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Plakatmotiv: Die Verfluchten (1960)

Zäher Grusler mit
starken Momenten

Titel Die Verfluchten
(House of Usher)
Drehbuch Richard Matheson
nach dem Roman "The Fall of the House of Usher" von Edgar Allen Poe
Regie Roger Corman, USA 1960
Darsteller

Vincent Price, Mark Damon, Myrna Fahey, Harry Ellerbe, David Andar, Mario Bellini, Bill Borzage, Eleanor LeFaber, Nadajan, Ruth Oklander, George Paul, Géraldine Paulette, Phil Sulvestre, John Zimeas u.a.

Genre Drama, Horror
Filmlänge 79 Minuten
Deutschlandstart
21. September 1961
Inhalt

Philip Winthrop liebt Madeline Usher. Doch deren wahnsinniger Bruder Sir Roderick hält das Geschlecht der Familie Usher für verflucht. Um die Hochzeit zu verhindern, beerdigt er seine Schwester bei lebendigem Leib – und bringt den Untergang des Hauses Usher dabei erst so richtig in Gang …

Was zu sagen wäre

Stein für Stein war das Herrenhaus der alten Ushers über den Atlantik aus England nach Amerika verschifft und dort wieder aufgebaut worden. Mit den Steinen kamen die Geister über den Atlantik. Mit der Buchvorlage von Edgar Allan Poe hat der Film den Titel, die handelnden Personen, ein paar Motive wie den gigantischen Riss in der Hausfassade und das Schlussbild, den buchstäblichen Untergang des Hauses Usher gemein. Die Liebesgeschichte zweier Verlobter, die im Film die zentrale Motivation darstellt, kommt im Buch nicht vor. Sie ist auch Quatsch: Wann und wieso soll Madeline in Boston gewesen sein, wo sie Philip Winthrop kennen und lieben gelernt haben könnte, wenn doch ihr Bruder so eifrig darauf achtet, dass beide das Herrenhaus niemals verlassen? Egal: Fürs Kino muss ein bisschen Liebe mit zarten Küssen dazu.

Der Film beginnt mit einem klassischen Gruselmotiv. Ein Reiter kommt zu einem düsteren Haus, nebelumwabert in sumpfigem Gelände. Er trifft auf die vollkommen zurückgezogen lebenden Menschen in diesem Haus – Butler Bristol, Hausherr Roderick und eben die „Verlobte“ des Reiters, Madeline. Sofort beginnt der Hausherr, den Fremden zu warnen, er solle sofort wieder davonreiten, aus einer Heirat könne nichts werden. Der Untergang des Hauses Usher und seiner Blutlinie sei nicht verhandelbar. An der Wand im großen Salon hängen die Gründe als Galerie der Ahnen an der Wand – Roderick stellt Diebe, Sklavenhändler, Erpresserinnen und Massenmörder vor; also Briten und ihre Kolonialzeit: „Seine Leidenschaft war die Entführung und Ermordung kleiner Kinder.Plakatmotiv (US): House of Usher (1960) Das Haus Usher als Allegorie auf die britische Kolonialzeit. Die Vorlage, die der US-Amerikaner Poe geschrieben hat, spielt in England. Im Film spielt sie in den USA, die ja durch die Migration von Engländern, Schotten und Iren, Männern und Frauen, die der britischen Heimat mit Hass den Rücken gekehrt hatten, einst zu jenen USA wurden.

Besonders spannend geht es nicht zu im düsteren Herrenhaus – jedenfalls nicht mehr, als ich den Film Ende der 70er Jahre zum ersten Mal sehe. Türren knarren, Kronleuchter fallen von der Decke, irgendwas will den Gast im Haus augenscheinlich vertreiben. Jedenfalls ist es das, was Roderick erzählt, der einen hohen Wortanteil in diesem Film hat, weil er dauernd Gruselgedanken äußern muss, die das Bild nicht hergibt. Das ist durchaus im Sinne Poes, der seinen rationalen Ich-Erzähler in der Vorlage lange glauben lässt, da erzähle ihm einer Quatsch. In der Verfilmung setzt beim Zuschauer jedoch schnell die Ungeduld ein: Ja, was denn nun? Der skeptische Gast, hier der Verlobte Madelines, geht auch sehr rational an die Dinge heran, will sich nicht auf Geistergeschichten und dunkle Flüche einlassen, aber so kommt der Film eben auch nicht recht voran.

Erst im letzten Drittel kommen ein paar Geister aus der Truhe und hat Madeline, eben noch lebendig begraben, ihren Schauerauftritt mit blutigen Händen und dem Wahnsinn im Blick. Und dann geht alles seinen Gang, ein Feuer bricht aus und erledigt den Rest. Das ist, klassisch Roger Corman, billig getrickst. Der US-Amerikaner hat den Film binnen zwei Wochen abgedreht, Produktionskosten 350.000 Dollar. Für Poe-Fans ist der Film ganz reizvoll, weil er viele Lieblingsmotive Poes variiert: lebendig begraben sein, Liebe unter nahen Verwandten, die Wiederauferstehung von Totgeglaubten, das Sterben einer jungen Frau.

Filmhistorisch ist "House of Usher" interessant, weil er der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Verfilmungen nach Motiven von Edgar Allan Poe durch Roger Corman ist und den bis dahin eher in Amerika bekannten Vincent Price zu einem internationalen Star machte.

Wertung: 3 von 7 D-Mark
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