So hatte sich der Berliner Bauunternehmer Karl Brendt seinen Hochzeitstag nicht vorgestellt. Nachdem er von einem Geschäftstermin früher als geplant schon morgens nach Hause kommt, ist seine Frau Simone schon in Eile.
Also packt Karl seine Kinder Josefine und Marius ins Auto, um sie auf dem Weg ins Büro in der Schule abzusetzen. Unterwegs erhält er einen merkwürdigen Anruf: Ein Unbekannter droht damit, Karls Auto in die Luft zu sprengen, wenn sich jemand darin von seinem Sitz erhebt. Der Erpresser verlangt, dass Karl ihm eine halbe Million Euro auf ein Offshore-Konto überweist.
Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, sorgt der Mann für einen Zwischenfall, bei dem Marius auf der Rückbank verletzt wird. Für Karl beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit …
Ein Auto als rollende Zeitbombe im Stadtverkehr. Das erinnert an Speed (1994) von Jan de Bont. Also ein Genrestück, in dem auf tierschürfende Plausibilität nicht immer Rücksicht genommen werden kann. Hauptsache, es fetzt. Und das tut es eine Zeit lang sehr gut.
Wir hängen im Kinosessel mit Vater und zwei Kindern im engen Auto fest – der Sohn bald lebensbedrohlich verletzt – und haben, wie der Vater, keine zeit, mal einem klaren Gedanken einen zweiten Gedanken folgen zu lassen. Dazu ist der Film on Location gedreht, meist befinden wir uns mitten im Berliner Großstadtgewusel, das macht das Erleben im Kinosessel unmittelbarer. Nur darum geht es in Genrestücken wie diesem: Wir müssen in den Kinosessel gedrückt werden.
Der Film verliert den Kontakt zu seinem Zuschauer im Kinosessel, als der Erpresser sein Gesicht zeigt und der Film uns Zeit lässt zu fragen, wie die Type an all die Konto-Informationen von Vater, Ehefrau, Geschäftspartnern und so weiter kommen konnte. So nachvollziehbar das Motiv, so hanebüchen einfach die Möglichkeit dieser Erpressung. Der Täter hat im Drehbuch offensichtlich keine Rolle außer der des Täters gespielt. Das war bei Jan de Bont 1994 anders, Bombenerpresser Dennis Hopper hatte einen Grund. Aber an der Stelle liefern sich dann SEK und Kampfmittelräumdienst eifersüchtige Kompetenzstreitigkeiten, wie sich in dieser Situation nur Drehbuchautoren ausdenken können, die uns im Kinosessel aber vom darüber nachdenken kurzfristig ablenken.
Da betritt Hannah Herzsprung die Szenerie und sie als coole Kampfmittelräum-Expertin ist ein neuer Hingucker. Endlich jemand, die die unklare Situation durchschaut, die uns den Eindruck vermittelt, dass bei der deutschen Polizei nicht nur Testosteron gesteuerte Idioten Dienst tun, sondern auch manchmal Menschen. Von dieser Erleichterung bis zum Abspann passiert den Figuren im Film nichts Existenzielles mehr, aber es bleibt für den Moment im Kinosessel spannend – und so ist es okay.