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Plakatmotiv: The Punisher (1989)
Brave Verfilmung
eines bösen Comics
Titel The Punisher
(The Punisher)
Drehbuch Boaz Yakin
nach dem gleichnamigen MARVEL-Comiccharakter von Gerry Conway + Ross Andru + John Romita Sr.
Regie Mark Goldblatt, Australien, USA 1989
Darsteller

Dolph Lundgren, Louis Gossett Jr., Jeroen Krabbé, Kim Miyori, Bryan Marshall, Nancy Everhard, Barry Otto, Brian Rooney, Zoska Aleece, Kenji Yamaki, Hirofumi Kanayama, Larry McCormick, Todd Boyce, Lani John Tupu, Gianfranco Negroponte u.a.

Genre Comic-Verfilmung
Filmlänge 89 Minuten
Deutschlandstart
5. Oktober 1989
Website Marvel-Wiki zum Punisher
Inhalt
Fünf Jahre nach der Ermordung seiner Familie ist der tot geglaubte Polizeibeamte Frank Castle im Untergrund als der „Punisher“ aktiv. Er lebt in der Kanalisation und führt einen Ein-Mann-Krieg gegen das organisierte Verbrechen; sein einziger Freund ist der obdachlose Alkoholiker Shake. Der informiert den Punisher immer wieder über die Aktivitäten der Mafia. In den vergangenen fünf Jahren hat der Punisher 125 Verbrecher der italienischen Mafia getötet hat. Das ruft die japanische Yakuza unter der Herrschaft von Lady Tanaka auf den Plan. Denn die Mafia ist geschwächt – perfekter Zeitpunkt, die Unterwelt der Stadt zu übernehmen. Kurzerhand entführen sie die Kinder der mafiabosse und verlangen Lösegeld.

Shake überredet den Punisher, die Kinder zu retten, denen unabhängig von der Reaktion ihrer Eltern ein Schicksal in der Sklaverei droht. Unter Einsatz schweren Schusswaffenarsenals gelingt es dem punisher schnell, die meisten Kinder zu befreien; aber der Sohn von Gianni Franco dem Mafiaoberhaupt wird in das Yakuza-Hauptquartier nach New York gebracht. Der Punisher wird von der Polizei verhaftet, von Franco jedoch wieder befreit. Franco zwingt den Punisher, mit ihm zusammen seinen Sohn zu befreien und das japanische Verbrechen daran zu hindern, in Amerika Fuß zu fassen. Sollte dieser sich weigern, würde Franco Franks alten Freund Berkowitz erschießen.

Plakatmotiv (US): The Punisher (1989)Franco und der Punisher dringen, mit der Hilfe von Shake, in das Hauptquartier der Yakuza ein …

Was zu sagen wäre

Die zynische Figur des Punisher beruht auf der gleichnamigen Vorlage aus dem Comicverlag MARVEL. Aber sehr viel mehr als name und der bereitschaft, erst zu schießen, dann zu fragen, haben Film- und Comic-Figur nicht gemein. Selbst der Totenkopf, der eigentlich groß und weiß auf Frank Castles Ledermontur prangt, fehlt in dieser Version mit dem sympathischen Hau-drauf-und-Schluss Dolph Lundgren. Mit dem Skandinavier ist die Figur zu positiv besetzt. Da helfen keine düster tropfende Kanalisation, keine Halbsatzartigen Dialoge, keine schweren Waffen – Dolph Lundgren eignete sich schon in Rocky IV nicht als der Schurke im Stück; das musste dann die blonde Sirene Brigitte Nielsen übernehmen. Als ihn der Oberboss der Mafia irgendwann ratlos zur Rede stellt, „Selbst Rache kennt eine Grenze“, antwortet Lundgren lakonisch „Dann habe ich meine noch nicht erreicht!“ Einzelheiten der offensichtlich tragischen Vorgeschichte dieses gebrochenen Helden beschränkt der Film auf eine Rückblende mit blonder Familie in explodierender Familienkarre. So richtig erklärt das den heiligen Zorn der Titelfigur dann auch nicht. Selbst Louis Gossett Jr. („Der Prinzipal“ – 1987; „Ein Aufstand alter Männer“ – 1987; „Der stählerne Adler“ – 1986; „Der weiße Hai 3“ – 1983), der es trotz achtbarer Versuche (Enemy Mine – 1984, „Ein Offizier und Gentleman“ – 1982) nicht in die A-Liga der Schauspielerei geschafft hat und der hier Franks alten BuddyBerkowitz gibt, kann das Drama um die Hauptfigur nicht wirklich schärfen.

Im Zentrum steht eine dieser Rachestories, die von aufrechter Gesinnung getragen und sabbernder Lust am Blutigen getrieben wird. Mit Kindern, die ihre Puppe suchen und Männern, die endlich mal können. Und schwer bewaffnete Guards waren ausgeschaltet, indem man ihnen nahelegt, mal eben den Schwanz freizulegen, weil man mal muss, aber in Ketten liegt … Kurz: Geht … ist aber überflüssig.

Regisseur Mark Goldblatt setzt aber ohnehin mehr auf abgekupferte Effekte denn auf seine Figuren. Lediglich der Einsatz Jeroen Krabbé als Mafiaboss birgt ein wenig Zündstoff. Krabbé punktet mit seiner ambivalenten Ausstrahlung eines charmanten Gentleman, der Dir in der nächsten Sekunde die Kehle aufschlitzt. Nach nur vier Minuten entführt uns Goldblatt in ein Spiegelkabinett, wie es uns James Bond in The Man with the Golden Gun so erfolgreich präsentiert hat – allerdings war das spannend vor 15 Jahren. Weil 1977 schon Kerls-Ikone Clint Eastwood in „Der Mann, der niemals aufgibt“ erfolgreich einen Linienbus durch Maschinengewehrfeuer gelenkt hat und das Filmstudio davon ausgehen darf, dass viele der heutigen Zuschauer das nicht mehr wissen, fährt dann auch der Punisher einen Bus durch Kugelhagel; nicht so effektvoll, aber voll mit unschuldigen Kindern, weswegen selbst frontal die Windschutzscheibe zerblasternde Schussgarben dem Punisher am Steuer kein Haar krümmen können – er ist schließlich im Recht und er hat eine Mission. Es gibt das Finale Grande in japanischer Papierwand-Kulisse, hinter denen dauernd Leute Deckung vor Schusswaffen suchen, die aber gleichzeitig ein paar schöne optische Szenen im rot ausgeleuchteten Handkantenkampf kreieren. 

Warum das Ganze trotzdem? „Die Schuldigen müssen bestraft werden!“, grunzt der Punisher im Schlusswort. Ach so. Klar!

 

Wertung: 3 von 10 D-Mark
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