Ein Kindermörder versetzt die Reichshauptstadt Berlin in Angst und Schrecken. Der unbekannte Triebtäter hat bereits acht Kinder auf dem Gewissen, ein neuntes wird vermisst: Elsie, die kleine Tochter von Frau Beckmann.
Bei den Untersuchungen dringt die Polizei immer weiter in die Berliner Unterwelt vor, schon bald kann das organisierte Verbrechen aufgrund der zunehmenden Razzien und Kontrollen kaum mehr seinen Geschäften nachgehen. Sie beschließen selbst nach dem Mörder zu suchen und spannen dafür das Netz der Bettler ein.
Eine bestimmte Melodie, die der Mörder pfeift wenn er einem Kind begegnet, wird dem Täter schließlich zum Verhängnis. Ein Bettler erkennt die Tonfolge und malt ein weißes "M" auf den Mantel des Verdächtigen. Der Verfolgte versucht zu entkommen, doch die Berliner Unterwelt und die Polizei sind ihm dicht auf den Fersen …
Ein Kind verschwindet. Was das für die Familie bedeutet, macht uns Fritz Lang (Metropolis – 1927) in den ersten Minuten seines Filmes klar. Er beginnt nicht, was man erwarten würde, mit einem Kind, das entführt wird.
Von nun an verfolgt der Film analytisch das weitere Geschehen. Die Polizei führt Razzien durch und kommt damit keinen Schritt weiter. Die Unterwelt Berlins fühlt sich belästigt und stellt eigene Suchtrupps auf die Beine. Das Gleichgewicht dieser Gesellschaft ist gestört durch einen „Außenseiter“, der Kinder mordet. Er stört das Gefüge der Stadt, in welchem sich Polizei und Ganoven eingerichtet haben. Aus Sicht der Polizei bringt er bringt Unruhe in die bürgerliche Gesellschaft, die sich am Stammtisch gegenseitig als Mörder beschuldigt. Lang inszeniert an dieser Stelle einen Streit zweier Stammtischbrüder, die im schnellen Schnitt-Gegenschnitt in die Kamera geifern und den jeweils anderen – tatsächlich: den Zuschauer – als Mörder verunglimpfen. Wir im Kinosessel bekommen eine Ahnung davon, was der Volkszorn, das gesunde Volksempfinden, anzurichten vermag.
In einer eleganten Parallelmontage verfolgt der Film nun im raschen Wechsel der Schauplätze die Konferenzen der Polizei am langen Tisch und die der Ganoven am kleinen runden Tisch, wie sie jeweils – und unabhängig voneinander – beratschlagen, wie sie den bösen „Außenseiter“ aus dem Verkehr ziehen können, damit wieder Ruhe einkehrt – die freilich jeder anders interpretiert. Sätze, die die Ganoven beginnen, beenden die Polizisten, oder umgekehrt. Da arbeiten zwei System, die eigentlich gegeneinander kämpfen, zusammen gegen einen Eindringling.
"M" ist in mehreren Genres angesiedelt. Er startet im Mietshaus als sozialrealistisches Proletarierdrama. Später wandelt er sich zu einem Dokumentarfilm, wenn er minutiös die Arbeit der Polizei listet, Fingerabdruckverfahren, Graphologie und psychologische Täteranalyse zum Thema der Ermittlungen macht. Die hysterische Angst der Bürger, ihr Denunziantentum und ihre Lynchlust, deren Zeuge wir am Stammtisch werden, wandelt den Film zur Satire. Und als dann der Mörder enttarnt ist, ein Gesicht, ein "M" auf die Schulter gestempelt bekommt, wird der Film zum Thriller – mit dem unheimlichen Effekt, dass wir im Kinosessel Mitleid mit dem Triebtäter entwickeln.
Den letzten Akt krönt ein unheimliches Gerichtsdrama, in dem Ganoven über einen Mörder zu Gericht sitzen. Hier hat Peter Lorre, der den Kindermörder, den Triebtäter und die tatsächlich gequälte Seele spielt, seinen ganz großen Auftritt: „Immer muss ich durch Straßen gehen, und immer spür' ich, es ist einer hinter mir her. Das bin ich selber! Manchmal ist mir, als ob ich selbst hinter mir herliefe! Ich will davon, vor mir selber davonlaufen, aber ich kann nicht! Kann mir nicht entkommen! Wenn ich’s tue, dann weiß ich von nichts mehr… Dann stehe ich vor einem Plakat und lese, was ich getan habe, und lese. Das habe ich getan?“ Peter Lorre ist ein bekannter Theaterdarsteller, aber noch nicht beim Film etabliert. Seine darstellerische Leistung hebt den Film hervor. Die Rolle brachte seiner Filmkarriere zwar den Durchbruch, legte ihn aber auch für lange Zeit auf diesen Typus fest; in seinen ersten Jahren in den Vereinigten Staaten erhielt er reihenweise Mörder-Rollen angeboten.
Folgt man Langs Erzählung in seinem Film, sind Polizei und Verbrecher zwei einander bedingende Organisationen, die lediglich ihre Machtbereiche gegeneinander abstecken. Als dann aber die Ganoven der Polizei deren originäre Aufgabe nehmen, für Ordnung in der Stadt zu sorgen, malt Fritz Lang das Bild der Weimarer Republik, in der die Nazis die schwachen Institutionen herausfordern. Und plötzlich steht da der Oberganove "Schränker", erinnert in seinem Ledermantel an Joseph Goebbels und spricht das Todesurteil über den wimmernden Kindermörder, den Fritz Lang unauffällig aber nachhaltig zum Opfer umdesigned hat: „Diese Bestie hat kein Recht zu existieren, die muss ausgerottet werden.“
Die Gerichtsverhandlung der Ganoven über den Mörder ist eine schallende, vor Sarkasmus triefende Ohrfeige gegen die damals aufkeimenden Nazis und die von ihnen eingeführten Volksgerichtshöfe: „Hier kommst du nicht mehr raus. Unschädlich bist du nur, wenn du tot bist.“ In Fritz Langs Film sucht eine Stadt einen Mörder. und für den Moment ist der Mörder klar definiert. Aber es ist nicht so klar, wer am Ende schließlich eigentlich der Mörder ist, und wer die Stadt, die ihn sucht.
Anfänglich entwickelten Lang und seine Drehbuch-Mitautorin und Ehefrau Thea von Harbou eine Handlung um einen Verfasser verleumderischer Briefe. Von dieser Idee ist im fertigen Werk nur noch übrig geblieben, dass der Kindermörder Polizei und Öffentlichkeit mit einem Bekennerschreiben narrt. Durch die gewohnheitsmäßige intensive Zeitungslektüre wurde Lang auf eine Reihe schwerer Gewaltverbrechen aufmerksam, die sich damals in Deutschland häuften.
Den stärksten Eingang in die Handlung gefunden hat der Fall des Serienmörders Peter Kürten, auch bekannt als der "Vampir von Düsseldorf". Kürten wurde im Mai 1930, nach Fertigstellung des Drehbuchs, verhaftet; sein Prozess fand unter enormer Medienaufmerksamkeit statt. Drei Wochen nach dem Todesurteil hatte "M" Premiere. In Spanien ist der Film unter dem Titel "M – El vampiro de Düsseldorf", in Italien unter "M – Il mostro di Düsseldorf" und in Brasilien "M – O vampiro de Düsseldorf" bekannt. Der im Film gesprochene Dialekt, die Stadtpläne im Kommissariat und im Konferenzraum des Ringvereins sowie Straßenwerbung für eine Berliner Tageszeitung weisen jedoch auf Berlin als Ort der Handlung hin. Außerdem spricht der Minister in einem Telefongespräch mit der Polizei davon, „dass ein unbekannter Mörder viereinhalb Millionen Menschen terrorisiert“; damit konnte eindeutig nur Berlin gemeint sein, die damals drittgrößte Stadt der Welt. Es wird auch mehrfach das Berliner Polizeipräsidium am Alexanderplatz erwähnt, der mit seinem volkstümlichen Spitznamen „Alex“ genannt wird. Außerdem sieht man bei Fahrzeugen das Berliner Autokennzeichen IA.