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Plakatmotiv: Die Mörder sind unter uns (1946)

Ein Film aus den Trümmern
und über die Trümmer der Stadt

Titel Die Mörder sind unter uns
Drehbuch Wolfgang Staudte
Regie Wolfgang Staudte, BRD 1946
Darsteller

Hildegard Knef, Wilhelm Borchert, Erna Sellmer, Arno Paulsen, Elly Burgmer, Hilde Adolphi, Marlise Ludwig, Ursula Krieg, Robert Forsch, Albert Johannes, Wolfgang Dohnberg, Ernst Stahl-Nachbaur u.a.

Genre Drama, Romantik
Filmlänge 85 Minuten
Deutschlandstart
15. Oktober 1946
Inhalt

 

Berlin 1945. Susanne Wallner, eine junge Fotografin, kehrt aus dem Konzentrationslager zurück, doch ihre Wohnung ist besetzt. Hier lebt seit kurzem der aus dem Krieg heimgekommene Chirurg Mertens, der seine furchtbaren Erinnerungen mit übermäßigem Alkoholgenuss zu verdrängen sucht.

Die beiden arrangieren sich, und mit Susannes Hilfe findet Dr. Mertens langsam wieder zu sich selbst. Da begegnet ihm sein ehemaliger Hauptmann Brückner, nun ein aalglatter Geschäftsmann, dem es egal ist, ob er aus Stahlhelmen Kochtöpfe macht, oder umgekehrt. Mertens‘ Gewissen rebelliert, und am Weihnachtsabend 1945 will er Sühne fordern für ein von Brückner drei Jahre zuvor im Osten befohlenes Massaker an Frauen, Kindern und Männern …

Was zu sagen wäre

Berlin, wenige Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Stadt ist ein Trümmerfeld. Ebenso wie die Menschen darin – traumatisiert. Sie versuchen, das Geschehene und das Erlebte, irgendwie zu verarbeiten. Plakatmotiv: Die Mörder sind unter uns (1946) Die einen betrinken sich. Andere räumen auf, wollen das Erlebte einfach hinter sich lassen. Nachbarn beobachten, wer ins haus kommt und zerreißen sich das maul über sie – die machen also einfach weiter, wie zuvor. Wieder andere harren aus von Tag zu Tag, hoffen auf Lebenszeichen des Sohnes, dessen Schicksal ungewiss ist. Und sterben, wenige Tage, bevor eine Nachricht eintrifft. Die, die noch ein Dach über dem Kopf haben, leben in zerschossenen Wohnungen mit geborstenen Fenstern.

Wolfgang Staudte erzählt langsam. Bis das eigentliche Drama beginnt, vergeht über eine halbe Stunde. Seine Kamera nimmt uns mit mitten hinein in die zerstörte Stadt, gedreht hat er in den Althoff-Ateliers in Babelsberg und an Originalschauplätzen. Hier erdrücken die Trümmerberge die Menschen. Auch bildlich. Plakatmotiv: Die Mörder sind unter uns (1946) Staudte bedient sich der impressionistischen Bildsprache des Stummfilms, wenn er etwa zwei Menschen ganz an den unteren Bildrand setzt und den Rest des Bildes mit der Trümmerwüste füllt; wenn zwei Nachbarn im Treppenhaus tratschen, zeigt er nur deren Protest verzerrte Schatten an der Wand – zischelnde Fratzen.

Im Zentrum des Films stehen drei Personen. Susanne kommt nach sechs Jahren zurück aus dem Konzentrationslager, findet ihre Wohnung von einem fremden Mann bewohnt vor. Welcher Umstand sie ins KZ gebracht hat, bleibt offen und unterstreicht die Willkür des untergegangenen Regimes. Hildegard Knef, die für jene Zeit, und vor allem nach sechs Jahren KZ, stets perfekt geschminkt ist, spielt Susanne als zugewandte, hingebungsvolle Pragmatikerin. Ihr Mitbewohner ist Hans Mertens, ein ehemaliger Militärarzt, den die Erinnerungen an ein Massaker nicht loslassen, der den Glauben an das Leben und einen Sinn darin verloren hat und erst durch die Notoperation an einem kleinen Mädchen zurück ins Leben findet. Und schließlich ist es der Fabrikant Ferdinand Brueckner, der, wie sich herausstellt, der Grund für Mertens' Albträume ist. Arno Paulsen spielt ihn als einen fröhlichen Mann, der sich ganz bewusst ist, immer zu denen zu gehören, die oben schwimmen.

Wie umgehen mit der Schuld? Wie weiterleben nach dem Zusammenbruch? Diesen Fragen horcht Staudte in seinem Film nach und kommt am Ende zur einzigen Lösung, die diesem Film, gedreht ein Jahr nach Kriegsende, gerecht wird. Wer den Neuanfang will, darf nicht weitermachen wie bisher.

Wertung: 5 von 6 D-Mark
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