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Plakatmotiv: The Lost Boys (1987)

Eine Blutsauger-Story, der die
Dramaturgie abhanden kommt

Titel The Lost Boys
(The Lost Boys)
Drehbuch Jan Fischer & James Jeremias & Jeffrey Boam
Regie Joel Schumacher, USA 1987
Darsteller

Jason Patric, Corey Haim, Dianne Wiest, Barnard Hughes, Edward Herrmann, Kiefer Sutherland, Jami Gertz, Corey Feldman, Jamison Newlander, Brooke McCarter, Billy Wirth, Alex Winter, Chance Michael Corbitt, Alexander Bacan Chapman, Nori Morgan u.a.

Genre Horror
Filmlänge 1987 Minuten
Deutschlandstart
14. Januar 1988
Inhalt

Lucy Emerson, frisch von ihrem Mann geschieden, zieht mit ihren beiden Söhnen Michael und Sam zu ihrem Vater nach Santa Carla, auch Mörder-Hauptstadt genannt, wo sie ein neues Leben beginnen wollen.

Michael und Sam sind nicht begeistert von ihrem neuen Zuhause, doch Michael verliebt sich alsbald in die hübsche Star und findet durch sie Anschluss an die ortsansässige Rockerclique, deren Anführer David, Stars Freund, ist. Die Clicque nimmt Michael mittels eines bizarren Rituals in ihre Reihen auf: Nach einem nächtlichen Motorradrennen trinkt er einen Becher Blut. Nun ist Michael einer von ihnen – die vier Rocker entpuppen sich als Blutsauger, unsterbliche Vampire.

Plakatmotiv: The Lost Boys (1987)Michaels kleiner Bruder Sam und die Gebrüder Frog wollen dem Spuk ein Ende bereiten und dringen in die Höhle der Bande ein. Einen Vampir können sie töten, die anderen greifen das Haus der Emersons an und werden mit vereinten Kräften, auch von Michael, vernichtet.

Als Herr der blutsaugenden Brut entpuppt sich ein Bekannter von Lucy Emerson …

Was zu sagen wäre

Wie kann man einem Genre neues Leben einhauchen, das von Untoten in wallenden Gewändern, bleichen Gesichtern und der Angst von Tageslicht beherrscht wird? Joel Schumacher  hat sich für ein Crossover entschieden: Wenn Teenager-Komödien dieser Tage so hoch im Kurs stehen, warum dann nicht Teenager und Monster zusammenbringen? Hat ja beim Teen Wolf vor zwei Jahren auch geklappt!

Die Blutsauger kommen nicht in wehendem Gewand über die Menschheit sondern in Lederjacke und auf Motorrad. Sie sind die Außenseiter im pittoresken Küstenstädtchen, diejenigen, die für Unruhe sorgen. Dazu bräuchten sie keine spitzen Fangzähne, Rocker oder Halbstarke sind immer die Für-Unruhe-Sorger in solchen Filmstädtchen. Wir können Schumachers Vampire als Blutsauger im wörtlichen sowie im übertragenen Sinne verstehen. Sie bieten das verführerische Element im sittsamen Leben der sittsamen Küstenbewohner, sind die Blutsauger, die der geordneten, durchoragnisierten Gesellschaft die Freiheit nehmen und damit die Kontrolle übernehmen wollen.

Das erzählt Schumacher im Rahmen des klassischen Dramas um junge Menschen, die sich in fremder Umgebung behaupten, also ihren Platz in der Welt definieren müssen. Dazu mixt er ein bisschen Goonies und ein bisschen Explorers und fertig ist ein sehr zeitgenössisches Unterhaltungsprodukt. Das garniert er mit den angesagten und aufstrebenden Jungstars um Kiefer Sutherland (Stand by Me – 1986), Corey Haim ("Die zweite Wahl – Eine Romanze" – 1985; Werwolf von Tarker Mills – 1985) oder dem in solchen Filmen unvermeindlichen Corey Feldman (Stand by Me – 1986; Die Goonies – 1985; Freitag, der 13. Teil V – 1985; Gremlins – Kleine Monster – 1984; Freitag, der 13. Teil 4 – 1984). Letztgenannter spielt Edgar, der mit seinem Brudel Allen einen Comicladen betreibt, mit Nachnamen zwar Frog heißt, aber natürlich an Poe erinnern soll. Der 16-jährige Schauspieler liefert die Karikatur eines Erwachsenen, überkandidelt, knurrig – das mag damit zusammenhängen, dass üblicherweise nicht 16-Jährige eigene Ladengeschäfte führen, Feldman also versucht, einen geschäftsfähigen 21-Jährigen zu spielen.

All diese Namen drapiert Schumacher um ein weithin unbekanntes Paar. Jason Patric mit Wallemähne und melancholischem Blick als Augenfutter für die zwangsläufig mit ins Kino gezerrten Freundinnen der juvenilen Zielgruppe und Jamie Gertz als dessen Love Interest mit braunem Rehauge ("Solarfighters" 1986; "Crossroads – Pakt mit dem Teufel" – 1986; „Quicksilver“ – 1986; Das darf man nur als Erwachsener – 1984), die sich eigentlich der Ober-Bully reserviert hat, der aber gegen den smarten Schönling zwangsläufig den Kürzeren ziehen wird; hier verraten wir nichts Überraschendes.

Joel Schumacher holt aus dem vorliegenden Material raus, was geht und liefert ein glattes Genrestück. Das kann er gut (St. Elmo's Fire – 1985; "Die Chaotenclique" – 1983). Der vielfältige Soundtrack wird dem Teen-Genre gemäß ordentlich aufgedreht. Insgesamt aber wirkt der Film wie eine Inszenierung, der die Dramaturgie rund um die immer gleiche Geschichte fehlt.

Wertung: 5 von 10 D-Mark
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