Teddy Lemke wohnt als Untermieter bei Fräulein Biermann. Der sechsjährige Ulli, den Fräulein Biermann in Pflege nahm, ist ihm ans Herz gewachsen. Der Junge hält Teddy für seinen Vater.
Teddy Lemke hatte selbst einmal einen kleinen Sohn, mit dem er gemeinsam im Varieté auftrat. Als der Junge starb, gab Lemke den Artistenberuf auf. Ulli ermutigt Lemke, sich gemeinsam mit ihm wieder als Musikclown zu versuchen. Der Junge hat offensichtlich Talent, ein neues Engagement winkt.
Ausgerechnet in dieser Situation erfährt Herr Lemke, dass Ullis Mutter ihren Sohn nach Amerika holen will …
<Nachtrag1996>Ich sehe den Film erstmals im Fernsehen im Jahr 1976. Ich bin 15 Jahre alt. Ich weiß nichts von Heinz Rühmanns unglückseligen Verstrickungen oder Nicht-Verstrickungen im Dritten Reich. Überhaupt weiß ich wenig bis nichts über die Folgen des Weltkriegs, der als Zweiter in die Geschichte eingegangen ist, auf die deutsche Bevölkerung. Ich kenne Heinz Rühmann als Lustigen Mann mit tragischem Einschlag.</Nachtrag1996>
Deutschland nach dem Krieg ist ein zerrissenes Land. Männer sind nie aus dem Krieg heimgekehrt. Ehemänner, Väter liegen tot in fremder Erde – oder haben sich vielleicht auch einfach aus dem Staub gemacht – wer weiß das schon? Im Deutschland nach der Befreiung von den Nationalsozialisten sind Familienbande nicht zwingend blutsverwandt. In Hans Quests Film bilden eine Wohnungsbesitzerin, ein Untermieter und ein elternloser kleiner Junge die perfekte Familie. Das wird aber nicht so bleiben.



Heinz Rühmann spielt seine Paraderolle als freundlicher Clown. Sein Teddy ist tatsächlich dieser Clown, sehr erfolgreich mit seinem Sohn in den Varietés der Stadt. Bis der Junge starb und Teddy sich trauernd zurück zog. In der kriegsversehrten Gesellschaft fand er den elternlosen Ulli. Die beiden und die Vermieterin bilden sowas wie das Ideal einer Familie unter den herrschenden Umständen. Im vorliegenden Fall ist der Vater des kleinen Ulli nicht im Krieg geblieben. Er ist einfach abgehauen vor der Verantwortung, Vater zu sein. Der Film entstand zehn Jahre nach dem Krieg; die direkten Folgen will er augenscheinlich nicht mehr thematisieren. Aber die weiteren.
Das Familienmodell, das wir heute "Patchwork" nennen, ist 1955 aus der Not geboren. Genauso wie der Auslöser des folgenden Dramas. Die Mutter, die endlich einen sicheren Hafen – in den Armen eines reichen amerikanischen Mannes – gefunden hat und ihren Jungen wieder in die Arme schließen möchte, ist damals kein schlechter Mensch, sondern Alltag. Die Tragik, die zwischen blutsverwandten und zufälligen Eltern/Erziehungsberechtigten zwangsläufig entstand, greift der Film auf und führt sie einer Lösung zu, mit der die Zuschauer im Kino, die die dramatisierte Konstellation wahrscheinlich aus eigenem Erleben kennen, gut umgehen können. Dabei hilft den Italien-seligen Deutschen auch der Kniff, die Geschichte ebendort ausklingen zu lassen. Aus einem nicht näher erklärten Grund reisen Teddy und sein Pflegesohn noch an den schönen Gardasee. Dr Himmel ist blau, das Wasser auch, die Bäume sind grün und die Orangen orange. Da entblättert sich Urlaubssehnsucht, die die drohende Trennung der beiden Herzenszwillinge Teddy und Ulli abmildert.
Wenn sich der kleine Ulli im Finale in ehrlichster Aufrichtigkeit von seinem Ziehvater Teddy verabschiedet, zerreißt es uns das Herz, denn wir wissen – zusammen mit Teddy – dass die beiden sich nie wieder sehen werden. Im besten Fall wird Ulli seinen Ziehvater, den tragischen Clown, nicht vergessen. Hier bebildert dieser Film ein Gefühl, dass 1955 ein weit verbreitetes Gefühl in der deutschen Gesellschaft war.
Heinz Rühmann spielt großartig.