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Plakatmotiv: Woody, der Unglücksrabe (1969)

Ein kleiner Rothaariger macht sich
über breite Kerle im Gefängnis lustig

Titel Woody, der Unglücksrabe
(Take the Money and run)
Drehbuch Woody Allen
nach einem Drehbuch von Mickey Rose
Regie Woody Allen, USA 1969
Darsteller

Woody Allen, Janet Margolin, Marcel Hillaire, Jacquelyn Hyde, Lonny Chapman, Jan Merlin, James Anderson, Dan Frazer, Marcel Hillaire, Howard Storm, Mark Gordon, Micil Murphy, Minnow Moskowitz, Nate Jacobson, Grace Bauer, Ethel Sokolow u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 85 Minuten
Deutschlandstart
7. Februar 1975
Website woodyallen.com
Inhalt

Im Mittelpunkt steht die verbrecherische Karriere des Kriminellen Virgil Starkwell. Hineingeboren in ein Umfeld der Armut, muss er sich schon früh mit den Schwierigkeiten des Unterschichtmilieus auseinandersetzen. Ein ums andere Mal wird seine Brille zertreten, später auch das geliebte Cello zerstört.

Deshalb beschließt er, sich einfach zu nehmen, was er will. Es wird freilich rasch klar, dass Virgil zwar voll krimineller Energie steckt, die Umsetzung seiner dreisten Pläne aber immer wieder an seinem tollpatschigen Wesen scheitert.

Plakatmotiv: Woody, der Unglücksrabe (1969)Nach mehreren Gefängnisausbrüchen und Versuchen der Besserung wird er zu 800 Jahren Haft verurteilt. Virgil hofft, dass er bei guter Führung davon nur die Hälfte absitzen muss. Nichtsdestotrotz ist sein nächster Ausbruch bereits in Planung …

Was zu sagen wäre

Woody Allen nimmt sich die großen Gangster- und Gefängnisfilme zum Vorbild für eine sehr lustige Abrechnung mit den Widrigkeiten des Lebens; da taucht Der Unbeugsame eben so auf wie der Birdman of Alcatraz (1962). Der 34-Jährige nimmt alles aufs Korn, was ihm im Kino, vor allem aber im Fernsehen präsentiert wird – Stories über Superkriminelle, die beinahe die USA aus den Angeln gehoben hätten, wenn nicht die guten Cops gewesen wären, die das verhindert haben. Allens Tragikomödie erzählt das Leben und Milieu eines vom Pech verfolgten neurotischen Jungen aus den Slums, der sich, in den Augen des Gesetzes, zum gefährlichen Verbrecher entwickelt, in Wirklichkeit aber nur dem American Way Of Life nicht gewachsen ist.

Unter Woody Allens Feder sind es weniger die strahlenden Cops, als die Schurken selber, die zu doof für ein Leben in Freiheit waren: „Das war wirklich eine verzweifelte Zeit in meinem Leben.“ stöhnt Virgil einmal. ”Ich versuchte es mit Überfällen auf alte Damen, aber, äh, die haben mich immer mit ihren Krücken in der Leiste getroffen.“ Dazu sehen wir Bilder, in denen Virgil raffiniert das Fenster eines Juweliers aufschneidet – um dann das ausgeschnittene Glas mitzunehmen und die Juwelen liegen zu lassen.

Er war sehr deprimiert“, sagt seine Frau. „Ich denke, wenn er ein erfolgreicher Verbrecher gewesen wäre, hätte er sich besser gefühlt. Wissen Sie, er hat es nie auf die Liste der zehn meist gesuchten Männer geschafft. Das ist eine sehr unfaire Auswahl. Hängt davon ab, wen man kennt.“ Hier ist jede Szene eine Clownerei, beim Banküberfall können die Angestellten den Zettel nicht entziffern, auf dem Virgil seinen Bankraub stumm ankündigen will; beim Überfall auf ein Zoogeschäft verfolgt ihn dann ein Mann im Gorillakostüm – und wenn ihm seine Freundin „Selbstgekochtes“ ins Gefängnis bringt, dann drückt sie ihm ein hartgekochtes Ei durchs engmaschige Gitter.

Plakatmotiv: Woody, der Unglücksrabe (1969)Zwischendurch erläutert ein Psychiater Virgils geistige Verfasstheit anhand Virgils Cello-Vergangenheit: „Ich glaube, die Störung in seiner Persönlichkeit entwickelte sich schon in seiner frühesten Kindheit. Ich finde, das zeichnet sich schon in seiner Wahl des Cellos, und das Lernen des Cellospiels schon mit sechs Jahren. Gerade in dieser Phase der Entwicklung zeigte sich der Konflikt in der Wahl des Instruments, denn es ist ja allgemein bekannt, dass das Cello ein Phallus-Symbol ist … ich meine mit dem Griff oben und der, äh, unteren strukturellen Form, die gewiss feminin ist, sehr mütterlich. Tatsächlich ist die Verwendung des Bogens, möchte ich doch meinen, eine Sublimierung des Streichelns eines Torsos. Gerade im Ergreifen des, öhm, Phallischen und das, ähm, Streichen des Torsos, würde ich sagen, ist meine Meinung, zeigt sich der Konflikt schon im Alter von sechs Jahren.

Woody Allen spielt diesen Virgil als unbeirrbaren Optimisten, dem die Umstände dauernd Steine in den Weg legen. Oder Babys. Als seine Frau ihm als Weihnachtsgeschenk ein Baby ankündigt, sagt er „Mir hätte auch eine Krawatte gereicht.

Allen karikiert TV-Dokumentationen inklusive gestrengem Off-Sprecher, der harte Wahrheiten verkündet, die das Gezeigte verifizieren sollen, in Wirklichkeit aber nur BlaBla sind; so, als Virgil sein erstes Kind bekommt: „Sie nennen den Jungen Jonathan Ralph Starkwell. Nach Virgils Mutter.

Da sitzt in den USA ein Autor und Regisseur – hierzulande sagt man dazu Auteur – der die Elemente Film, Humor und Drama auf ein neues Niveau hebt; vielleicht die Marx-Brothers beerben will.

Wertung: 7 von 8 D-Mark
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