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Plakatmotiv: War Dogs
Eine lächerliche Gesetzgebung.
Ein überraschungsarmer Film.
Titel War Dogs
(War Dogs)
Drehbuch Stephen Chin + Todd Phillips + Jason Smilovic
nach dem Rolling-Stone-Artikel „Arms and the Dudes“ von Guy Lawson
Regie Todd Phillips, USA, Kambodscha 2016
Darsteller Jonah Hill, Miles Teller, Ana de Armas, J. B. Blanc, Bradley Cooper, Barry Livingston, Kevin Pollak, Eddie Jemison, David Packouz, Patrick St. Esprit, Wallace Langham, Steve Lantz, Gregg Weiner, Julian Sergi, Daniel Berson, Edson Jean, Bethuel Fletcher, Gabriela Alvarez, Dan Bilzerian u.a.
Genre Drama, Crime, Komödie
Filmlänge 114 Minuten
Deutschlandstart
29. September 2016
Inhalt
David Packouz lebt mit seiner Freundin Iz in Miami und arbeitet als medizinischer Masseur. Als seine Freundin schwanger wird, will David sein Einkommen verbessern. Da kommt es gelegen, dass ihm sein alter Schulfreund Efraim Diveroli anbietet, in dessen Waffenhandel AEY einzusteigen. Efraim erklärt David, dass die US-Regierung neuerdings sämtliche Beschaffungsaufträge auf einer Website öffentlich ausschreibe. Neben den großen Rüstungsaufträgen gebe es genügend kleinere Ausschreibungen, auf die sich auch kleine Unternehmen bewerben dürfen.

Ihre erste Bewährungsprobe ist eine Ladung Berettas, die nach einer Gesetzesänderung nicht mehr direkt von Italien in den Irak geliefert werden darf. In der Folge schmuggeln Efraim und David ihre Lieferung von Amman, die dort festsitzt, auf dem Landweg nach Bagdad. Nach diesem Anfangserfolg wächst ihr Geschäft und erreicht eine neue Größenordnung, als sie einen Rüstungsauftrag für Afghanistan gewinnen.

Dabei müssen sie nicht nur den Auftraggeber, das Pentagon, mit gefälschten Unterlagen zu ihrer Firma betrügen, sondern benötigen auch die Mithilfe eines Waffenhändlers, der auf der Terrorliste steht und deshalb selbst kein Geschäft mit der US-Regierung betreiben darf …

Was zu sagen wäre

Der Film wird als Komödie verkauft, ist aber als solche im inosessel nicht erkennbar. Lediglich die Ausgangssituation, die um ein paar dramaturgische Notwendigkeiten erweitert worden sein mag, ist so abstrus, dass ein Lachen sich durchs Zwerchfell pumpt – ähnlich wie 2007 bei „Charlie Wilson's War“ – dann aber im Hals stecken bleibt. Es geht hier immerhin um eine Regierung (hier beispielhaft die der Vereinigten Staaten), deren Bürokratie und Sucht nach Gleichmacherei das Gegenteil dessen bewirkt, was jede Regierung eigentlich leisten sollte – Schaden vom Volk abzuwenden. Aber mehr Komödie ist nicht, auch wenn Todd Haines auf dem Regiestuhl sitzt, der sich mit „Hangover“ (2009) ein hinterfragwürdiges Comedy-Denkmal inszeniert hat. Die Story von „War Dogs“ ist contemporary Drama.

Plakatmotiv (US): War DogsZwei Schulfreunde entdecken eine lukrative Lücke im Gesetz uns steigen groß ins Geschäft mit Mord und Totschlag ein, fliegen irgendwann natürlich auf und halten damit der Gesellschaft den Spiegel vor; so weit so gut. Im Film erleben wir zwei der angesagten (immer noch Jung-)Stars des US-Kinos in einem wenig überraschenden, aber handwerklich flott inszenierten Plot, der sich gerne als „Scarface“-Light verstehen möchte. Efraim Diveroli zitiert nicht nur dauernd aus seinem Lieblingsfilm, er zieht auch Koks, wie sein Held Al Pacino – wenn auch nicht in der gleichen Menge – und Todd Haines findet immer wieder glitzernde, funkelnde Einstellungen, die das Koksen zu einem sakralen Akt unter Halbweltgrößen stilisert.

Jonah Hill spielt diesen Großschwätzer und Auswegfinder und wenn man zu einem seiner späteren runden Geburtstage ein Filmportrait über ihn machen will, sollte man sich Szenen aus diesem Film sichern – Hill spielt diesen Typen als Fleisch gewordenes Think Big mit einem Ego so groß wie seine Sonnenbrillen, hinter denen seine wahren Beweggründe stets im Ungefähren bleiben – dämonisch und durchtrieben. Eine Paraderolle für den Dicken (Hail, Caesar! – 2016; The Wolf of Wall Street – 2013; Django Unchained – 2012; „21 Jump Street“ – 2012; Die Kunst zu gewinnen – Moneyball – 2011; Männertrip – 2010; „Nie wieder Sex mit der Ex“ – 2008; „Superbad“ – 2007; 10 Items or Less – 2006; „Jungfrau (40), männlich, sucht …“ – 2005).

Miles Teller (Die Bestimmung – Allegiant – 2016; Fantastic Four – 2015; „Für immer Single?“ – 2014; Whiplash – 2014; The Spectacular Now: Perfekt ist jetzt – 2013; „Footloose“ – 2011) fällt an Hills Seite zwangsläufig die Rolle des moralischen Zeigefingers zu. Sein David Packouz hatte offenbar in jungen Jahren nichts gefunden, was ihn recht interessiert und schlängelt sich nun ziellos durch verschiedene Jobs und krasse Fehlinvestitionen, findet es irgendwie ungerecht, dass die einen Autos fahren, die so viel kosten, wie er im Jahr nicht verdient und dass sich niemand für alte Leute interessiert, nicht einmal die Betreiber überteuerter „Seniorenresidenzen“ – als er denen ultraweiche Bettlaken für die teuer zahlenden Gäste verkaufen will, muss er sich anhören, das sei ja so, als wickle man Eidechsen in Kaschmir.

Plakatmotiv (US): War DogsUnd während er noch moralische Bedenken hegt, kommt sein alter Kumpel Efraim und rechnet ihm vor, dass die Ausrüstung für einen Soldaten im Afghanistan-Krieg 17.500 Dollar koste: „Was willst Du? Der Krieg findet statt. Bist Du pro oder contra Kohle?“ Miles Teller hat als Schauspieler neben dem präsenten Schwergewicht wenig zu melden. Zumal er auf der anderen Seite von Ana de Armas überblendet wird („Hands of Stone“ – 2016; „Anabel“ – 2015; „Knock Knock“ – 2015); dies allerdings, da ist der Chauvi in mir ehrlich, vor allem ihrer bezaubernden Schönheit wegen. Ihre Rolle als loyale Freundin, junge Mutter und Charakter-Kompass gibt für die hohe Kunst der Schauspielerei nicht viel her. Aber weil Kino auch ein visuelles Medium ist, wage ich die Prognose, dass ihre lebenslustige und optimistische Ausstrahlung der 28-jährigen Kubanerin noch einige Jahre Filmrollen sichern wird – so ist das Hollywood-Geschäft.

Wertung: 3 von 8 €uro
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