hat sie offiziell das Sorgerecht für ihren Mann und will dafür ihre Schauspielkarriere aufgeben …

Was zu sagen wäre

Wenn es um die eigene Branche geht, kann Hollywood ganz schön gnadenlos sein. Produzent David O. Selznik, der diesen Plot so ähnlich, nur mit anderer Gewichtung 1932 als "What Price Hollywood?" schon mal erzählt hat, liefert hier allen, die auch auf ein bisschen Hollywood-Ruhm hoffen und sich zu tausenden auf den Weg an die Westküste Amerikas machen, Gründe dafür, daheim zu bleiben – oder weiterzugehen, ganz wie man will.

Die Filmbranche, die man nicht zufällig „Traumfabrik“ nennt, ist ein verlogener Albtraum, in dem nichts real ist – alles wird von Presseagenten mit dem richtigen Spin versehen. Wenn ein Star mal besoffen randaliert, findet sich eine Summe, die den Fotografen vor Ort woanders hin blitzen lässt. Ist ein Typ so richtig verhasst, aber Topstar im Filmgeschäft, wird er von allen gefeiert und hofiert – und alle warten auf den Tag, an dem sie es ihm heimzahlen können; und das dann auch tun.

Und wenn dessen trauernde Witwe – ebenfalls ein Star – nach der Trauerfeier die Kirche verlässt und nicht für Kameras strahlt, nicht Autogramme gibt und für ihr Publikum posiert, wird sie als dumme Kuh verhöhnt.

Regisseur William A. Wellman verpackt seine zynische Branchenbeobachtung in eine Art Film im Film. Er beginnt mit der ersten Seite eines Drehbuchs bis der Film in genau die dort beschriebene Szene überblendet. Der Film endet ebenso. Die Schlussszene blendet über auf die letzte Seite des Drehbuchs.

Plakatmotiv (US): A Star is born – Ein Stern geht auf (1937)Es ist doch alles nur Film, was wir Euch hier zeigen, soll das den Massen suggerieren, die für ihr sauer Erspartes wenigstens ordentlich unterhalten werden wollen von echtem Glamour und echten Stars, nicht von morbiden, Komplex beladenen Trinkern, die hinter der goldenen Star-Fassade manchmal zum Vorschein kommen.

Hollywood ist ein gnadenloses Pflaster. Und wenn Hollywood einen Film über dieses gnadenlose Pflaster dreht, erschrickt es über sich und seine Gnadenlosigkeit – und darüber, aus diesem Kreislauf von Erwartungen, Träumen, Hoffnungen und Profitabilität nicht ausbrechen zu können. Ein neuer Stern geht auf? Welcher ist dafür gestorben?

Wertung: 4 von 6 D-Mark
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