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Plakatmotiv: Matrix Resurrections (2021)

Eine Liebesgeschichte, die sich hinter zähen
Dialogen und Effekte-Krawumm versteckt

Titel Matrix Resurrection
(The Matrix Resurrections)
Drehbuch David Mitchell & Aleksandar Hemon
Regie Lana Wachowski, USA 2021
Darsteller

Keanu Reeves, Carrie-Anne Moss, Yahya Abdul-Mateen II, Jonathan Groff, Jessica Henwick, Neil Patrick Harris, Jada Pinkett Smith, Priyanka Chopra Jonas, Christina Ricci, Lambert Wilson, Andrew Lewis Caldwell, Toby Onwumere, Max Riemelt, Joshua Grothe, Brian J. Smith, Eréndira Ibarra, Michael X. Sommers, L. Trey Wilson u.a.

Genre Fantasy, Action
Filmlänge 148 Minuten
Deutschlandstart
23. Dezember 2021
Inhalt

Thomas Anderson lebt ein normales Leben, arbeitet für eine große Firma als erfolgreicher Spieledesigner. Er hat sein Abenteuer in der Matrix, das die Maschinen aus seinen Erinnerungen gelöscht haben, nachdem sie ihn wieder als Energielieferant andocken konnten, in drei Computerspielen mit dem Titel "Matrix" umgesetzt. Da er aber vermeintlich an Wahnvorstellungen leidet und zwischenzeitlich glaubte, die Handlung wäre real geschehen, ist er in psychiatrischer Behandlung und muss regelmäßig eine blaue Pille einnehmen, um die Wahnvorstellungen zu unterdrücken. Er besucht oft ein Café, in dem er die Familienmutter Tiffany trifft, die aktuelle Verkörperung Trinitys, die er aus den Wahnvorstellungen zu kennen glaubt.

Thomas kann doch nicht wirklich einst als Auserwählter Neo in den Krieg gegen die Maschinen gezogen sein, oder?

In einem isolierten Teil der Matrix entdeckt Captain Bugs einen Agenten, der sich seltsam verhält, indem er ihr bei der Flucht vor anderen Agenten hilft. Es stellt sich heraus, dass es sich um die aktuelle Verkörperung von Morpheus handelt. Sie befreit das Programm aus der Matrix, bevor dieses gelöscht wird. Bugs und Morpheus entdecken Neos Signal innerhalb der Matrix und können es zu Thomas Anderson zurückverfolgen. Sie befreien ihn aus der Matrix.

Neo wacht in der realen Welt in einem Tank auf, der zusammen mit einem weiteren Tank in einem besonderen Bereich steht. Er wird von einer Maschine, die mit den Menschen zusammenarbeitet, befreit und erkennt auf der Flucht, dass sich im benachbarten Tank Trinity befindet, die weiterhin angeschlossen bleibt. Auf Captain Bugs’ Schiff muss sich Neo langsam wieder an seine reale Identität erinnern. Er wird nach Io gebracht, der neuen Heimat der befreiten Menschen, und trifft dort auf Niobe, die als General den Oberbefehl über Io hat. Diese stellt ihn unter Arrest …

Was zu sagen wäre

Die Computerwelten sind auch nicht mehr, was sie mal waren. Um die Menschen als Energiegeber bei Laune zu halten – wir erinnern uns: Die Maschinen haben die Menschheit in schleimige Pods gepackt, jeden einzelnen an Kabel und Schläuche angeschlossen und zum Energielieferanten, zur Batterie degradiert, die um so besser funktioniert, je besser der Geist des angeschlossenen Menschen mit Leben beschäftigt ist, in diesem Fall natürlich vorgegaukeltem Leben – schicken die Maschinen sie nun in die künstliche Welt neuer Computerspiele. Die Menschen in der Matrix schwärmen von der Matrix-Trilogie, die sie auf ihren Konsolen rauf und runter gespielt haben wollen, nichts wissend von schleimigen Pods, in denen sie tatsächlich vegetieren. Um die menschliche Batterie bei Laune zu halten, braucht die Maschine kein gestaltetes Paradies im herkömmlichen Sinne mehr. Eine Kunstwelt in der Kunstwelt reicht aus. Deshalb dürsten die Menschen in der Matrix jetzt nach einer Fortsetzung, "Matrix IV", und das Team von Thomas Anderson, der die Trilogie einst für die Konsole erfand, soll sie designen. Die Programmierer rätseln, was das Neue war, damals an Matrix: „Es war ein Mindfuck.“ „Exakt. Die Leute wollen, dass wir ihre grauen Zellen entern. Und dabei ihre What-the-fuck-Synapsen aktivieren.

Es hat seinen Reiz, im Kinosessel diesem Welt-in-der-Welt-in-der-Welt-Gedanken des Films "Matrix Resurrections" nachzugehen. Aber das ist nicht die Intention Lana Wachowskis, die einst mit ihrer Schwester (damals noch Bruder) die Matrix-Geschichte erfunden hat und diese jetzt alleine fortsetzt. Aber warum fortsetzen? War 2003 nach dem Teil-III-Abspann nicht alles geklärt? „Ich weiß“, sagt der Matrix-Gameproduzent zu seinem Designer Thomas Anderson, „Sie haben gesagt, die Geschichte sei für Sie zu Ende. Aber so ist das eben mit Geschichten: Eigentlich enden sie nie, oder? Wir erzählen immer noch die gleichen Geschichten wie früher. Nur mit anderen Namen und anderen Gesichtern. Und ich muss sagen, ich bin aufgeregt. Nach all den Jahren dahin zurückzukehren, wo alles begonnen hat. Zurück in die Matrix.“ Zynischer hätte auch das Vertriebsstudio Warner Bros. den Werbetext zum eigenen Filmprodukt nicht formulieren können.

Vom Zauber des Originalfilms war ja schon in den beiden Folgefilmen nicht mehr viel über. Jetzt hat Lana Wachowski einen radikalen Schnitt gemacht und inszeniert ein sattes Abenteuer mit all den Computereffekten, die das 21. Jahrhundert bietet und kolportiert eine Geschichte über den freien Willen und die Wahrnehmung der Realität. Das hat in diesen Pandemiezeiten, in denen offenbar wird, dass viele Menschen der Realität der Wissenschaft keinen Glauben mehr schenken, Relevanz und viel wird im Film darüber gesprochen, wie leicht der Mensch zu beeinflussen ist, wie schnell zu überzeugen – da ist "Resurrection" genauso geschwätzig, wie damals, als im zweiten Teil der sogenannte Architekt auftauchte, der sehr langwierig erklärte, was eigentlich gerade alles passiert und was das zu bedeuten hat – im neuen Film taucht eine Art Nachfolger des Architekten auf, der auch nicht weniger redet und erklärt. Überhaupt muss in "Ressurection" (="Auferstehung") dauernd was erklärt werden, damit die Zuschauer, die nicht auf der Höhe jenes Wissens sind, das die Hardcore-Fans über ihre Matrix-Bibel auch nach 20 Jahren noch parat haben, auch mitkommen und sich erinnern, wie das alles war damals. Dabei ist das alles Zirkustinnef, Brimborium, das ablenken soll vom Eigentlichen.

Der Film erzählt eine simple Boy-meets-Girl-Geschichte. Das Drumrum-Brimborium und Special-Effects-Geklingel soll das Ganze nur besser an der Kinokasse verkaufen. Auch die böse Maschine hat sich in Neo und Trinity verliebt, irgendwie. Beide zusammen liefern nämlich viel mehr Energie, als jeder alleine ohne die jeweils andere. Das hat der Sektionschef, in deren Beritt die beiden liegen, erkannt und deshalb dafür gesorgt, dass sie nach den Geschehnissen in Teil III nicht entsorgt werden, sondern aufwändig wieder hergestellt und angeschlossen werden. Eigentlich hatte es so etwas, wie ein Happy End gegeben damals am Ende von Teil III – Neo einigte sich mit der Maschine, weshalb jetzt Mensch und Maschine freundlich zusammen leben. Aber es ist dann im neuen Film so wie im siebten Teil der Star Wars-Serie, als zwar das Imperium in Episode VI besiegt wird, aber flugs eine neue Ordnung für neue militärische Unterdrückung sorgt. In "Resurrection" haben die Maschinen weiter ihre menschlichen Batterien und die Matrix und die übrigen Menschen leben mit abtrünnigen Maschinen unter der Erde, jetzt in einer Welt namens Io. Der eben erwähnte Sektionschef jedenfalls erfreut sich mit Neo und Trinity als Doppelbatterie der höchsten Produktivitätsrate in der Maschinenwelt, womit er selbst ein kleiner Star ist – die Maschinenwelt ist jetzt offenbar so etwas ist wie die frühere Sowjetunion, in der die Führer um die effizienteste Erfüllung des Fünf-Jahres-Plans ringen.

Ist egal! Wie gesagt, alles Brimborium, bei dem sich die Autoren austoben konnten, um dem Film eine irgendwie philosophische Message aufzumalen. Eigentlich aber hat der reprogrammierte Thomas seine reprogrammiere Trinity getroffen, es ist so etwas wie Liebe auf den ersten Blick, beide kommen nicht mehr voneinander los und Thomas kämpft nun den knapp zweieinhalb Stunden langen Film darum, mit Trinity, also der echten, die immer noch im Schleim an Kabel angeschlossen ist, zusammenzukommen.

Hier hat der Film unverhofft seinen Magic Moment: Drei Menschen und zwei Maschinen bemühen sich rührend um die noch regungslose, nackte – also: schutzlose – Trinity, um sie aus ihrem Pod zu befreien. Mensch und Maschine als gemeinsame Geburtshelfer – das Bild fordert unvermittelt Gänsehaut. Der Rest ist SFX-Action mit länglichen Dialogen. Oder, wie ein Designer im Film sagt: „Jetzt ist es nur noch trivial. Das ist die Matrix heute.

Wertung: 2 von 8 €uro
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