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Plakatmotiv: Cujo (1983)

Der Horror schleicht sich
langsam in diesen Film

Titel Cujo
(Cujo)
Drehbuch Don Carlos Dunaway + Barbara Turner
nach dem gleichnamigen Roman von Stephen King
Regie Lewis Teague, USA 1983
Darsteller

Dee Wallace, Danny Pintauro, Daniel Hugh Kelly, Christopher Stone, Ed Lauter, Kaiulani Lee, Billy Jayne, Mills Watson, Sandy Ward, Jerry Hardin, Merritt Olsen, Arthur Rosenberg, Terry Donovan-Smith, Robert Elross, Robert Behling u.a.

Genre Horror, Thriller
Filmlänge 93 Minuten
Deutschlandstart
19. August 1983
Inhalt

Der freundliche und kinderliebe Bernhardiner Cujo wird auf der Jagd nach einem Kaninchen von einer tollwütigen Fledermaus gebissen. Das Wesen des Hundes ändert sich, er knurrt sein Herrchen an, putzt sich nicht mehr, wird aggressiver. Cujos Herrchen ist Joe Camber, der eine kleine Autowerkstatt draußen vor der Stadt betreibt. Seine Frau Charity hat in der Lotterie gewonnen hat. Sie schenkt ihm eine Hebebühne für seine Autowerkstatt und wünscht sich dafür, ihre Schwester in Connecticut zu besuchen. Joe nutzt die Abwesenheit seiner Frau, um mit seinem Saufkumpanen abzuhängen.

Am anderen ende der Stadt, in einem großen, mondänen Haus über der Küste wohnt die Familie Trennten – Vater Vic, Mutter Donna und der vierjährige Sohn Tad. Der Haussegen hängt gehörig schief: Donna hat eine Affaire. Die Marke, für die Tad Werbung produziert, kommt in Misskredit und Tad fürchtet sich vor den Monstern im Schrank seines Zimmers.

Vic ist auf Dienstreise, als der Wagen seiner Frau den Geist aufgibt und sie ihn zusammen mit Tad zu Joe Cambers' Werkstatt bringt. Doch das Anwesen der Cambers ist verwaist: Charity ist unterwegs – und Joe ist tot, getötet von seinem eigenen Hund, bei dem die Tollwut die Oberhand gewonnen hat.

Als Donna ankommt und aussteigen will, greift Cujo an. Sofort flieht sie zurück in das Auto – doch dieses will nicht mehr anspringen. Donna ist mit Tad an einem heißen Tag im Wagen gefangen und auch in der Nacht und am nächsten Tag. Sie wird sich dem Hund stellen müssen …

Was zu sagen wäre

Es gibt keine Monster“, beruhigt Daddy seinen kleinen Jungen. Und für Stephen Kings Universum trifft das unbedingt zu. Die meisten Albträume in Stephen Kings Romanen resultieren aus nichts Mystischem oder Übernatürlichem. In seinem Roman "Cujo" (1981) ist das Monster ein kuschliger Bernhardiner, ein knuffiger Riese, der keiner Fliege was zuleide tut, aber gerne Kaninchen jagt. Das wird ihm zum Verhängnis, eine Fledermaus beißt ihn und der knuffige Bernhardiner mutiert zu einer zähnefletschenden Bestie. Zunächst fällt das niemandem auf. Und dann sind die einzigen Zeugen der Verwandlung auch schon tot.

Der Horror kommt schleichend in diesen Film. Erst sind es nur Monster im Schrank, die sich mit einem Monstersprüchen vertreiben lassen, die vorsorglich auf einen Zettel notiert sind. Dann bekommt die zuvorderst so wunderbare Bilderbuchfamilie Risse – Donna hat ein außereheliches Verhältnis mit „dem lokalen Bock“, Tads Tennispartner Steve. Dann verwandelt sich Cujo. Und schließlich gibt Donnas ohnehin röchelnder Wagen im ungeeignetsten Moment für immer seinen Geist auf, als sie mit Tad auf dem gottverlassenen Werkstattgelände von Joe Chamber ankommt – weit draußen vor der Stadt – und von der Bestie belagert wird; ein Telefon außer Reichweite. Hilfe nicht in Sicht, ein heißer Sommer und ein kleiner Junge, dem Hitze und Wassermangel schwer zu schaffen macht. Stephen King hat den Jungen, Tad, in seinem Roman dehydriert sterben lassen; Plakatmotiv (US): Cujo (1983) er sei ihm „einfach so unter den Händen weggestorben“, hat er in einem Interview gesagt. Das hat helle Empörung unter Kritikern, Eltern und Lehrerverbänden hervorgerufen (vorher hatte die New York Public Library den Roman als eines der besten Jugendbücher ausgezeichnet). In Lewis Teagues Verfilmung überlebt Tad den Horror knapp.

Das für den Film geänderte Schicksal des Jungen stört nicht, denn der Film, der ziemlich nah am Buch bleibt, kann sich mit der Qualität des Romans ohnehin nicht messen. Zum einen hat der Film einfach Kings großartige Sprache nicht. Die Bilder aus Jan de Bonts Kamera sind ordentlich, Kings Sprache ist aber phantasievoller. Es fehlen aber sowohl die engere Verbindung zwischen dem Charakter des tollwütigen Bernhardiners mit den Monstern in Tads Wandschrank; und es fehlen die Passagen, in denen King die Story aus der Perspektive des Hundes vorantreibt, was der Geschichte eine viel größere Tiefe gibt.

Seinen Höhepunkt hat der brav die Vorlage nacherzählende Film auf dem verlassenen Gelände im Duell Monstertier gegen Muttertier. Lewis Teague und Jan de Bont erzeugen klaustrophobische Spannung im Wechsel zwischen sonnendurchflutetem Werkstattgelände und engem Auto mit panischem Kind. Hier muss Donna schwer büßen für ihre Affaire und braucht den Mut ihrer Verzweiflung, um sich, aber vor allem ihr Kind zu retten. Dee Wallace, eben noch Elliots Mutter in Steven Spielbergs E.T., spielt Donna als Getriebene, die erst im Laufe des Films damit beginnt, eigene Entscheidungen zu treffen. Zu Anfang bleibt sie selbst dann im Hintergrund, wenn ihr Junge Angst vor Monstern hat. Da überlässt sie lieber ihrem Mann das Feld. In die Affaire mit Vics Tennispartner Steve, so dürfen wir sicher annehmen, ist sie durch Steves forderndes Auftreten gezogen worden, nicht etwa, weil sie ihres Mannes überdrüssig wäre.

"Cujo" ist ein sehenswerter Horrorfilm, weil er die blutigen Exzesse im Rahmen hält und dafür Wert auf die Ausarbeitung der einzelnen Charaktere legt. Mit diesen echten Menschen fiebern wir gerne mit. Vor allem in dem engen, heißen Auto in der weiten, leeren Landschaft, bewacht von einem tollwütigen, ehemals kniffligen Riesen.

Wertung: 5 von 9 D-Mark
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