Man hatte die bekannte Köchin im Elysée empfohlen. Dort wird sie ausführlich mit der Etikette vertraut gemacht, aber niemand sagt ihr, was der Präsident denn gerne isst. Nur vage heißt es, er möge die einfache Küche wie bei seiner Mutter; also beginnt sie mit bodenständigen, jedoch verfeinerten Gerichten. Dass sie richtig liegt erweist sich nach mehreren Tagen, als der Präsident sie zu einer Audienz lädt. Obwohl er eigentlich nur zehn Minuten Zeit hat und bald am Flughafen sein muss, unterhält er sich mit Hortense am Ende über eine halbe Stunde lang über das Essen. Beide stellen fest, dass sie seit frühster Kindheit Kochbücher gelesen haben, und der Präsident empfiehlt ihr sein Lieblingskochbuch. Er macht zudem deutlich, dass er gerne Gerichte so einfach wie möglich hätte, dabei jedoch das Beste aus Frankreich auf dem Teller sehen will.
Das bringt Neider auf den Plan, die ihr den Kampf gegen komplizierte Bürokratie und steifes Protokoll erschweren. Die Leibärzte des Präsidenten sind von Hortenses Küche nicht begeistert und verordnen dem Präsidenten eine strenge Diät verordnen. Er darf keinen Käse, keine schweren Soßen und kaum noch tierische Fette zu sich nehmen. Hortense wird gezwungen, sämtliche Speisepläne vorher mit den Ärzten zu besprechen. Häufig muss sie nun Kompromisse eingehen. Auch die Zentralküche fühlt sich von Hortense in ihrer Autorität beschnitten, behindert ihre Arbeit und intrigiert gegen sie. Die Finanzprüfung bemängelt wiederum Hortenses hohe Nahrungsmittelkosten sowie unnötige Fahrten zur Zutatenorganisation …
Ein Film aus Frankreich über das Essen. Ein Film über die genussfeindliche Bürokraten und sinnliche Landarbeiter. Ein Film zwischen dem saftigen Périgord und dem kalten Machtapparat. Das klang alles so, als wäre das ein wunderbarer Film für den Sonntagabend. Er langt aber doch nur für den Donnerstagvorabend, als amuse geuele sozusagen – als Appetithappen.
Der Film basiert lose auf der Biografie „Mes carnets de cuisine. Du Périgord à l’Elysées“ von Danièle Mazet-Delpeuch, die von 1988 bis 1990 Köchin für François Mitterrand war, schlägt aber daraus weder Funken noch Kapital, im Gegenteil. Die Geschichte wird in einen Rahmen eingebunden, vier Jahre später, die letzten Tage der Köchin Hortense auf einer Forschungsstation in der Arktis, wo ein Filmteam auf die aufmerksam wird, dem sie sich nicht öffnen will, weil die Arbeit im Palast offenbar unbefriedigend geendet hat. Da wird eine Storyline angedeutet, die dann nicht stattfindet. Während der Zuschauer das Leben im Palast kennenlernt, bleibt das Filmteam bis zum Schluss außen vor – keine Storyline. Die Schwierigkeiten im Palast sind dann eher von der erwartbaren Natur – Intrigen, Eitelkeiten und ein netter, aber dagegen machtloser Präsident.
Der Film plätschert leichtfüßig am Zuschauer vorbei, ohne eine echte Dramaturgie aufzubauen. Die Köchin kommt. Die Köchin kocht. Die Köchin geht. Das ist alles nett anzuschauen, die Schauspieler sind ordentlich bis gut, der eigentliche Spaß aber sind die ausgedehnten Essenszubereitungen in schöner Küche. Ein sympathischer, leichter Film, der die Seele der Franzosen besingt, die ja angeblich aus Essen und Reden besteht.
Danach hat man Hunger auf ordentliches Kino.