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Plakatmotiv: Virus (1999)

Ohrenbetäubender Alien-Horror
der zu klein ist für die Leinwand

Titel Virus – Schiff ohne Wiederkehr
(Virus)
Drehbuch Chuck Pfarrer & Dennis Feldman
nach Motiven der gleichnamigen Comicserie aus dem Verlag Dark Horse
Regie John Bruno, USA 1999
Darsteller

Jamie Lee Curtis, William Baldwin, Donald Sutherland, Joanna Pacula, Marshall Bell, Sherman Augustus, Cliff Curtis, Julio Oscar Mechoso, Yuri Chervotkin, Keith Flippen, Olga Rzhepetskaya-Retchin, Levan Uchaneishvili, David Eggby u.a.

Genre Horror
Filmlänge 99 Minuten
Deutschlandstart
20. Mai 1999
Inhalt

Am Horizont ein geisterhaftes Schiff. Der havarierte Rettungsschlepper Sea Star nähert sich. Irgend etwas stimmt nicht. Das russische Forschungsschiff ist zwar mit hochmodernem Radar ausgestattet und vollgepackt mit Elektronik, scheint jedoch verlassen. Die Mannschaft des Schleppers geht an Bord.

Das russische Schiff ist alles andere als verlassen. Es lauert eine außerirdischen Lebensform, die auf der Erde perfekte Lebensbedingungen vorfindet und gerne bleiben möchte. Diese Lebensform ist mächtig.

Um überleben zu können, muss sie nun das zerstören, was ihre Existenz als einziges bedroht: das Virus namens Mensch …

Was zu sagen wäre

Regisseur John Bruno hat zehn Jahre lang die Spezialeffekte bei James Camerons Filmen beaufsichtigt (The Abyss – 1989; Terminator 2 – Tag der Abrechnung – 1991; True Lies – 1994; Titanic – 1997). In Ghostbusters, Poltergeist II, Batmans Rückkehr sowie Cliffhanger war Bruno Visual-Effects-Supervisor. Diese Erfahrung sieht man dem vorliegenden Film an. "Virus" ist ein Film für Freunde des SFX-lastigen Films. Die Handlung spielt keine so entscheidende rolle, sie ist dem Zehn-kleine-Seefahrerlein-Prinzip nachempfunden Schnitzeljagd durch dunkle Schiffsgänge, die wir sein Ridley Scotts Alien (1979) gut kennen.

Die Ausgangssituation ist originell: ein außerirdisches Wesen, nicht aus B Biomasse sondern aus Elektrizität besteht, überfällt die Raumstation MIR und kommt über deren Satellitenfunk in die Computeranlage eines russischen Forschungsschiffes auf hoher See, wo es in Laboren jede Menge Werkzeug findet, um sich Körper zu bauen, die die menschliche Besatzung an Bord töten, um diese dann als Ersatzteillager für neue, biomechanische Wesen zu schaffen – ein Cyborg, dessen Kopf so aussieht wie der der Fliege in David Cronenbergs Verfilmung. Es stellt sich bald heraus, dass das titelgebende "Virus" kein die Menschen bedrohendes Virus ist. Für das Elektrowesen ist der Mensch das Virus, ein Computervirus sozusagen. Aber damit hat es sich dann auch an Überraschungen. Geschichten, in denen elektronische, also seelenlose Geräte die Menschheit ausradieren wollen, meistens aber, weil die Menschheit sie darauf programmiert hat – wahlweise – die Erde zu retten, Frieden zu garantieren oder die perfekte Lebensform zu erschaffen, gibt es im Kino von Anbeginn an – würdige Vertreter sind Filme wie Colossus (1970) oder aktuell der Film Matrix (1999) von den Wachowski-Brüdern. "Virus" verhält sich zu diesen intelligenten Genrevertretern wie ein Steven-Seagal-Film zu einem Arnold-Schwarzenegger-Film.

Weitere Ideen entwickeln die Filmemacher nicht. "Virus" bleibt auf dem Niveau Science-Fiction-Horror mit Splattereinlagen und holzschnittartigem Personal. Da ist der saufende Captain, der für Geld über Leichen geht, da ist die taffe Navigatorin mit den richtigen Ideen, der charmante Kumpel sowie jenes Füllpersonal, das mitspielt, um originell getötet werden zu können. Das wundert nicht: "Virus" beruht auf einer Comicserre aus dem Dark Horse Verlag. John Bruno gibt sein Regiedebüt. Gale Anne "Terminator" Hurd ist die Produzentin. Es erweist sich, dass gute Comics nicht unbedingt gute Filme ergeben. Beim vorliegenden "Virus" ist die Geschichte zu dürr für eine große Kino-Leinwand. Sie trägt nicht, funktioniert in den kleinen Panels ihrer Comic-Vorlage besser. Für die Leinwand wurde viel Krach, viel SFX und Hektik drauf gepackt. Was allerdings die böse Maschine eigentlich genau will – einerseits die für sie bedrohliche Menschheit ausschalten, sie andererseits als Ersatzteillager zu nutzen … für was? –, das lässt der Film unbeantwortet; spielt aber auch keine Rolle, solange kleine Roboterspinnen sowie große Roboter mit angeschraubten menschlichen Gliedmaßen zuverlässig den Igitt-Faktor hochhalten und am Ende alles in die Luft fliegt.

Autor Chuck Pfarrer hatte die Geschichte zu "Virus" ursprünglich als Drehbuch für einen Film verfasst, war aber damals, Anfang der 90er Jahre, überzeugt, dass die Visual Effects nicht umzusetzen seien. Daraufhin erst konzipierte er die Story als Comic. John Bruno nennt seinen Film ein „unerhörtes Abenteuer”. Nach Titanic gab er seinen Posten als Visual-Effects-Supervisor auf, weil er in der Regieführung seine wahre Berufung sieht. <Nachtrag2011>Bruno hat nach Regiejobs bei zwei Folgen der Serie "Star Trek: Voyager" nie wieder als Regisseur gearbeitet. Seit 2004 arbeitet er wieder in den Visual Effects Departments.</Nachtrag2011>).

Wertung: 5 von 11 D-Mark
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