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Plakatmotiv: Space Sweepers (2021)

Eine Weltraumoper als
bildstarkes Knallbonbon

Titel Space Sweepers
(Seungriho)
Drehbuch Jo Sung-hee
Regie Jo Sung-hee, Südkorea 2021
Darsteller

Song Joong-Ki, Kim Tae-ri, Seon-kyu Jin, Hae-Jin Yoo, Richard Armitage, Ye-Rin Park, Mu-Yeol Kim, Ji-Yeol Oh, Hyang-gi Kim, Kevin Dockry, Daniel Joey Albright, Dae-han Kim, John D. Michaels, Carla Fernanda Avilla Escobedo u.a.

Genre Action, Science Fiction
Filmlänge 136 Minuten
Deutschlandstart
5. Februar 2021 (Streaming-Premiere)
Inhalt

Erdorbit im Jahr 2092: Die Atmosphäre der Erde ist nicht mehr zu retten. Die sehr Reichen haben sich auf einen Station im All geflüchtet, die den Namen "Eden" trägt. Hier herrschen paradiesische Zustände – grüne Wiesen, blauer Himmel, gluckernde Bäche. Für die oberen fünf Prozent. die übrigen 95 ersticken auf der Erde langsam vor sich hin, versuchen, irgendwie am Leben zu bleiben. Das geht mit Müll sammeln.

Die Müllberge auf der Erde haben sich ins Orbit verlagert – ausgediente Satelliten, ausrangierte Raketenstufen und sonstiger Schrott bilden einen dichten Gürtel um die Erdkugel. Hier tummeln sich die "Space Sweeper", unter anderem die Crew der Victory", die im steten Konkurrenzkampf Schrott aus dem Sternenhimmel zu schnappen und gewinnbringend zu verhökern. Zur Crew der Victory gehören der mittellose Raumschiffpiloten Tae-ho, die geheimnisvolle Weltraumpiratin Captain Jang, der ehemalige Raumschiffingenieur Tiger Park und der umprogrammierte Militärroboter Bubs.

Nach ihrer jüngsten Mission findet die Crew in ihrem aufgesammelten Schrott ein junges Mädchen, bei dem es sich in Wahrheit um einen humanoiden Roboter handelt. Zudem stellt sich heraus, dass der Roboter in Mädchenform von den UTS Space Guards gesucht wird.

Die Space Sweepers beschließen, ihn aufzunehmen, um später ein beträchtliches Lösegeld einzufordern. Doch dann entwickelt sich eine unerwartete Beziehung zwischen der Besatzung und dem Neuankömmling an Bord der Victory …

Was zu sagen wäre

Genrekino aus Südkorea. Aus dem Land also, das zurzeit das spannendste, weil einfallsreichste Kino für Genreproduktionen ist. Nachdem die Südkoreaner in den zurückliegenden Jahren den Actionmarkt aufgerollt haben, liefert Jo Sung-hee nun den ersten Science-Fiction-Film aus koreanischer Produktion. Und der ist wild. Krachbunt, schnell und, für europäische Augen, überladen wie asiatische Filmplakate.

Der Film hält sich nicht mit Botschaft-lastiger Handlung auf. Jo Song-hee setzt auf die Urgewalt seiner Bilder und baut darunter ein Gerüst mit Versatzstücke bekannter Weltraumfantasy. Scharf schießende, enge Kurven fliegende Raumtransporter, tätowierte Tagelöhner, ein Pilot, der seine eigenen Crewmitglieder bestiehlt, eine Raumschiffkapitänin, die immer einen Flachmann parat hat und schnell mal ausrastet. Oder Nanobots, die auffallend an die Midichlorianer aus den ersten drei Episoden der Star Wars-Serie erinnern. Es ist eine Truppe verwegener Müllsammler, die ihr Leben riskieren, obwohl das lächerlich schlecht bezahlt ist. Was soll man machen? Die Erde ist verseucht, die idyllische Kolonie im All steht nur wohlhabenden Auserwählten offen. Man kann sich ja nicht einfach hinsetzen und verhungern. Plakatmotiv: Space Sweepers (2021) Die vier Schrottsammler, einer von ihnen ein humanoider Roboter mit sehr launischen Manieren, sind vom Geld getrieben. Um irgendwie an Geld zu kommen, weil der Magen knurrt, Schulden beglichen, Reparaturen bezahlt werden müssen, gehen sie über Leichen. Bis im Laufe der Handlung langsam ihr gutes Herz zum Vorschein kommt, erweicht von einem siebenjährigen Mädchen namens "Dorothy", das angeblich eine lebende Bombe ist, sich dann aber als Opfer einer Verschwörung erweist, die mehrere Milliarden Tote fordern soll. Das kennt man alles schon. Aber nicht so!

Es ist die Zukunft. Sprachbarrieren gibt es nicht mehr. Es sei denn, der Übersetzer-Knopf-im-Ohr einer Protagonistin ist kaputt. Das babylonische Sprachengewirr aus koreanisch (deutsch), englisch, französisch, russisch, das die erste viertel Stunde des Films beherrscht und durch Untertitel während einer rasanten Raumschlacht um wertvollen Weltraumschrott, in der wir noch versuchen, Freund und Feind zu erkennen und auseinanderzuhalten, nur halbwegs aufgefangen werden kann, bringt den Mitteleuropäer vor seinem 65-Zoll-Bildschirm ins Schwitzen. Ursprünglich sollte "Space Sweepers" in die Kinos kommen. Der Kinostart wurde dann aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt und Netflix sicherte sich die weltweiten Vertriebsrechte für seine Streaming-Plattform. Eine Kinoleinwand wird dem Spektakel gerechter. Langweilig jedenfalls wird es nie.

Nach und nach entwickeln die Protagonisten ihre eigene Geschichte – Roboter Bubs, der von viel Geld träumt, von dem er sich endlich eine menschliche haut Zügen kann; Pilot Tae-ho, ein verstoßener Ex-Elitesoldat aus der Paradieswelt, der im Suff seine Tochter verloren hat; die kleine Dorothy, die statt angsteinflößender Bedrohung ein knuffiges Pausbäckigen ist, das liebevolle Bilder malt; oder Raumschiffingenieur Tiger Park, dessen wilde Tatoos auf eine Vergangenheit als mächtiger Clanchef hindeuten, die er gerne abstreifen möchte. Und dann ist da ja auch noch der dämonische weiße Mann aus dem Westen, der sich erfolgreich als Weltenretter inszeniert und gleichzeitig die finstersten Pläne schmiedet. Das alles plus ein paar Terrorgruppen in verzweigten Weltraum-Slumstationen verquirlt sich zu einem höllisch unterhaltsamen Actionspektakel, das inhaltlich locker auch eine halbe Stunde kürzer hätte ausfallen können, ohne zu verlieren. Aber dann wären doch zu viele schöne Bildideen verloren gegangen, die zum besonderen Charme des Films beitragen.

Wertung: 6 von 8 €uro
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