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Plakatmotiv: Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon (2018)

Wunderbar leichtfüßiges Feel-Good-Movie
für die engen Sitze des Programmkinos

Titel Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon
Drehbuch Gernot Gricksch & Florian Gallenberger
nach dem gleichnamigen Roman von Jockel Tschiersch
Regie Florian Gallenberger, Deutschland 2018
Darsteller

Elmar Wepper, Emma Bading, Monika Baumgartner, Dagmar Manzel, Ulrich Tukur, Sunnyi Melles, Karolina Horster, Gudrun Ritter, Bernd Stegemann, Michael Hanemann, Tilman Pörzgen, Gilbert von Sohlern, Tatja Seibt, Anna Böger, Nils Hohenhövel, Mathias Herrmann, Jockel Tschiersch, Heinz Lieven u.a.

Genre Drama, Komödie
Filmlänge 1126 Minuten
Deutschlandstart
30. August 2018
Website http://www.gruener-wirds-nicht/
Inhalt

Schorsch ist Gärtner in einer bayerischen Kleinstadt und schuftet täglich in seinem Betrieb, der kurz vor der Pleite steht. Er redet nicht gern und auch nicht viel. Hat er nie. Die Ehe mit seiner Frau ist längst entzaubert und zu allem Überfluss möchte seine Tochter jetzt auch noch an die Kunstakademie. „Ein solcher Schmarrn!“ ist alles, was Schorsch dazu einfällt. Nur über den Wolken, in seinem Doppeldecker, einer alten Kiebitz, fühlt sich Schorsch wirklich frei.

Doch dann missfällt dem Chef des lokalen Golfplatzes, den Schorsch angelegt hat, der Grünton des Rasens und Schorsch bleibt auf seiner Rechnung sitzen. Als der Gerichtsvollzieher kurz darauf sein geliebtes Flugzeug pfänden will, setzt sich Schorsch in die Kiebitz, packt den Steuerknüppel und fliegt einfach davon. Ohne zu wissen, wohin.
Es beginnt eine Reise, die ihn an ungekannte Orte führt, voller skurriler und besonderer Begegnungen – und mit jedem Start und jeder Landung öffnet der Gärtner ganz langsam sein Herz wieder für das, was man eine Ahnung von Glück nennt…

Was zu sagen wäre

Aber es ist doch ihr Traum, eine Künstlerin zu werden“, beharrt Schorschs Frau auf den Berufswunsch ihrer Tochter. „Ja“, entgegnet der grummelige Kleingärtner, der will, dass seine Tochter die Gärtnerei übernimmt, so wie er sie von seinem Vater übernommen hat, „und aus Träumen wacht man irgendwann mal auf!“ Schorsch lebt in den Grenzen seiner kleinen Welt, in der alles seinen Gang so geht, wie es immer schon zu gehen hatte.

Und dann haut er eines Tages einfach ab. Sein Flugzeug wollen sie ihm pfänden, dabei ist doch er gar nicht schuld, dass das Geld fehlt. Der Golfplatzmann hat ihn übers Ohr gehauen. Nach mehreren Stunden ziellosen Fluges geht ihm der Sprit aus. Er landet auf einem Acker und bekommt einen ersten Eindruck, dass man Grenzen auch verschieben kann. Er trifft auf einen alten Landwirt, den seine Frau vor vielen Jahren sitzen ließ – „Sagte, sie gehe einkaufen. Langsam glaube ich, sie kommt nicht zurück.“, erzählt er beim Schnaps im Kerzenlicht – und der jetzt glücklich in seinem Haushalt lebt und schnarcht. Schorsch, der Gärtner, schneidet ihm die Kirschen im Garten zurecht und als er sich erbötig zeigt, auch sein Haus aufzuräumen, wehrt der Alte entschieden ab: „Hier wird nix aufgeräumt!“ Im Kinosessel ahnt man sofort, auf was die verschwundene Ehefrau besonderen Wert legte.

Der alte Landwirt gibt Schorsch den Tipp, sich bei Richard von Zeydlitz, einem adligen Landbesitzer im Rheinland, zu melden, der einen weitläufigen Park anlegen möchte. Bei dieser Arbeit lernt Schorsch Philomena kennen, die rebellische Tochter von Zeydlitz, die ihr Leben und besonders ihre Stiefmutter Evelyn hasst. Schorsch und sein Flugzeug findet sie cool und verbringt die folgenden Tage auf seinem Bagger und hilft bei den Gartenarbeiten. Sie sieht in Schorsch eine Chance zum Ausbrechen und versteckt sich in seinem Flugzeug, als er weiterreist. Ab hier wird aus dem Abenteuer eines alten Mannes ein Roadmovie zweier Menschen, die sich verlaufen haben. Die eine wird in eine Rolle gezwängt, in die sie nicht passt, der andere merkt nicht, dass er in einer Rolle steckt, die ihm nicht passt. Und das in einem roten Doppeldecker, der in wildromantischen Cinemascopebildern das grüne Deutschland von Oben erkundet.

Florian Gallenberger ("Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück" – 2015; "John Rabe" – 2009; "Schatten der Zeit" – 2004) erzählt diese Geschichte wunderbar weich und unaufgeregt, lässt Pathos und den überall lauernden Kitsch am Wegesrand liegen und setzt auf sein stärkstes Argument: Elmar Wepper als grummelnder Gärtner, der sei' Rua hom wui, liefert als Schorsch eine Weiterentwicklung seines Rudi Angermeier aus Doris Dörries Kirschblüten – Hanami (2008). Seine Mitreisende, Philomena, spielt die 20-jährige Emma Bading als immer nah an der Explosion entlang schrammende Teenagerin, die endlich einen Erwachsenen kennenlernt, der nicht spießig ist und ihn dafür zauberhaft aus dessen Immer schon so gewesen-Lethargie reißt.

Auf beider Weg warten kauzige, kapriziös, originelle Figuren mit spleenigen Lebensgeschichten, die Gallenberger mit leichter Hand erzählt.

Und natürlich hat auch Schorsch am Ende gelernt, dass man nur aus Träumen aufwachen kann, in die man sich erst einmal hineingewagt hat. Aber seinem Flugzeug kann ja auch mitten im Flug der Sprit ausgehen und er landet trotzdem gesund. "Grüner wird's nicht …" ist eines dieser elegant inszenierten Feelgood-Movies für das Programmkino in der Altstadt.

Wertung: 6 von 8 €uro
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