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Plakatmotiv: Der Tag, an dem die Erde Feuer fing (1961)

Ein Hochamt auf die
Arbeit des Reporters

Titel Der Tag, an dem die Erde Feuer fing
(The Day the Earth Caught Fire)
Drehbuch Wolf Mankowitz + Val Guest
Regie Val Guest, UK 1961
Darsteller

Janet Munro, Leo McKern, Edward Judd, Michael Goodliffe, Bernard Braden, Reginald Beckwith, Gene Anderson, Renée Asherson, Arthur Christiansen u.a.

Genre Katastrophe
Filmlänge 99 Minuten
Deutschlandstart
30. April 1971 (TV-Premiere)
Inhalt

Der Journalist Peter Stenning geht durch die verwaisten Straßen Londons. Er erreicht seine Zeitungsredaktion und versucht, auf der Schreibmaschine einen Leitartikel aufzusetzen. Durch die herrschende Hitze ist das Farbband unbrauchbar geworden, sodass er den Artikel telefonisch an die Druckerei durchgibt. Stenning beginnt den Artikel damit, dass seit dem Zünden der "Korrekturbomben" 30 Minuten vergangen seien und die Welt innerhalb der nächsten Stunden erfahren werde, ob dies das Ende oder ein neuer Anfang sei.

Plakatmotiv: Der Tag, an dem die Erde Feuer fing (1961)Rückblende – 90 Tage zuvor: Reporter der Londoner Zeitung "Daily Express" berichten verwirrt über anormale Wetterphänomene auf der ganzen Welt. Es häufen sich Meldungen über Flugzeugabstürze, die durch Sonnenflecken hervorgerufen wurden. New York wird von Blizzards heimgesucht, in der Sowjetunion toben vernichtende Tornados, die Londoner leiden unter einer starken Hitzewelle. Da es keine offiziellen Stellungnahmen zu der Situation gibt, ergehen sich die Medien in Spekulationen.

Zwei Mitarbeiter der Zeitung, der altgediente Reporter Stenning und der Wissenschaftsredakteur Bill Maguire, finden die Ursache der Wetterstörungen heraus: Die Amerikaner und Sowjets haben gleichzeitig einen Atomtest durchgeführt, die Amerikaner am Nordpol, die Sowjets am Südpol. Stenning baut einen Kontakt zu Jeanie Craig auf, die als Telefonistin im Met Office arbeitet. Durch sie erfährt er, dass sich die Nutation, also der Neigungswinkel der Erde, um elf Grad verändert hat.

In einer Redaktionskonferenz erfährt das Kollegium später durch den Herausgeber Arthur Christiansen (der im richtigen Leben tatsächlich Herausgeber des Daily Express war und sich selbst spielt) von einer Pressekonferenz sowjetischer Wissenschaftler in Moskau: Durch die Explosionen hat die Erde ihre Umlaufbahn verlassen und driftet der Sonne entgegen. Die Zeitung druckt diese Neuigkeit und löst eine Panik unter der Bevölkerung aus. Maguire zufolge bleiben der Menschheit aufgrund der stetig ansteigenden Temperaturen, die in London bereits über 40 und in Mexiko-Stadt über 60 Grad erreichen, noch vier Monate zum Überleben.

Um der Panik Herr zu werden, ergreifen die Regierungen Sicherheitsmaßnahmen. Die Städte werden evakuiert, Nahrung und Wasser werden in Rationen ausgegeben. Trotzdem kommt es zu Plünderungen und Demonstrationen. Wissenschaftler aus mehreren Ländern erarbeiten einen Plan, bei dem vier große Atombomben in Westsibirien gezündet werden sollen, um die ursprüngliche Umlaufbahn wieder zu erreichen.

Am Tage der geplanten Detonation suchen die Menschen Deckung in Luftschutzbunkern und Kellern. Während Polizeiwagen durch die Straßen fahren und die verbleibende Zeit bis zur Zündung vermelden, begeben sich Stenning, Craig und Maguire in ihre Stammkneipe, wo sie kurz vor Ende des Countdowns miteinander anstoßen. Die Detonation der Korrekturbomben ist offensichtlich so stark, dass die Effekte noch in London zu spüren sind: Die Kneipe wird leicht erschüttert, der Staub kommt von der Decke herunter. Stenning macht sich kurz darauf auf den Weg in die Redaktion, wo er die Wirkung der Explosionen abwarten will und seinen Text an die Druckerei durchgibt.

Plakatmotiv (US): Der Tag, an dem die Erde Feuer fing (1961)Zur gleichen Zeit haben die Schriftsetzer der Zeitung zwei Schlagzeilen für die nächste Ausgabe vorbereitet. Die eine lautet: „Wird die Welt gerettet? Die Menschheit betet“ („World Saved. A nation prays“), die andere: „Ist die Welt zum Untergang verdammt?“ („World Doomed. Now nation prays“) …

Was zu sagen wäre

Die Schrecken der Atombomben von Hiroshima und Nagasaki (6. August und 9. August 1945) sind gerade 16 Jahre her und noch lange nicht verarbeitet (”Natürlich! Jetzt will man etwas lesen über die dreckige selbstzerstörerische nukleare Gewalt, die die Menschheit in ihrem Wanst mit sich rumträgt! Jetzt, wo es zu spät ist.“ „So ist das nunmal: Der Mensch wacht erst auf, wenn ihn die Dinge selbst berühren!“) Die Auswirkungen sind Stoff, auf den sich das Kino gerne stürzt, erlaubt es doch, bigger than life über globale Katastrophen zu erzählen und realistische Ursachen als Grund einzubauen.

In der Folge erster weltbedrohender Anzeichen zieht sich der Film auf das Gewerk des Erzählens zurück. Es wäre teuer für die Produktion, all die Auswirkungen, die eine planetare Annäherung an die Sonne zur Folge hätte, im Bild zu zeigen. Kurzerhand erzählen Val Guest und sein Co-Autor Wolf Mankowitz die Geschichte zweier Reporter/Redakteure – und setzt diesem Berufsstand dabei ein kleines Denkmal. Wir lernen Journalisten kennen, deren Leben rund um die Uhr mit ihrem Beruf zu tun hat, die deshalb in Scheidung leben, ihr Kind nur „alle vier Wochen auf dem Rummel sehen“, in der Kneipe zu Abend essen und dann wieder der nächsten Story nachjagen. Das Thema Alkoholmissbrauch unter Reportern findet auch noch Platz.

Ihre neueste Story heißt, es wird heiß. Das erlaubt es, viel Information im Film über journalistischen Austausch an den Zuschauer zu bringen, während im Bild nicht wirklich viel passiert; da sehen wir Reporter Stenning, der einer Telefonistin des Met Office – des nationalen meteorologische Dienstes des Vereinigten Königreichs – an die Wäsche zu gehen versucht, weil die ihm erlaubt, von ihrer Wohnung aus wichtige Informationen in die Redaktion zu telefonieren, weil sich in ganz London Bodennebel ausbreitet. So bekommt die für den Zuschauer im Kinosessel schwer fassbare globale Katastrophe sowohl eine Erklärung – die Reporter, die unentwegt erklären – als auch eine persönliche Dimension – wird es Reporter Stenning noch gelingen, der Telefonistin in Frieden an die Wäsche gehen zu dürfen? „Bis dahin senden wir Tanzmusik.

Im Grunde ist dieser Weltuntergangsthriller eine Journalismus-Oper. Es geht um alles, für die Erde und für die Reporter, die der Wahrheit hinterher jagen. Das macht aus diesem C-Picture ein sehr spannendes Kino. „Und Ihr bleibt bei allem, was Ihr schreibt, optimistisch!

Wertung: 4 von 7 D-Mark
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