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Plakatmotiv: Dieses bescheuerte Herz (2017)

Kalkuliertes Kino
das zu Herzen geht

Titel Dieses bescheuerte Herz
Drehbuch Maggie Peren + Andi Rogenhagen
nach dem gleichnamigen Roman von Lars Amend und Daniel Meyer
Regie Marc Rothemund, Deutschland 2017
Darsteller

Elyas M'Barek, Philip Noah Schwarz, Nadine Wrietz, Uwe Preuss, Lisa Bitter, Jürgen Tonkel, Bruno Sauter, Lu Bischoff, Stephan Buschmann, Sebastian Gerold, Kim Girschner, Jo Kern, Tesha Moon Krieg, Lena Meckel, Coco Möller u.a.

Genre Drama
Filmlänge 101 Minuten
Deutschlandstart
21. Dezember 2017
Inhalt

Lenny, der fast 30-jährige Sohn eines Herzspezialisten, lebt ein Leben in Saus und Braus. Er verprasst das Geld seines Vaters und geht fast täglich feiern. Als er nach einer Trunkenheitsfahrt durch das verschlossene Garagentor brettert und den Sportwagen im häuslichen Swimmingpool versenkt, sperrt sein Vater ihm die Kreditkarten. Er bietet Lenny jedoch die Chance, sie wieder freizugeben, falls er sich um einen seiner Patienten kümmert. Dabei handelt es sich um den 15-jährigen David, der mit einem schweren Herzfehler auf die Welt kam, unzählige Operationen hinter sich hat und für den jeder weitere Tag das Aus bedeuten könnte.

Anfangs widerwillig besucht Lenny David und dessen alleinerziehende Mutter in deren Hochhaussiedlung. Zum ersten Mal mit der Mühsal und den Gefahren durch die lebensbedrohliche Erkrankung konfrontiert, reagiert er widersprüchlich. Er fühlt sich zwar zu dem Teenager hingezogen, ist aber durch die vielen Einschränkungen in Davids Leben und die Schicksale seiner Schulkameraden im Hospiz überfordert. Er macht es sich zum Ziel, Davids materielle Wünsche zu erfüllen. Dazu gehören unter anderem Sportwagen fahren oder shoppen gehen, was für den Arztsohn leicht zu verwirklichen ist.

Doch Davids immaterielle Wünsche, wie beispielsweise ein Mädchen kennenzulernen, seine Mutter einmal glücklich zu sehen und sich zu verlieben, erscheinen Lenny kaum erreichbar. Er will sich aus der Verantwortung stehlen, wieder die Nächte im Club durchmachen und unbekümmert Sex haben. Also teilt er David mit, dass ihm nun ein anderer bei der Wunschliste helfen solle und sagt „Tschüß“.

Lennys Vater lässt als Reaktion darauf das Schloss der Villa austauschen. Ausgesperrt, erhält Lenny einen Schlafplatz bei David, den er nach seinem Rauswurf aus der Familienvilla wieder besucht. Durch das intensive Zusammenleben wächst ihm der Junge tatsächlich ans Herz und er spielt nicht nur seinen Beschützer, sondern fängt an, sich mit Frechheit und Fantasie um die scheinbar unmöglichen Wünsche Davids zu kümmern …

Was zu sagen wäre

Du bist ignorant, schusselig und egoman“, sagt die nette Ärztin zu Lenny. „Das ist das Beste, was einem todkranken Kind passieren kann.“ Das ist ein klassischer WYSIWIG-Film: Was uns der Trailer zeigt, ist was wir kriegen. Ein Arschloch wird durch einen herzkranken Jungen zum besseren Menschen: „Der Unterschied zwischen echten Brüsten und falschen ist wie der Unterschied zwischen Vanilleeis und Schlumpfeis.“ „Wie veganer Käse.

Die Dialoge sind immer an der Grenze zwischen Drama und Spruch, vom Soundtrack perlen bluesige Herzschmerz-Songs und das kaputte Verhältnis zwischen Lenny und seinem Vater ist am Ende auch gekittet. Es wäre gemein, den Film einfach schlecht zu finden, auch wenn er so berechnend daherkommt. Denn der Film von Marc Rothemund ("Mein Blind Date mit dem Leben" – 2017; "Heute bin ich Blond" – 2013; "Mann tut was Mann kann" – 2012; "Sophie Scholl – Die letzten Tage" – 2005; Harte Jungs – 2000; "Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit" – 1998) ist wie ein luftiger Popsong mit Reibeisenstimme-Sänger. Alle über 100 Minuten ausgebreiteten Probleme lösen sich in Wohlgefallen auf.

Der Film hat lustige Szenen und solche, die herzzerreißend sind und wenn zu Davids multipler Geburtstagsfeier zwischen Berlin und München Jeff Buckley Leonard Cohens "Halleluja" sanft auf der Tonspur begleitet, sind Tränen der Rührung sicher. Es gibt schlimmeres im Kinosessel auszuhalten.

Wertung: 4 von 8 €uro
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