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Kinoplakat: The Help

Rassentrennung als bonbonfarbene
Idylle mit Errettungs-Phantasien

Titel The Help
(The Help)
Drehbuch Tate Taylor
nach dem Roman von Kathryn Stockett
Regie Tate Taylor, USA 2011
Darsteller

Emma Stone, Viola Davis, Bryce Dallas Howard, Octavia Spencer, Jessica Chastain, Ahna O'Reilly, Allison Janne, Anna Camp, Eleanor Henr, Emma Henry, Chris Lowell, Cicely Tyson, Mike Vogel, Sissy Spacek, Brian Kerwin u.

Genre Drama
Filmlänge 146 Minuten
Deutschlandstart
8. Dezember 2011
Inhalt

Jackson, Mississippi, Anfang der 1960er Jahre: Nach dem Studium kehrt Skeeter in ihr Heimatstädtchen zurück. Sie will Schriftstellerin werden und ergattert bei der örtlichen Zeitung einen Job als Autorin täglicher Haushaltstipps. Von Haushalt hat Skeeter keine Ahnung. Woher auch? Sie ist, wie alle ihre Freundinnen in der Gegend von farbigen Hausmädchen erzogen worden und brauchte sich nie um Haushaltsangelegenheiten zu kümmern. Kurzerhand fragt sie ihr ehemaliges Hausmädchen Aibileen, ob sie nicht helfen könnte.

Skeeters Haushalts-Kolumne ist erfolgreich. Also überredet sie Aibileen und anderen Hausmädchen, ihr Geschichten aus ihrem Alltag zu erzählen – einem Alltag aus andauerndem Rassenhass und Erniedrigung aber auch komischer Geschichten. „Es wäre doch schön”, sagt Skeeter, „all das mal auch Eurer Sicht zu erfahren! Eure Sicht hat noch nie jemand erzählt!” Die Hausmädchen sträuben sich lange. Bis ein Mord sie dazu bringt, endlich doch ihre Geschichten zu erzählen.

Damit verstößt Skeeter nicht nur gegen den guten Ton, sondern auch gegen das Gesetz, wodurch sie sich und alle, die ihr geheimes Projekt unterstützen, in Gefahr bringt, allen voran die gutherzige Aibileen, die Skeeter als Erste für ihr Projekt gewinnen konnte, und die resolute Minny, die mit ihrem vorwitzigen Mundwerk und ihrem einzigartigen Schokoladenkuchen für Furore sorgt. Dabei werden Skeeters Freundschaften aus Kindheitstagen auf eine harte Probe gestellt. Denn aus Skeeters Schulfreundinnen sind hartherzige weiße Plantagenbesitzerinnen mit Betoinfrisur, Taftkleidchen, Bridge-Nachmittagen und aufgestautem Zorn geworden.

Skeeters Buch, das sie als „Anonymus” veröffentlicht, wird ein Erfolg und wirbelt die Gemeinde Jackson, Mississippi gehörig durcheinander …

Was zu sagen wäre

Männer spielen keine Rolle. Das ländliche Mississippi in den Sechziger Jahren ist ein Staat der Frauen. Sie beherrschen das Heim. Sie scheuchen die Hausmädchen. Sie stellen Regeln auf. Die Weißen sind hartherzig. Die Schwarzen schicksalsergeben und gutherzig.

Emma Stone etabliert sich

Skeeter allerdings, die aufmüpfige Tochter einer blasierten Plantagenbesitzerin, wird von der naiven Studentin über die engagierte Schriftstellerin zur Jeanne d'Arc wider die Rassentrennung. Emma Stone spielt sie phantastisch. Hollywoods neuestes Hottie („Crazy, Stupid, Love.” – 2011) überzeugt mit glaubhaftem Spiel, variantenreicher Mimik und packt mit ihrer naiven Aufrichtigkeit die Herzen der Zuschauer. Ihre Gegenspielerin, die giftige Hausfrauenrassistin Hilly, wird gespielt von Bryce Dallas Howard. Sie hat nicht viel zu tun. Ihre zweidimensionale Rolle changiert zwischen intriganten und bösartigen Taten. Das ist aber immer noch anspruchsvoller, als die Rollen, die die farbigen Schauspielerinnen spielen. Die Figuren der kujonierten Hausmädchen sind oberflächlich geschrieben und bleiben dem Image des duldsamen Opfers treu.

„The Help” ist kein Film über Farbige zu Zeiten der Rassentrennung. Es ist ein Film über Weiße und ihre Sicht auf die Rassentrennung. Da taugen die Opferrollen nur zum Klischee. Natürlich gibt es in diesem Klischeereigen auch die Rolle der Weißen, die dazulernt; das übernimmt Skeeters Mutter (Allison Janney), die am Ende bedeutungsschwanger erkennen darf: „In manchen Familien überspringt die Zivilcourage eine Generation. Ich danke Dir, Skeeter.” Ist die Welt nicht wunderbar?

Sissy Spacek liefert ein Juwel

Ein kleines Juwel setzt Sissy Spacek, die die erfahrene, lebenskluge Mutter der zickigen Hilly gibt. Sie ist schroff und warmherzig in derselben Sekunde und hilft, wenn das Pathos gar zu laut trommelt, durch Humor und Lebensklugheit. Schön, sie mal wieder zu sehen.

Dennoch berührt der Film. Das liegt an den Schauspielerinnen. Das mag zunächst paradox anmuten vor dem Hintergrund ein- und zweidimensionaler Rollen. Aber alle Figuren bewegen das Gemüt, weil alle Figuren sich auf der Ebene einer inszenierten Künstlichkeit bewegen. Der Film, der in den USA ein großer Erfolg ist, bietet ein Blick in eine ganz und gar künstliche Welt. Das Jackson, Mississippi dieses Films ist eine bonbonfarbene Postkartenidylle mit Charakteren aus dem Schwarz-Weiß-Schnittbogen. Es ist so abstrakt, dass sich jeder angesprochen fühlen kann, niemand sich ausgegrenzt oder angegriffen fühlen muss und so erreicht Regisseur Tate Taylor am Ende genau das, was er erreichen will. Man denkt nochmal nach …

Kleine Notiz am Rande: Emma Stone kommt 2012 in der Neuauflage der Spider-Man-Filme als Peter Parkers Freundin Gwendolyn Stacy in die Kinos. Im vorliegenden Film kämpft sie in Person von Bryce Dallas Howard gegen ihre Vorgängerin; Howard spielte Gwen Stacy in Spider-Man 3 und man kann sagen: Das kann mit Emma Stone (Crazy, Stupid, Love – 2011; Freunde mit gewissen Vorzügen – 2011; Einfach zu haben – 2010; Zombieland – 2009; "Superbad" – 2007) nur besser werden.

Wertung: 4 von 7 €uro
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