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Kinoplakat: Borat – Kulturelle Lernung von Amerika um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen
Fäkalhumor und Faked Reality
maßlos überschätzter Bockmist
Titel Borat – Kulturelle Lernung von Amerika um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen
(Borat: Cultural Learnings of America for Make Benefit Glorious Nation of Kazakhstan)
Drehbuch Sacha Baron Cohen + Anthony Hines + Peter Baynham + Dan Mazer + Todd Phillips
Regie Larry Charles, USA 2006
Darsteller Sacha Baron Cohen, Ken Davitian, Luenell, Bob Barr, Pamela Anderson, Alan Keye u.a.
Genre Komödie
Filmlänge 84 Minuten
Deutschlandstart
2. November 2006
Inhalt

Der kasachische Journalist Borat verlässt Kasachstan und reist in die USA, um hier im Auftrag seines Präsidenten einen Dokumentarfilm über das Land und seine Einwohner zu drehen. Kreuz und quer fährt er durchs Land und trifft hier auf „wahre” Leute im „wahren” Leben und das hat zum Teil wahrlich irrsinnige Konsequenzen.

Borats rückständiges und hinterwäldlerisches Auftreten ruft heftige Reaktionen hervor und entlarvt Vorurteile und Heuchelei der us-amerikanischen Kultur. In einigen Fällen teilen seine Interviewpartner durchaus seine unverschämten Ansichten vor allem bei den Themen Männer & Frauen und Hautfarbe.

Andere versuchen ihm eine patriotische Lektion in „Westlichen Werten” zu erteilen. Wa-wa-wee-wa!

Was zu sagen wäre

Eins gleich vorweg: Der „kasachische Journalist” bereist die Vereinigten Staaten und deshalb wird also die us-amerikanische Kultur „entlarvt”. Aber machen wir uns nichts vor. Dasselbe hätte mit deutschen Dumpfbacken und deutschen Studentenverbindungen auch funktioniert. Stefan Raab und Konsorten machen es fast wöchentlich vor. Stefan Raab hat allerdings mehr Niveau. Und die besseren Judenwitze macht in diesen Tagen Woody Allen, dessen Scoop gerade angelaufen ist.

Vorschusslorbeeren ohne Substanz

Borat startet mit allerlei Vorschusslorbeeren. Selbst Oliver Kalkofe, der, als er noch nicht an die kommerzielle Kette der Marketingverwurstungsindustrie gelegt war, an jedem Film das wundervoll formulierte Haar-in-der-Suppe fand, hämmert den Lesern seiner Hauspostille „Cinema” seit zwei Monaten ein, man müsse „Borat unbedingt sehen”. „Wahnsinnig komisch” lauten andere Kritikerstimmen, „Atemberaubend”, „Aufrührerisch”, „Gefährlich”, oder „Subversiv”. Der Filmdienst war dadurch derart verstört, dass er orakelte, der Film mache es schwer, „eine Grenze zwischen Dokumentation und Fiktion zu ziehen, und irritiert durch einen mitunter sehr platten und derben Humor”. Auf deutsch gesagt: Der Film ist Mist.

„Wahnsinnig komisch” ist er nicht. Sein Mastermind Sacha Baron Cohen ist wahnsinnig mutig. Okay. Manches muss man sich trauen können. „Atemberaubend” ist ein – wahrscheinlich echter – Überfall auf Pamela Anderson. Man kann als Zuschauer im Kinosaal von ihr ja halten was man will, aber ihr bei einer Autogrammstunde eine Decke über den Kopf zu werfen und sie vom Stuhl zu reißen, erfüllt manchen Tatbestand, aber nicht den der Komik.

Judenwitze um den politisch korrekten Stachel zu löcken

„Aufrührerisch„? Die von Borat inszenierte Angst vor Juden, die sich dem Kasachen zufolge offenbar auch in Kakerlaken verwandeln können ist – wenn ich es denn überhaupt mit einem Adjektiv adeln soll – effektheischend: Sag was Abfälliges über Juden und jeder freut sich über Political incorrectness. Wie sagt Woody Allen in Scoop: „Ich bin zum Narzismus konvertiert. Aber sagen Sie es nicht weiter, sonst hagelt es gleich wieder Beschwerden wegen Antisemitismus.”

Wie „subversiv” mag es sein, einen Gebrauchtwagenhändler zu fragen, wie schnell man mit dem Fahrzeug fahren müsse, um einen Zigeuner zu töten? Ach herrje … soll der Gebrauchtwagenhändler mit dem offensichtlich seiner fünf Sinne nicht mächtigen Kunden eine Debatte über „Das darf man aber nicht tun” führen, wenn er doch eigentlich seine Autos verkloppen will?

Unscharfe Grenze zwischen Realität und Fiktion

Es ist genau das Problem des Films, das der Filmdienst beschreibt und deshalb ist Borat tatsächlich „gefährlich”. Die Grenze zwischen Fiktion und Realität ist unscharf und da stellt sich bald die Frage, ob nicht auch besoffene Burschenschafts-Studenten, die die Sklaverei zurück sehnen, nur ein Fake sind. Es ist bezeichnend, dass sich zwar Kasachen, Russen (und sogar Rumänen) auf den Schlips getreten fühlen und eine Entschuldigung verlangen – nicht aber all die (angeblich) hops genommenen Amerikaner.

Geradezu Größe bewiesen hat jener Antiques-Händler im Film, dem Borat jede Menge Porzellan zu Klump haut und der ungerührt dann nur 420 Dollar Scherbenersatz verlangt. Das beweist bestenfalls, dass die wertvollen, jetzt zerdepperten Sammlerstücke möglicherweise gefälscht sind. Ja, Du lieber Himmel, das ist aber auch keine Neuigkeit.

Platter, derber Proll-Humor

Der Film irritiert nicht durch platten und derben Humor. Der Film ist platt und derb. Bei einer feinen Dinnerparty bei Durchschnitts-Amerikanern fragt der vermeindich kasachische Gast nach der Toilette und kommt bald wieder mit einer Plastiktüte voller Exkremente. Die Hilflosigkeit der Gäste bei Tisch auf die Frage „Wo soll ich das hin tun?” ist nicht entlarvend oder subversiv. Sie ist natürlich.

Mit seinem „Produzenten” liefert sich Borat einen ausufernden Ringkampf – erst im Hotelzimmer, dann im Flur, im Fahrstuhl und schließlich auf einem Makler-Kongress in einem der Hotel-Säle. Und das alles splitternackt. Ist das witzig, wenn beim Ringkampf der eine beständig des anderen Genitalien und rückwärtige Körperöffnungen im Mund hat?

Wahrscheinlich bin ich einfach nur ein verknöcherter alter Griesgram – mit 45 Jahren gehöre ich ja schießlich nicht mehr zur Zielgruppe der Kinogänger. Aber dieser Film ist – wirklich – Scheiße!

Wertung: 1 von 6 €uro
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