Taschenbuchcover: Der Bader von Mainz
Mainz im 14. Jahrhundert: Eine
Goldene Stadt mit Abgründen
Titel Der Bader von Mainz
Autor Hans Georg Thiemt + Hans Dieter Schreeb, Deutschland 1988
Verlag Ullstein
Ausgabe Taschenbuch, 494 Seiten
Genre Historienroman
Inhalt

Das Badhaus zu Mainz nach dem Abklingen der ersten großen Pest: halb Heilstätte, halb Hurenhaus, in dem Familienfeiern ausgebadet werden und jedermann vor dem Arm des Gesetzes sicher ist. Herr im Haus ist Matthes Fuß, 42 Jahre alt, Vater zweier Töchter (einer eigenen und einer angenommenen) und, da unbeweibt, erneut auf Brautschau.

Ein ganz junges Ding hat er sich angelacht, ein halbes Kind noch, das Röschen aus Nierstein – aber aus der Hochzeit will nichts werden, die Verhandlungen über das Brautgeld mit des Röschens Vater, dem Runge, ziehen sich hin. Aber irgendwann ist der Runge verschwunden und das 13jährige Röschen längst schon glücklich in den Armen des Matthes. Das Kind weiß Dinge, wo man sich fragt, woher so jung und schon so erfahren.

Anna und Käthe jedoch, des Baders Töchter, mögen die Rose nicht, sitzt sie doch den ganzen Tag faul herum oder verprasst des Matthes’ Geld.

Und als dann die Rose eines Tages spurlos verschwindet, kurz nachdem sie ein Kind freiwillig verloren hat und dem Bader ein Jude den Weg kreuzt, der dem Vorbesitzer des Badhauses so ähnelt, da bekommt der Bader es mit der Angst zu tun, ist doch bei der Übereignung des Badhauses nicht alles mit rechten Dingen zugegangen.

Offenbar kann nur die lange schon versprochene und immer wieder verschobene Wallfahrt nach Santiago di Compostella helfen – aber die bringt ihn ein Jahr fort von Zuhause …

aus dem Klappentext

Was zu sagen wäre
Der Bader von Mainz

Genau genommen ist der Roman viel zu lang. Hauptaugenmerk nämlich legen die Autoren auf das historisch Korrekte. So entsteht eine sehr bildliche Welt des Mittelalters in Mainz mit Intrigen, Machtspielen und Fährnissen für den kleinen Mann.

Dabei bleibt die Geschichte selbst über die Dauer recht lahm. Alles ist interessant zu erfahren, wird aber jedes Mal über Gebühr ausgewalzt und könnte auch ewig so weiter gehen. Ein Spannungsbogen von Anfang zum Ende ist nicht erkennbar. Es könnte eine vom ZDF zu verfilmende unendliche Seifenoper sein.

Erschwerend kommt die Sprache hinzu. Die Autoren muten sich und uns ein etwas altmodisch wirkendes Deutsch zu (siehe oben), das vielleicht die Nähe zum Sujet suggerieren soll, aber dabei schwer zu lesen bleibt. Dass im Präsens erzählt wird, macht das Lesen nicht einfacher.

Andererseits: Liest man den „Bader von Mainz” als Geschichtsbuch, das einem Geschichte durch Geschichtchen begreiflich machen will, dann ist es gut. Das mittelalterliche Mainz baut sich farbenprächtig und prall vor meinem inneren Auge auf.