Der inzwischen erwachsene Danny Torrance, der Sohn des verrückten Jack, hat wie sein Vater eine Mordswut in sich, ist alkoholabhängig – und hat die Fähigkeit Shining (auch bekannt als zweites Gesicht). Dadurch kann er die Gedanken anderer Menschen lesen und Visionen von zukünftigen und vergangenen Ereignissen empfangen.
Danny arbeitet in einem Hospiz. Dort nutzt er seine besondere Kraft, um Sterbende kurz vor ihrem Tod zu trösten. Hier lernt er die junge Abra Stone kennen, deren Shining viel stärker ist als seins.
Zusammen gehen sie gegen die Sekte "Der Wahre Knoten" vor. Denn diese sind ehemalige Shining-Nutzer und ernähren sich wie Vampire vom Steam, der Lebenskraft toter Kinder, die Shining besitzen. Je qualvoller der Tod der Kinder, desto reiner das Steam.
Dadurch werden „die Wahren“ hunderte von Jahren alt. Doch Dannys Kampf gegen den Knoten ist härter als erwartet, denn die Sekte sieht in Abra viel mehr als nur die nächste Mahlzeit …
Die Crux mit Fortsetzungen ist, dass sie von vornherein nach Geld stinken. Wäre das Original nicht erfolgreich gewesen, gäbe es diese Fortsetzung gar nicht – Ausnahmen bestätigen die Regel, aber Stephen Kings "The Shining" gilt, spätestens seit Stanley Kubrick es mit seiner Verfilmung geadelt hat, als Klassiker der Horrorliteratur und also als cash cow.
In diesem Fall aber kann man zumindest sagen, dass Stephen King seinem Erfolgsroman selbst ein (schriftliches) Update verpasst hat; was die Erzählung zu diesem nun vorliegenden Film ein wenig verkompliziert. Man muss nämlich unterscheiden zwischen dem Shining-Kosmos des Stephen King und dem des Stanley Kubrick. Letzterer ist natürlich viel viel bekannter, aber auch nur oberflächlich deckungsgleich mit der Romanvorlage. Legendär wurde die Auseinandersetzung des Autors mit dem Regisseur, weil beide mit dem Werk des Anderen wenig anfangen konnten. 2013 also schrieb King seinen 1977 erschienenen "Shining" fort; das Overlook Hotel war da schon in seine Einzelteile explodiert, all die Geister aber, die es bevölkerten, lebten fort und suchten Danny Torrance, den kleinen Sohn des durchgedrehten Jack, weiterhin in dessen Albträumen heim.
Stephen King hatte eine gute Motivation, diese Geschichte wieder aufzugreifen. Nach seinem schweren Unfall, der ihn beinah Gliedmaßen und/oder Leben gekostet hätte, und nach seiner (hoffentlich auch weiterhin) überwundenen Drogensucht hatte er genügend Ansätze, dem Shining des kleinen Danny nochmal nachzuhorchen und dabei vielleicht auch einige Dämonen zu vertreiben, die King selbst immer noch heimsuchen.
Hollywood tickt so nicht. Filme, die schnell an die 100 Millionen Dollar kosten, taugen nicht als Therapiestunde für den Filmemacher; das ist zu teuer. Aber Kubricks Film war ein Erfolg und was also spricht dagegen, wenn King schon selbst die Fortsetzung geschrieben hat, auch den Film fortzusetzen? Eben genau das: Weil schon Stanley Kubrick die Seele der King'schen Vorlage umschrieb und Mike Flanagan jetzt, 2019, das Problem hat, die eigentliche Hauptfigur, Danny Torrence zu erklären. Es dauert bald eine Stunde, bis lauter Szenen – hier eine sektenähnliche Gemeinschaft, da ein kleiner Danny mit Wahnvorstellungen, dort ein Treffen der Anonymen Alkoholiker, daneben ein erwachsener Danny, der in einer anderen Stadt neu anfängt – zu einem stringenten Handlungsfaden zusammenfinden, indem ich mich im Kinosessel dann endlich auf eine Story konzentrieren kann: Aha, es gibt eine Art Shining-Vampire, und Danny und die junge Abra haben ein Shining, das stärker ist als das vieler anderer. Somit sind sie besonders lecker für die Vampire, wichtig für deren Überleben; aber damit sind die beiden auch stärker, als die hungrigen Vampire.
Das ist schon eine Schwäche in Kings Vorlage, dass das Shining plötzlich in unterschiedlichen Versionen und unterschiedlichen Ausprägungen existiert, aber es ist immer noch Kings Shining und er kann es in seinen großartigen Formulierungen beschreiben. Im Film habe ich lange das Gefühl, der Exposition einer Netflixserie zuzuschauen, die auf jeden Fall in eine zweite Staffel gehen soll. Flanagan Film dauert zweieinhalb Stunden und folgt, bis auf ein paar kleinere Kürzungen, brav der Vorlage. Der Film zeigt, dass sich Hollywood Kings Büchern heute mit mehr Respekt begegnet, den Focus nicht auf die Splattereffekte legt, sondern auf das gruslige Bauchgrummeln, dass den Leser in Kings Werken immer wieder erfasst, der Horror wird, wie zuletzt auch in Es, subtiler in die Kinosessel verteilt. Flanagan switcht visuell zwischen Realität, Vision und Shining und erzeugt damit Spannung in einer Art unheimlicher Zwischenwelt. Damit gelingt ein ordentlicher Gruselfilm, dem Ewan McGregor, Rebecca Ferguson und Cliff Curtis mit ihrer Leinwandpräsenz zusätzliche Kraft geben.
Aber dann steht ihm doch diese verflixte Kubrick-Shining-Version, über die jeder denken mag, was er will, die aber überregional als zeitloser Klassiker gehandelt wird, im Weg. An deren Eleganz kommt diese Fortsetzung – auch wenn sie die Verfilmung der geschriebenen Fortsetzung, nicht die des Kubrick-Films ist – nicht heran; was womöglich erst im Nachhinein beim Bier stören würde, wenn Mike Flanagan nicht dauernd aus diesem Film zitieren würde und zu allem Überfluss für den großen Showdown zwischen Gut und Böse das Overlook Hotel hat wieder aufbauen lassen und damit erheblich von der Romanvorlage abweicht; in Kings "Shining" war das Overlook in die kalte Nacht hinein explodiert. Hier steht es also noch mitsamt der schummrigen Ausstattung, dem Teppich im 70er-Jahre-Farbmuster, der blutstürzenden Fahrstuhltür und sogar einem Jack-Nicholson-Lookalike.
Das bricht dem Film nach dem viel zu langen Intro, in dem sich viel zu viele Personen und Episoden nicht zu einem Ganzen finden, um sich endlich in einem Zitatenebel eines Klassikers zu verlieren, den Rücken.