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Plakatmotiv: Der Favorit der Zarin (1959)

Eine Farce über Geschlechter
mit dem Willen, albern zu sein

Titel Der Favorit der Zarin aka Der Chevalier des Königs
(Le secret du Chevalier d'Éon)
Drehbuch Ennio De Concini & Pierre Laroche & Jacques Laurent
Regie Jacqueline Audry, Frankreich, Italien 1959
Darsteller

Andrée Debar, Isa Miranda, Gabriele Ferzetti, Bernard Blier, Jean Desailly, Simone Valère, René Lefèvre, Jacques Castelot, Bernard Lajarrige, Dany Robin, Maryse Martin, Gisèle Grandpré, Hélène Tossy, Marcel Lupovici, Olivier Mathot, Fausto Tozzi, Rico Lopez, François Nadal u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 154 Minuten
Deutschlandstart
16. April 1960
Inhalt

Burgund, 1728: Nichts wünscht sich der grantige Comte d'Eon mehr, als dass die Frau seines Neffen Pascal nach sieben Töchtern endlich einen Jungen zur Welt bringt – seine einzige Hoffnung auf einen Erben und Stammhalter. Doch auch das achte Kind ist ein Mädchen, und so greift Pascal zu einer Notlüge und gibt die kleine Geneviève kurz entschlossen als "Charles" aus – schließlich hängt auch seine eigene Erbschaft davon ab, dass er seinem Onkel einen Sohn präsentieren kann.

Und da der Comte ohnehin nicht mehr lange zu leben hat, so Pascals Hoffnung, müsse man die Maskerade sicher nicht allzu lange aufrechterhalten. Doch weit gefehlt: 20 Jahre später ist der herrische Alte noch immer wohlauf. Geneviève hat sich inzwischen daran gewöhnt, "Charles" zu spielen. Daher macht es ihr auch nichts aus, als ihr Onkel sie zu einem Dragoner-Regiment schickt. Fluchend, fechtend und trinkfest steht sie zwischen den raubeinigen Soldaten ihren Mann.

Durch die Vermittlung einer Comtesse wird "Charles" von König Ludwig XV. und der Marquise Pompadour eines Tages für eine staatstragende Mission auserkoren und soll nach Petersburg reisen, um bei der Zarin Elisabeth den anstehenden Pakt Russlands mit Preußen zu sabotieren.

Und weil Elisabeth angeblich nur Frauen in ihrer Nähe duldet, soll der zierliche "Charles" sich als Frau verkleiden …

Was zu sagen wäre

Der Western der Amerikaner war den Franzosen ihr Musketier/Chevalier/Husaren-Abenteuer. Streitlustige Herren mit der hohen Kunst des Fechtens, charmante Damen, intrigante Höflinge und über allen weht die Gunst des Königs – oder eben auch nicht. Die französischen Filmstudios haben viele solcher Filme produziert. Der vorliegende unter der Regie von Jacqueline Audry vertauscht zu all diesen Komponenten auch noch die Geschlechter.

Andrée Debar spielt die achte Tochter eines unglücklichen Grafen, der sein Erbe zu verlieren droht, weil ihre Geneviève kein Charles ist. Also spielt Geneviève ihrem Großvater, der das Erbe zu vergeben hat, den raufenden, saufenden, polternden Sohn vor, der besser fechten kann als der Hauptmann der Dragoner. Plakatmotiv (Fr.): Le secret du Chevalier d'Éon (1959) Kurz sind wir erschreckt, dass eine Frau, die 20 Jahre als Kerl erzogen worden ist, derart unsympathisch in der Männerrolle aufgeht. Aber nachdem wir erlebt haben, wie der Hauptmann der Dragoner sich als sprücheklopfender Frauenheld durch die Wirtshäuser Frankreichs bumst, hat Andrée Gebar den "Mann" in ihrer Rolle schon sehr genau getroffen.

Der Film wird als Komödie verkauft: Eine Frau verkauft sich als Mann, um im entscheidenden Moment des Films als Frau zu réussieren und dadurch Frankreich zu retten. Die Frauenrolle muss die Frau, die vorgibt ein Mann zu sein, einnehmen, weil die russische Zarin angeblich keine männlichen Franzosen vorlässt. Das stellt sich als Falschinformation heraus, im Gegenteil, die Zarin, die dem "verkleideten Mann" auf die Schliche kommt, erwartet nun, dass der falsche Dragoner, der als Mme. Geneviève auftritt, um Mitternacht in ihre Gemächer vorgelassen werden, weil die Zarin auf junge, knabenhafte Männer steht. Der Dienst, der dort erwartet wird, kann aber der falsche Dragoner nicht leisten und also kommt wieder der säftelnde Hauptmann Bernard ins Spiel, mit dem, kaum dass das Licht gelöscht ist, Geneviève den Platz tauscht. Bernard seinerseits leistet seinen Dienst offenbar so befriedigend, dass die Zarin am Tag drauf ein Bündnis mit Frankreich eingeht und die bösen Preußen in den wind schießt. Natürlich hat sch auf der langen Reise von Paris nach Petersburg die verkleidete Geneviève längst in den strammen Hauptmann verliebt und der, als der durch einen Türspalt erblickt, dass der Junge weibliche Brüste hat, auch in sie.

Das muss man nicht glauben, auch nicht verstehen. "Le secret du Chevalier d'Éon" ist darauf ausgelegt, albern zu sein, eine Farce über Geschlechterklischees, die keinen Anspruch erhebt, mehr als eben das sein zu wollen.

Wertung: 3 von 7 D-Mark
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