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Plakatmotiv: Eva und der Priester (1961)

Melville verfilmt das Spannungsfeld
zwischen NS-Politik und Glaube

Titel Eva und der Priester
(Léon Morin, prêtre)
Drehbuch Jean-Pierre Melville
nach einem Roman von Béatrice Beck
Regie Jean-Pierre Melville, Fr., Italien 1961
Darsteller

Jean-Paul Belmondo, Emmanuelle Riva, Irène Tunc, Nicole Mirel, Gisèle Grimm, Marco Behar, Monique Bertho, Marc Eyraud, Nina Grégoire, Monique Hennessy, Edith Loria, Micheline Schererre, Renée Liques, Simone Vannier, Lucienne Marchand u.a.

Genre Drama, Romanze
Filmlänge 117 Minuten
Deutschlandstart
28. Juni 1963
Inhalt

Die Pariserin Barny, eine Witwe, lebt mit ihrer halbjüdischen Tochter während der Besatzungszeit in einer kleinen Provinzstadt. Die Kommunistin möchte dieTochter zum Schutz vor Verfolgung katholisch taufen lassen. Bei der Vorbereitung der Taufe kommt Barny dem Pfarrer Léon Morin nahe.

DVD-Cover: Eva und der Priester (1961)Léon kann den Zweifeln der überzeugten Atheistin Barny mit theologischen Argumenten entgegnen. Barny beschließt darauf, sich zur Taufe vorzubereiten …

 

Was zu sagen wäre

Sie trugen komische kleine Filzhüte mit wippenden Federn. Ohne die Abzeichen der faschistischen Armee hätte man sie für eine Komödiantengruppe halten können.“ Mit diesem Eingangs-Statement Barnys aus dem Off  sind Zeit und Stimmung gesetzt. „Unser Städtchen war von Mussolinis Soldaten besetzt!

Solange Barny aus dem Off ihre Situation erläutert, erleben wir im Kinosessel eine starre Gesellschaft mit ebenso starren Fronten. Dann kommt der erste Kontakt im Beichtstuhl, und schon schwebt der Film auf erleichterndem Intellekt. Melville inszeniert diesen ersten Kontakt im Beichtstuhl, als gäbe es die trennende Wand zwischen beiden nicht; in anderen wieder zeigt er, dass Priester und Eva die (vergitterte) Wand des Glaubens trennt – Ego te absolvo. Die Bekehrung ist eine verfilmte Diskussion zwischen Zweiflerin und Intellektuellem über Gott, die sich in Büchern manifestiert. „Ein Atheist fände bestimmt Gegenargumente …“ Die Manifestation des Glaubens ersteht in regelmäßigen Gesprächen zwischen Barny und dem Geistlichen.

Jean-Paul Belmondo, dieser virile Kerl des französischen Kinos als zurückhaltender Priester – das ist eine Schau für sich. Melville inszeniert seinen intellektuellen Diskurs mit der Leidenschaft des Filmemachers. Während seine Figuren die Theorie des Glaubens deklinieren, feuert Melville alle Ideen eines begabten Filmemachers auf die Leinwand. Es ist anstrengend, dem Film zu folgen, sich in dem Glaubensgebäude einzurichten. Aber es ist eine große Freude, der Inszenierung dieses dauernden verfilmten Dialogs zu folgen.

Plakatmotiv (Fr.): Léon Morin Prêtre – Eva und der Priester (1961)Nach dem Roman von Beatrix Beck (1952) inszenierte Jean-Pierre Melville ein subtiles und wahrhaftiges Frauenporträt, die Geschichte einer unmöglichen Liebe, eines Priesters und einer falschen Konversion. Er hält die theologischen Elemente der Erzählebenen durch die kämpferische Haltung des von Jean-Paul Belmondo imponierend verkörperten Priesters Morin in produktiver Schwebe.

Wertung: 3 von 7 D-Mark
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