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Plakatmotiv: Romulus und Remus (1961)

Namhafte Muskelmänner in Öl glänzen
und sagen manche markige Sätze auf

Titel Romulus und Remus
(Romolo e Remo)
Drehbuch Ennio De Concini & Franco Rossetti & Duccio Tessari & Luciano Martino & Sergio Leone & Adriano Bolzoni
Regie Sergio Corbucci, Italien, Franklreich 1961
Darsteller

Steve Reeves, Gordon Scott, Virna Lisi, Franco Volpi, Laura Solari, Piero Lulli, José Greci, Gianni Musy, Inger Milton, Enzo Cerusico, Andrea Bosic, Enrico Glori, Franco Balducci, Germano Longo, Bruno Tocci, Giuliano Dell'Ovo, Nando Angelini, Massimo Girotti u.a.

Genre Action, Abenteuer
Filmlänge 95 Minuten
Deutschlandstart
18. Januar 1963
Inhalt

Der König von Alba Longa ist ermordet worden; seine Tochter, Hohepriesterin Rhea, setzt die von ihr geborenen Zwillinge in einem Korb aus. Beide werden von einer Wölfin gefunden und gesäugt; ein Hirte findet die Kleinkinder und zieht sie auf.

Als sie zu Männern herangewachsen sind, erhalten sie von ihrer königlichen Abkunft Kenntnis, gehen in ihr Heimatland und können den Usurpator Amulio, einen Latiner, der auf dem Thron sitzt, töten. Sie lassen die Stadt in Schutt und Asche legen und ihre Leute auf der Suche nach einer neuen Heimstatt durch die Wildnis wandern, bis sie auf einer Ebene Halt machen, wo die neue Stadt entstehen soll.

Aber die Sabiner, die selber über Alba Long herrschen wollten, sind ihnen auf der Spur und gleichzeitig entflammen beide Brüder für Julia, die Priesterin der Sabiner, und geraten darüber in mörderische Eifersucht in Streit …

Was zu sagen wäre

Die Italiener suchen die Hoheit über ihre eigene Geschichte zurück. Nachdem Hollywood in den 50er Jahren mit Filmen wie Quo Vadis (1951), Das Gewand (1953) oder Ben Hur (1959) die römisch-italienische Geschichte gewinnbringend gefleddert hat, kommt der italienische Regisseur Sergio Corbucci und schlägt den ganz großen Bogen: Warum steht da überhaupt eine Stadt wie Rom? Wie kam es zu deren Gründung? Und so beginnt die Geschichte von Romulus und Remus, den Zwillingsbrüdern, die in frühester Kindheit zum Sterben ausgesetzt und von einer Wölfin gesäugt als Schäfer heran wuchsen und schließlich die Stadt Rom gründeten, bei der Ziehung der Furche als Stadtgrenze, quasi der Grundsteinlegung der ganzen Stadt, derart in Streit gerieten, dass Romulus schließlich seinen Bruder im Kampf tötete.

Die Legende der von der Wölfen gezeugten Brüder gibt es in mehreren Variationen und jetzt auch in der von Sergio Corbucci und seinen sechs Drehbuchautoren. Die freilich mit der überlieferten Sage gerade noch die Namen der Protagonisten teilt. In dieser Filmproduktion von 1961 stehen zwei Stars des B-Movies im Zentrum der Aufmerksamkeit: Steve "Hercules" Reeves und Gordon "Tarzan" Scott. Reeves, amtierender Mr. Universum (im Bodybuilding) tauchte 1953 erstmals auf der Leinwand auf als Mitglied der US-Olympia-Mannschaft im Howard-Hawks-Klassiker Blondinen bevorzugt. Er wirkte dann in mehr als 20 Spielfilmen mit, in Erinnerung blieb er aber vor allem als Halbgott "Hercules", den er tatsächlich nur dreimal verkörperte. Gordon Scott hingegen hatte sich nach seinem Militärdienst in verschiedenen Berufen ausprobiert, bis er 1953 – da jobbte er im Las Vegas Sahara Hotel – als Nachfolger von Lex Barker in der Tarzan-Rolle auserkoren wurde. Den spielte er in der Folge sechs Mal am Stück, bis Corbucci ihn als Remus besetzte. Für das damalige Marketing des Films war das der Hammer: "Hercules gegen Tarzan"!

Historische Fußnote: Auch Gordon Scott sollte später auf der Leinwand noch den Hercules verkörpern ("Herkules und die Prinzessin von Troja" – 1965).

Der Film als solcher – also "Romulus und Remus" – ist ein windiges B-Movie, in dem Steve Reeves andauernd im imposanten Oben-ohne-Look und strahlend blauen Augen  herumläuft, während Gordon Scott angezogen bleibt und aus braunen (bösen) Augen zurückblitzt. Plakatmotiv: Romulus und Remus (1961) Die Geschichte ist frei dazu fabuliert. Es wird suggeriert, dass die Zwillinge Romulus und Remus aus dem Haus der Sabiner stammen, einem dortigen Erbfolgestreit, entkamen, weil ihre Mutter sie auf dem Tiber aussetzte, von dem sie ans Ufer getrieben und von der sagenhaften Wölfin gefunden wurden – die in diesem Film einen geradezu beleidigend sinnlosen Auftritt hat. In der dem Film zugrunde liegenden Sage tauchten die Sabine erst viel später auf. Aber egal.

Auf der Leinwand ist nun das Volk der Alba Longa bestrebt, ihre Macht durch die Hochzeit ihres Heerführers mit Julia, der Tochter des Sabiner-Königs zu festigen. Statt dessen ist das Volk der Alba Longa durch eine List von Remus bald Geschichte, die sabinische Königstochter in Liebe zu Romulus entflammt (offenbar haben die italienischen Produzenten da sowas wie "Romulus und Julia" im Kopf), was dessen Bruder Remus in Krämpfe der Eifersucht treibt. Irgendwo zwischendurch weissagt die heimliche Mutter der Zwillinge ihrem Romulus, dass sie eine Stadtgründung sehe, jenseits des feurigen Berges und jenseits des sumpfigen Landes in einem Tal zwischen sieben Hügeln. Also ziehen alle los und suchen dieses gebenedeite Tal.

Meine Güte, was hätte man aus diesem Stoff alles machen können. In dieser italienischen Version reicht eine blonde Frau, die beiden markigen Brüder zu entzweien – ohne, das sei betont, dass sie irgendwo den einen gegen den anderen ausgespielt hätte; ihre Präferenz für Romulus ist von Anfang an klar und der erweist sich als Freiheitskämpfer mit dem Herz auf dem rechten, sprich dem antikommunistischen Fleck: „Ursprünglich waren wir einmal Schäfer. Arme Leute, die sogar in der Nacht keine Decke hatten. Und die so friedfertig waren, dass sie die Hand küssten, die sie ausplünderte. Aber das hat sich geändert. Wir sind jetzt eine Gruppe von Hungerleidern, die sich zurückholt, was man ihr geraubt hatte.“ „Und dabei Menschenleben opfert?“, fragt Julia. „Ehe sie verhungert.“ „Warum habt Ihr nicht versucht, in Alba Longa Arbeit zu finden?“ „Du hast Recht. Aber daran hindert uns die Liebe zu unserer Heimat, zu den Hütten in denen wir geboren sind, zu den Hügeln, den Flüssen und den Tälern. Wir wollen frei sein.“ „Man kann auch in einem Lande frei sein, das von Gesetzen regiert wird und in dem diese befolgt werden müssen.“ „Wo gibt es eine Stadt, in der die alten Gesetze noch gelten? In Alba Longa sicher nicht!“ Damit ist die Strategie des Drehbuchs ausreichend erklärt: Alba Longa muss weg. Und der Traum von Rom muss Wirklichkeit werden.

Remus mit seinen glutbraunen Augen allerdings will es seinem blauäugigen Zwillingsbruder erst noch zeigen und den schnelleren Weg zum geweissagten Tal über den Feuerberg finden (gemeint ist sicher der Vesuv) – auf dem dann aber alle Männer, Frauen und Kinder unter seiner Obhut sterben, nur er nicht. Während gleichzeitig Romulus das Tal über den potenziell gefährlicheren Weg unbeschadet findet – wobei es da unterwegs keine der angedeuteten Sumpf- und Moor-Gefahren gegeben zu haben scheint.

"Romolo e Remo" macht einmal mehr deutlich, dass es nicht reicht, Szenen aus den oben genannten Sandalenfilmen der zurückliegenden Jahre nachzuspielen, um einen Klassiker zu produzieren. Der vorliegende Film hier ist was für Freundinnen und Freunde Muskelbepackter Männer, die markige Sätze aufsagen.

Wertung: 2 von 7 D-Mark
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