Die Warriors, so nennt sich eine Gang, die in Coney Island ihr Revier hat. Zwischen den verschieden Clans in der Stadt herrscht ein dauernder Territorial-Krieg um jeden Zentimeter Raum.
Eines Tages wird zwischen den Gangs ein Waffenstillstand ausgehandelt, doch als dann Anführer Cyrus auf offener Bühne erschossen wird, lenkt der eigentliche Killer den Verdacht auf die Warriors. Es droht ein schrecklicher Krieg, der sich auf ganz New York auszubreiten droht. Die anderen Clans schließen sich zusammen und beginnen die verstreuten Mitglieder der Warriors zu jagen.
Swan, der Anführer der gejagten Bande, muss einen Weg finden, um sich und seine Leute sicher nach Coney Island zu bringen, der einzige Ort in New York, an dem sie sich relativ sicher fühlen können. Das ist einmnal quer durch die ganze Stadt. Zu Fuß und unbewaffnet …
Das New York des Jahres 1979, das Walter Hill zeichnet, ist nur einen Steinwurf von der Wirklichkeit entfernt. Schon die reale Metropole am Hudson River ist kein einfacher Ort: Straßenkriminalität, ganze Viertel verfallen, die Gewalt ist groß, das Leben insgesamt hart.
Bei Walter Hill ist New York ein nachtschwarzer, verregneter Moloch, bevölkert ausschließlich von Banden und Polizisten, die die Banden jagen. Zivilisten kommen hier nicht her. Es ist nicht die Zivilisation, wie wir im Kinosessel sie zumeist kennen. Hill hebt seinen Film da raus, erzählt eine simple Geschichte – eine Gang muss quer durch die Stadt und sich lauter anderer Gangs erwehren, die glauben, die Gang hätte einen mächtigen Boss erschossen – und überhöht sie zur Graphic Novel, zum Comic; die einzelnen Kapitel des Films trennt der Regisseur, indem seine Filmbilder zu Comicpanels werden – ein schöner Bildeffekt.
Die Hauptrolle spielen Score und Soundtrack, erst dann spielen die Schauspieler eine Rolle, von denen keiner heraussticht; es sei denn negativ: Michael Beck, der den Anführer der Warriors, Swan, spielt, kommt mit einem Gesichtsausdruck durch den ganzen Film und läuft so steif, als habe er ein ernsthaftes Rückenproblem.
Es gibt zahlreiche Szenen, in denen die Warriors sich durch die Stadt bewegen, kämpfen, verstecken, die nicht inhaltich getrieben sind sondern durch die Musik. Ein treibendes Gitarrenstück begleitet sie und Hill schneidet seine Bilder und die Bewegungen der Figuren dazu im Takt der jeweiligen Musik; auch das unterstreicht die Überhöhung der Story ins Comichafte.
Nach dem Film habe ich nicht das Gefühl, einer Handlung gefolgt zu sein, aber ein Lebensgefühl kennengelernt zu haben, den Puls einer Generation, die auf der anderen Seite lebt. Wo mir alles im Bild unnahbar bleibt – die fremden Charaktere, die fremdartige Welt – bringt die Montage mich zurück ins Spiel.
"The Warriors" ist eine intelligente Stilübung eines Kinomaniacs, der Bild über Realität stellt – ein Spiel mit unterschiedlichen Medien um die Grenzen des in den vergangenen Jahren abseits von Krieg der Sterne (1977) oder Unheimliche Begegnung der Dritten Art (1977) ziemlich fest gefahrenen Kinos neu zu vermessen.
Nach Driver (1978) und jetzt den "Warriors" zähle ich Hill zu den interessantesten Regisseuren unserer Zeit, einer, der Street Credibility auf die Leinwand bringt, irdenes Molochambiente statt abgehobenen Weltraum.