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Plakatmotiv: Friendship! (2010)
Ein gesättigter Filmstudent arbeitet
sich an Ost- und West-Klischees ab
Titel Friendship!
Drehbuch Oliver Ziegenbalg + Tom Zickler
Regie Markus Goller, Deutschland, USA 2010
Darsteller Matthias Schweighöfer, Friedrich Mücke, Alicja Bachleda, Todd Stashwick, Peter Macon, Kevin Rankin, Cameron Goodman, Kimberly J. Brown, Cocoa Brown, Dwayne Adway, Kirsten Block, Hans-Uwe Bauer, Justus Kammerer, Adrian Moore, Gitta Schweighöfer u.a.
Genre Komödie, Abenteuer
Filmlänge 110 Minuten
Deutschlandstart
14. Januar 2010
Inhalt

Nach dem Fall der Mauer 1989 steht auch für die Ossis endlich die Welt offen. Deshalb beschließen Veit und Tom nach San Francisco zu reisen.

Veit gibt erst vor, wegen der Golden Gate Bridge – „dem westlichsten Punkt der Welt“ – nach San Francisco reisen zu wollen. Auch Tom ist von der Idee fasziniert und schließt sich daher seinem Freund an. Da das gesparte Geld nicht reicht, buchen die beiden einen Flug nach New York City. Dort angekommen, mit nur 55 Dollar, einigen Kleidungsstücken und ein paar selbst gedrehten Filmen, offenbart sich Tom dann der eigentliche Grund für Veits Wunsch, nach San Francisco reisen zu wollen: Veit hat vor allem das Ziel, seinen Vater wiederzusehen, der vor 12 Jahren aus der DDR floh und dessen einziges Lebenszeichen eine jährliche Postkarte zu Veits Geburtstag ist.

Pünktlich zu seinem Geburtstag will Veit vor dem Postamt in San Francisco warten, um dort seinen Vater zu treffen, wenn dieser die alljährliche Geburtstagskarte für Veit aufgibt. Sie beschließen per Anhalter weiter zu reisen, da das restliche Geld gerade für ein Zugticket nach New Jersey reichen würde.

Ein Comic-Zeichner nimmt die beiden mit in Richtung San Francisco. Er bringt die beiden in eine Bar, wo sie ihren Film vorführen dürfen, in der Hoffnung, dadurch etwas Geld zu verdienen. Sie lernen zwei junge Mädchen kennen, die sie nach Hause einladen. Da deren Eltern unverhofft früher zurückkehren, müssen Tom und Veit das Haus überstürzt verlassen und die Nacht in der Wildnis verbringen.

Plakatmotiv: Friendship! (2010)Am nächsten Morgen bekommen sie in einem Diner ein kostenloses Frühstück. Dort bringt Veit einem der Gäste, einem Biker, seinen Geldbeutel, den dieser auf dem Tisch vergessen hatte. Die Motorradgang des Bikers nimmt die beiden daraufhin in Richtung Westen mit.

Während einer Rast kommt es aber zwischen Veit und einem betrunkenen Biker zum Streit und Tom wird am Gebiss verletzt, als er dazwischengehen will. Der Biker Hope leiht Veit und Tom das Auto seines Bruders, unter der Bedingung, dass sie es zu Hopes Bruder in der Nähe von San Francisco überführen. Der Biker stellt auch fest, dass er keinen Schlüssel für den Kofferraum habe. Trotz des Verdachts der beiden, dass sie Drogen oder Waffen befördern sollen, nehmen sie das Angebot an …

Was zu sagen wäre

Ein Filmemacher lebt seine Träume aus, nutzt dazu seine Möglichkeiten. Markus Goller, geboren 1969 in München, beruflich sozialisiert in den 1990er Jahren als Filmeditor für Studentenfilme und Musikvideos erzählt hier eine Geschichte über Fremde in der Fremde.

Goller ist weder Ossi noch Ami, aber er stellt sich vor, wie die Vorstellungen, die es zu diesem und jenem gibt, ineinanderkrachen. Sein Film basiert auf einer Reise des Produzenten Tom Zickler. Der machte sich nach der Wende mit Freunden auf, um nach San Francisco zu reisen. Auch sie konnten aus Geldgründen nur bis New York fliegen und mussten den Rest des Weges trampen, konnten kaum Englisch und mussten in einem Stripclub Geld verdienen.

Es ist der größtmögliche Clash of Cultures: Bürger eines bis eben noch kommunistischen Landes treffen auf Bürger eines Landes, die Kommunismus vor allem für Folklore halten, jedenfalls nicht mehr wirklich ernst nehmen. Ein großes Thema.

Markus Gollers USA sind voller Ziele, voller Hindernisse und voller freundlicher US-Ur-Einwohner, die neuen Ideen sofort aufgeschlossen hilfreich gegenüber stehen, weil die USA als solche ein Land der Pioniere sind – Pioniere, die neue Ideen aufnehmen und auswerten, sie auf ihre Vermarktbarkeit abklopfen. Ein schöner Traum („Geld, Geld, Geld. Seid wir sind, geht es nur ums Geld. Das ist ja wie ein Fluch. Da steckst Du so eine blöde Plastikkarte in die Bank und sofort kommt Geld raus. Wenn Du die Karte nicht hast, dann bist schön der Arsch, aber richtig schön der Arsch, echt.“).

Goller arbeitet sich an all den Bildern ab, die wir in Europa so von den USA haben, weil wir ja alle diese US-Road-Movies kennen – sogar die Rain-Man-Stahlbrücke kommt vor. Dem stellt er eine naive Begeisterung der US-Bürger für alles Ost-Europäische gegenüber, das den ostdeutschen Travellern auf ihrem Weg durch die USA helfen wird. Da entscheidet sich dann das wirtschaftliche Schicksal der Gruppe natürlich im kapitalistischsten Ort des Kapitalismus, in Las Vegas.

Ein hübscher, unterhaltsamer Film, der auf wahren Begebenheiten beruht, aber vielleicht an Wert verliert, weil Marketing-Zugpferd Matthias Schweighöfer (Zweiohrküken – 2009; „Operation Walküre“ – 2008; „Der rote Baron“ – 2008; Keinohrhasen – 2007; „Soloalbum“ – 2003) den Klischeefiguren des Films kein menschliches Charakter-Gewicht gegensetzen kann. Im Kinosessel bekommen wir alles, was wir uns unter „Amerika“ vorstellen. Wir bekommen nur keine echten Menschen, mit denen wir mitfiebern wollten.

Wertung: 4 von 7 €uro
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