Im Reich Azeroth verbringen die Bewohner – Menschen, Zwerge, Elfen – schon seit vielen Jahren in friedliches Leben. Doch von einem Tag zum nächsten bricht großes Unheil über sie: Kampferprobte Orcs haben ihre Heimat Draenor verlassen, weil diese dem Untergang geweiht ist und nun sind sie auf der Suche nach einem neuen Ort, um sich niederzulassen.
Der Anführer der Orks, Gul‘dan, öffnet mit Hilfe schwarzer Magie, dem „Fel“, ein Portal, das beide Welten miteinander verbindet. Ein erster Kampftrupp stürmt das Land und überrollt die unvorbereiteten Bewohner Azeroths. König Llane Wrynn schickt seinen ersten Ritter, Anduin Lothar, um eine erste Verteidigungslinie zu stellen. Lothar ist erfolgreich, bringt als Gefangene die Kriegerin Garona an Wrynns Hof – ein Mischling, halb Mensch, halb Ork. Durch sie bekommen die Menschen einen ersten Einblick in das Leben der Orks, die zwar wild sind, den Krieg lieben, aber Ehre und Familie über alles stellen.
Auf der Seite der Orks ist Durotan, Häuptling des Frostwolfclans, misstrauisch geworden. Seine Welt, Draenor, hat unter der Herrschaft Gul‘dans in eine tote Welt verwandelt, Azeroth hingegen erstrahlt in grüner Natur und schneebedekten Bergen. Durotan kommt zu dem Schluss, dass es eine dritte Kraft in diesem Drama gibt – das grüne Fel. Eine Magie, die große Macht verleiht, auch Gul‘dan beherrscht sie; oder wird er von ihr beherrscht? Durotan glaubt, Gul‘dan werde mit Hilfe des Fel die Welt Azeroth ebenso unbewohnbar machen wie Draenor.
Anduin Lothar und Durotan treffen sich heimlich und vereinbaren ein Bündnis für ihre Rassen, damit sie sich mit vereinten Kräften dem Bösen entgegenstellen können. Aber das Böse hat seine hren überall und lockt Mensch und Ork in einen Hinterhalt …
160 Millionen Dollar Produktionskosten, als Vorlage das wohl populärste, auf jeden fall das am weitesten verbreitete Online-Game der Welt – und herausgekommen ist ein besseres Fan-Picture. Duncan Jones, der vorher mit dem minimalistischen Moon (2009) überrascht und dem cleveren Source Code (2011) unterhalten hat, liefert Augenfutter für jene Fans, die vor allem Bekanntes auf der Leinwand wiedererkennen wollen.
Der Film sieht aus, wie eine erste Fingerübung für die Ausstattung der Herr-der-Ringe Filme, der man eine Art Handlung beigemischt hat, damit die Geldgeber leichter überzeugt werden können. Prachtvolle Panoramen, strahlende Städte, finstere Höhlen und edle Monster bevölkern das Bild; und dann eben auch noch verschiedene Figuren, die Dialoge sprechen, die jemand ersonnen hat, der ad hoc Shakespeare interpretieren will, aber gar nicht lesen kann.
Dass Orks gegen Azeroth kämpfen, wird schnell klar. Dass dort auch Zwerge und Elfen leben, sehe ich; aber warum diese friedliche Welt angesichts ihrer größten Bedrohung sofort auseinander fällt, bleibt offen. Womöglich klären mich spätere Fortsetzungen – dass es solche gibt, verrät ja erfrischenderweise schon der Filmtitel – über die Friktionen innerhalb der Azeroth-Gesellschaft auf, aber vorerst bleibe ich allein mit meinen Fragen.
Natürlich gibt es neben der schwarzen Magie, die hier grün ist, auch eine weiße Magie – sie ist hier blau. Es werden eingeführt ein Schulabbrecher, Khadgar, der der Lehre der blauen Magie misstraut und der Wächter, Medivh, oberster Beherrscher der blauen Magie, ein Merlin-Typ ohne Bart, aber mit Obi-Wan-Kenobi-Kapuze. Dieser Medivh ändert unvorhergesehen seinen Charakter, während der Schulabbrecher von einer uralten Zauberin als die einzige Hoffnung bezeichnet wird – vor lauter Star-Wars- und Herr-der-Ringe-(und natürlich Sagen-und-Legenden-aus-aller-Welt-)Analogien verliere ich vollends den ohnehin nur dürren Faden einer Warcraft eigenen Geschichte.
Hier haben sich ein paar Computer-Nerds mal ordentlich in der CGI austoben können – landschaftlich gelungen, aber die Kinetik der Orks erinnert noch an Monsterfilme aus den 80er Jahren. Viel Luft nach oben. Diese Chance hat das Franchise, denn den 160 Mio. Produktionskosten stehen Einnahmen an den Kinokassen weltweit von rund 433 Millionen US-Dollar gegenüber. Dies macht „Warcraft“ immerhin schon mal zur bis dato erfolgreichsten Verfilmung eines Computerspiels. Vielleicht spendieren sie für Teil II dann auch ein Drehbuch.