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Plakatmotiv: Wall Street – Geld schläft nicht (2010)

Oliver Stone schluckt
Kreide und seift sich ein

Titel Wall Street 2 – Geld schläft nicht
(Wall Street 2: Money Never Sleeps)
Drehbuch Allan Loeb & Stephen Schiff
mit Charakteren von Stanley Weiser & Oliver Stone
Regie Oliver Stone, USA 2010
Darsteller

Michael Douglas, Shia LaBeouf, Josh Brolin, Carey Mulligan, Eli Wallach, Susan Sarandon, Frank Langella, Austin Pendleton, John Bedford Lloyd, Vanessa Ferlito, John Buffalo Mailer, Jason Clarke, Christian Baha, Maria Bartiromo, Waltrudis Buck, Alice Burla, Anthony Cochrane, Frank Ciornei, Michael Genet, Richard Green, Limor Hakim u.a.

Genre Drama
Filmlänge 133 Minuten
Deutschlandstart
21. Oktober 2010
Inhalt

Nach vielen Jahren im Gefängnis kommt Ex-Börsenprofi Gordon Gekko auf freien Fuß. Die Welt hat sich verändert. Die schnurlosen Telefone heißen heute Handy und sind um ein vielfaches kleiner und leistungsfähiger. Die Produkte an der Börse heißen heute "Swaps" und "Derivate" und werfen um ein vielfach höheren Gewinn ab, als damals.

Aber Gekko ist ohnehin "draußen". Keiner nimmt ihn mehr ernst. Also schreibt er ein Buch über seine wilden Jahre an der Wall Street. Kern-Erkenntnis: Sein Satz „Gier ist gut“ hat sich offensichtlich als falsch heraus gestellt.

Ein paar Blocks weiter kämpft der junge Broker Jack Moore um hunderttausende von Dollar für ein Unternehmen, das an einer revolutionären umweltfreundlichen Energietechnik forscht. Seine Kollegen lachen ihn aus, seine Chefs sind ... aufmerksam, halten viel vom Sachverstand des jungen Mannes. Seine Freundin Winnie ... ist die Tochter von Gordon Gekko; und hat den Kontakt zu diesem abgebrochen – weil Gekko ist, wie er ist.

Jack allerdings bewundert den Mann und nimmt heimlich Kontakt zu ihm auf, verspricht ihm einen Deal. Er stellt den Kontakt zu Gordons Tochter Winnie wieder her und Gordon zeigt ihm dafür die Tricks und Kniffe der Finanzwelt. Darauf lässt sich der Ex-Hai nur zu gerne ein.

Und bald zeigt er Jack und Winnie den größten Kniff: An der Wall Street sagt keiner die Wahrheit, hier ist jeder auf seinen nächsten Deal fixiert ...

Was zu sagen wäre

Am Ende, wenn die Titel schon laufen, macht Oliver Stone auf endgültig heile Familie und man fragt sich kurz, was das soll. Alle haben sich wieder lieb. Aber verräterisch lässt er ein paar Seifenblasen nach oben steigen, "Bubbles", wie im Börsenjargon übersättigte Märkte genannt werden, die bald platzen.
Eben noch sind sich die Protagonisten und Antagonisten an die Brieftasche gegangen, dann krachen die Märkte, jeder bringt seine Schäfchen ins Trockene und jetzt feiern sie miteinander. It's only business. Sie wissen: Zahlen tun im Ernstfall andere. Dieser Schuss am Ende eines Films, der eher nervt, als fesselt, ist dann doch nochmal Stone-typisch bösartig und zynisch geraten.

Den Film beherrscht gediegene Langeweile: glanzvolle Empfänge in prachtvollen Bauten. Schöne Menschen im Designer-Zwirn und nette kleine Reminiszenzen an Teil 1. Bud Fox hat sich aus dem Börsenspiel zurückgezogen und lebt so, wie sein Alter Ego Charlie Sheen (Being John Malkovich – 1999; Money Talks – Geld stinkt nicht – 1997; Tödliche Geschwindigkeit – 1994; Die drei Musketiere – 1993; Hot Shots! Der 2. Versuch – 1993; Loaded Weapon 1 – 1993; Hot Shots! – Die Mutter aller Filme – 1991; Rookie – Der Anfänger – 1990; Young Guns – 1988; Wall Street – 1987; Platoon – 1986; Ferris macht blau – 1986; "Die rote Flut" – 1984): In jedem Arm ein Mädchen und in einer Hand noch einen Drink. Die Wohnungsmaklerin von einst ist auch die Wohnungsmaklerin heute, die jetzt Jacks Mutter das Leben schwer macht, die den Drehbuchpart der Hausbau-Spekulantin inne hat und farblos brillant von Susan Sarandon gegeben wird (Im Tal von Elah – 2007; Moonlight Mile – 2002; "Groupies Forever" – 2002; Überall, nur nicht hier – 1999; Seite an Seite – 1998; Im Zwielicht – 1998; Dead Man Walking – 1995; Der Klient – 1994; The Player – 1992; Thelma & Louise – 1991; Die Hexen von Eastwick – 1987; Begierde – 1983; "Pretty Baby" – 1978; "Rocky Horror Picture Show" – 1975; Tollkühne Flieger – 1975; Extrablatt – 1974). Der Schurke lebt sein Credo "Ich will mehr!" und ist ordentlich rachsüchtig, der Gute ist ordentlich naiv und umweltfreundlich, das Mädchen ist ordentlich politisch engagiert und das entschieden gute Gewissen, die Fallen sind ordentlich gemein und am Ende überwindbar ...

Ach, es ist ein Trauerspiel. Ein Kritiker, der sich die Gehässigkeit des Originals von 1987 zu eigen machen würde, könnte vermuten, Oliver Stone ("W.: Ein missverstandenes Leben" – 2008; An jedem verdammten Sonntag – 1999; U-Turn – Kein Weg zurück – 1997; Nixon – 1995; Natural Born Killers – 1994; Zwischen Himmel und Hölle – 1993; JFK – Tatort Dallas – 1991; The Doors – 1991; Geboren am 4. Juli – 1989; "Talk Radio" – 1988; Wall Street – 1987; Platoon – 1986; Salvador – 1986; Die Hand – 1981; Die Herrscherin des Bösen – 1974) wollte den Hollywood-Bossen beweisen, wie brav er sein kann, damit die ihm endlich mal wieder einen richtig großen Film bezahlen – so mit eigenem Winnebago und Lear-Jet und so. Stones letzte Filme – Doku-Portraits der linken Revolutions-Gurus Fidel Castro und Hugo Chavez sowie das ein bisschen böse Bio-Pic über George W. Bush ("W.") wurden maßgeblich in Europa finanziert.

Und dann kommt ganz am Ende diese Familienfeier ...

Wertung: 3 von 7 Euro
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