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Kinoplakat: Titan A.E.
Revolutionär nur in
der Enttäuschung
Titel Titan A.E.
(Titan A.E.)
Drehbuch Hans Bauer + Randall McCormick + Ben Edlund + John August + Joss Whedon
Regie Don Bluth & Gary Goldman & Art Vitello, USA 2000
Stimmen

Matt Damon/Holger Speckhahn, Drew Barrymore/Alexandra Neldel, Bill Pullman/Detlef Bierstedt, Nathan Lane/Mirco Nontschew, Janeane Garofalo/Anke Reitzenstein, John Leguizamo/Wigald Boning, Ron Perlman/Tilo Schmitz u.a.

Genre Trickfilm
Filmlänge 94 Minuten
Deutschlandstart
10. August 2000
Website WaltDisney.org
Inhalt

Teaserplakat: Titan A.E.Wir schreiben das Jahr 3028. Der Weltraum ist erobert, die Menschheit hat sich Feinde gemacht. Die Alien-Rasse der „Drej” vernichtet die Erde, die Überlebenden werden zu Flüchtlingen ohne Heimat, Ausgestoßene im All.

Die einzige Chance, ihre Identität zu bewahren, ist die „Titan”, ein sagenumwobenes Raumschiff. Darin sind alle Informationen über die Erde und das Leben auf ihr gespeichert. Die „Titan” trägt den Schlüssel für die Zukunft der Menschheit in sich. Doch das Raumschiff ist verschollen, der Schlüssel damit verloren.

Eine Tätowierung soll dies ändern, den Weg weisen: Auf Station TAU-14 – am Rande einer fernen Galaxie – lebt der junge Cale. Sein Vater starb bei der Flucht vom Heimatplaneten Erde, Cale überlebte und trägt einen geheimnisvollen Ring bei sich, den Vater ihm vor seinem Tod übergab.

Dann dockt die Valkyrie bei TAU-14 an. Dem Raumschiff entsteigt Jo Korso, ein Freund von Cales Vater. Korso sucht Cale seit langem, denn Cale trägt eine Tätowierung, die den Weg zur „Titan” weist. Von dem Tatoo erfahren auch die Drej. Und sie sind begierig darauf, die Karte zu erhalten …

Was zu sagen wäre

"Titan A.E." ist die letzte Arbeit des Zeichentrick-Revolutionärs Don Bluth für die 20th Century Fox. Und ich würde in der Tat gerne etwas in dieser Art – „revolutionär” – über diesen Film sagen, aber revolutionär ist er nur im hohen Grad der Enttäuschung, die „Titan A.E.” bei mir hinterlässt.

Auf in den Kampf gegen Disney

Die Fox hatte mit lautem Getöse Mitte der 90er Jahre ihre Zeichentrickstudios in Phoenix, Arizona eröffnet mit dem Ziel, den Walt Disney Studios die Krone der alleinigen Zeichentrickfilmherrschaft zu entreißen. Kaum einer schien geeigneter dafür als Bluth. Der ehemalige Chefzeichner bei Disney hatte sich in den 70ern von den Zeichenkönigen getrennt, weil die, wie er sagte, nur noch Kommerz wollten, aber kein Herz mehr böten. Sein erster Film unter eigener Flagge wurde das zeitlos schöne Mäusespektakel „Mrs. Brisby & das Geheimnis von NIMH”. Später folgten mit „Feivel, der Mauswanderer” (USA 1986) und „In einem Land vor unserer Zeit” (USA 1988) ebensolche Klassiker. Aber es folgte dann eben auch viel Dutzendware wie „Däumeline” (USA 1994) oder Der Zaubertroll (USA 1995). Der Markt für freischaffende Zeichentrickfilm-Künstler war klein, die Erwartungen des Zielpublikums sehr Disney-geprägt und so kam das Angebot der Fox-Studios Don Bluth gelegen.

Teaserplakat: Titan A.E.Bluth's erster Film der neuen Fox-Studios wurde „Anastasia” (USA 1997), ein Film, der dann freilich sehr an Disney erinnerte, aber bei weitem noch nicht an die Qualität der großen Meister heranreichte. Das machte auch das weltweite Kasseneinspiel von eben mal 140 Millionen US-Dollar deutlich. Mit der zweiten Produktion ließ man sich daraufhin Zeit, das Projekt „Planet Ice” sollte den erwünschten Hit bringen. Später nannte man den Film in „Titan A.E.” um. Das nützte aber auch nichts.

Das SF-Spektakel ist nichts Halbes und nichts Ganzes

Die Zuschauer blieben weg. Die Story kam für das Medium Kino viel zu spät. Solche Geschichten so erzählt konnte man mittlerweile und besser als Computerspiel spielen. Wenn schon Kino, dann die große Oper mit krachendem Raumschiff-Spektakel und gefühlvoller Tätowierungsstory. Aber das ist „Titan A.E.” eben nicht, sondern ein SF-Spektakel in Form eines Zeichentrickfilms; mit allen Begleiterscheinungen, die für das juvenile Publikum dann unabwendbar sind. Das ging schief und am Ende stand dem Produktionsbudget von ordentlichen 75 Millionen US-Dollar ein weltweites Box Office von eben mal 37 Millionen US-Dollar gegenüber.

Am Ende war „Titan A.E. eine chaotische Melange mit langatmigen Erklärversuchen, uninspirierten Charakteren und Special effects, die niemanden vom Hocker hauen. Nicht mehr im Jahr 2000, in dem die Star-Wars-Serie längst mit einer aufgemöbelten Special-Edition an den Start gegangen war und sich Star Trek im Kino zum Longseller gemausert hatte. Daraufhin bewiesen die Studiobose in Hollywood ihren kurzen Atem und machten das Studio wieder zu. Getreu dem Motto „Entweder kriegen wir Disney auf der Stelle klein, oder ich spiele nicht mit!”

Die Dreamworks-Studios von Ex-Disney Jeffrey Katzenberg und Steven Spielberg gingen ihren Trickfilmweg unbeirrt weiter: Nach „AntZ” und „Der Prinz von Ägypten” kam in jenen Tagen ihr dritter Disney-Konkurrenz-Versuch in die Kinos, dessen Titel den filmpolitischen Weg des Studios weist: „Der Weg nach Eldorado”.

Wertung: 5 von 11 D-Mark
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