In San Francisco werden teils hochrangige Kriminelle von einem unbekannten Täter ermordet. Bei einer dieser Hinrichtungen wird auch ein Polizist, der ein Freund von Chefinspektor Harry Callahan war, erschossen.
Callahan kommt der Verdacht, dass der Täter in den Reihen des San Francisco Police Department zu suchen ist. Insbesondere eine Gruppe von jungen Motorradpolizisten scheint mit den Akten von Lynchjustiz zu tun zu haben. Zwar wird einer von diesen bei einer Aktion gegen die Mafia, welche in einer blutigen Schießerei mündet, getötet, doch Harry vermutet richtig, dass dies nur ein Bauernopfer war.
Er findet den Beweis für seine Theorie, indem er sich bei einem polizeiinternen Schießwettbewerb die Dienstwaffe eines der verdächtigen Kollegen borgt und anschließend eines der damit abgefeuerten Projektile mit denen vergleichen lässt, die an den Tatorten der Morde gefunden wurden – sie stammen aus derselben Waffe.
Kurz darauf wird Callahan von der Cop-Gang aufgefordert, sich ihnen anzuschließen. Als er das ablehnt, findet er als Nächstes eine Bombe in seinem Briefkasten …
„This is a 44. Magnum. The most powerful Handgun in the world and it could blew Your Head clean off. Do You feel lucky?“ Harry Callahan hat seinen Dienst offenbar wieder aufgenommen – nachdem er seinen Stern doch erst weggeschmissen hatte. Dann beendet er eine Flugzeugentführung. „Du musst immer um Dein Leben fürchten, wenn Du es nicht in Deinen eigenen Hände nimmst“, ist Harry überzeugt.
Ohne den moralischen, zum Skandal angewachsenen Überbau, der den ersten Film begleitete, ist dieser Dirty-Harry-Aufguss jetzt ein cleverer und spannender Polizeifilm, der versucht, die Geister, die der Vorgänger rief, im Zaum zu halten. Clint Eastwood hat sich gegen die Deutung, der Original-Film feiere die Lynchjustiz, gewehrt und ließ für diese Fortsetzung eine Handlung entwerfen (Eastwoods Malpaso Company hat den Film produziert), mit der er die Kritik am Vorgänger entkräften wollte: Callahan bekämpft eine Gruppe von Polizisten, die Lynchjustiz praktizieren, weil sie von jungen Bürohengsten kujoniert werden: „Wenn heutzutage eine anständiger Polizist einen Gauner erledigt, muss wer so schnell wie möglich die Leiche wegschaffen. Das ist das Wichtigste. Weil diese bornierten Eierköpfe in ihren Büros ja nur darauf warten, Dir Fahrlässigkeit oder Brutalität anzuhängen. Ein Gangster kann einen von und umlegen! Aber ein Bulle einen Gangster? Habe ich nicht recht?“
Je deutlicher die kriminellen Motorrad-Cops ihr Böse Bürokraten-Mantra beten, desto schaler wird es und entlarvt sich schließlich als reiner MacGuffin, um einen Grund zu haben, ein bisschen Gewaltexzesse zeigen zu können und den Rahm eines charismatischen, kommerziell erfolgreichen Filmcharakters. Im San Francisco dieses Films scheint die öffentliche Ordnung, glaubt man den Cops, weitgehend zusammengebrochen zu sein – obwohl die Geschäfte täglich öffnen und der Verkehr einigermaßen fließt.
Und wenn Calahans Vorgesetzter, Lt. Briggs, ankündigt, den haftbefehl gegen einen gefährlichen Kriminellen binnen 48 Stunden „mit allen Mitteln“ zu besorgen, fragt man sich im Kinosesssel bang, ob nicht tatsächlich die Polizei, die bewaffnete Macht, die unseren Alltag sicherer machen soll, die eigentliche Bedrohung mit allen Mittel ist. „Wo soll das enden?“, fragt Calahan schließlich. „Als nächstes richten Sie Leute, die bei Rot über die Straße gehen. Oder Leute, die vor einer Einfahrt parken. Irgendwann richten Sie Ihren Nachbarn hin, weil dessen Hund auf Ihren Rasen pisst?“ Diese ins Drehbuch geschriebene Frage warf schon der erste Teil leise auf, ohne dass sie dann aber auch einer ausgesprochen oder gar beantwortet hätte.
Damit verliert die Dirty-Harry-Figur aber auch ihren Reiz. Nach dem ersten Teil konnte man sich gut ihm und der Welt da draußen auseinandersetzen. Jetzt ist er ein Getriebener, der den Job macht, den ein Mann halt tun muss: „Ich finde das System genauso beschissen wie Sie. Aber solange keiner mit einem besseren kommt, halte ich mich an dieses!“ Das klingt ein bisschen so wie die Abwandlung des lustigen Winston-Churchill-Verdikts „Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen - abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.“ Aber mit diesem Schulter zuckenden Fatalismus jetzt auch glatzköpfige New-York-Cops beim Fernseh-„Einsatz in Manhattan“ um die Ecke.
Es bleibt ein Copmovie mit Macho-Attitüde, in dem sich frisch getrennt lebende Cop-Gattinnen an Harrys Hals werfen und junge Nachbarinnen – „Was muss ein Mädchen tun, um Sie ins Bett zu kriegen?“ „Versuchen Sie's mit an die Tür klopfen.“ – umwegslos auf sein Bett, das in der Erkenntnis des taffen Cops gipfelt: „Man's got to know his limitations.“ Harrys Grenzen wird Clint Eastwood in noch drei weiteren Dirty-Harry-Filmen austesten lassen.
Die Dirty-Harry-Filme im Kino
- Dirty Harry (1971)
- Dirty Harry II – Calahan (Magnum Force, 1973)
- Dirty Harry III – Der Unerbittliche (The Enforcer, 1976)
- Dirty Harry kommt zurück (Sudden Impact, 1983)
- Das Todesspiel (The Dead Pool, 1988)
Die Kinofilme mit Clint Eastwood
Clinton Eastwood Jr. (* 31. Mai 1930 in San Francisco, Kalifornien) ist ein US-amerikanischer Filmschauspieler, Regisseur, Produzent, Komponist und Politiker.
Als wortkarger Western- und Actionheld avancierte er ab den 1960er Jahren zu einem weltweit erfolgreichen Star. Mittlerweile ist er auch ein renommierter Filmregisseur und -produzent. Mitunter, vornehmlich für seine eigenen Filme, komponiert er auch Filmmusik.
Von 1986 bis 1988 war er Bürgermeister der kalifornischen Kleinstadt Carmel.
Der Schauspieler
- Die Rache des Ungeheuers (Revenge of the Creature, 1955)
- Tarantula (1955)
- Francis in the Navy (1955)
- Die nackte Geisel (Lady Godiva, 1955)
- Nur Du allein (Never Say Goodbye, 1956)
- Noch heute sollst Du hängen (Star in the Dust, 1956)
- The First Traveling Saleslady (1956)
- Klar Schiff zum Gefecht (Away All Boats, 1956)
- Verschollen in Japan (Escapade in Japan, 1957)
- Ambush at Cimarron Pass (1958)
- Lafayette Escadrille (1958)
- Für eine Handvoll Dollar (Per un pugno di dollari, 1964)
- Für ein paar Dollar mehr (Per qualche dollaro in più, 1965)
- Zwei glorreiche Halunken (Il Buono, il brutto, il cattivo, 1966)
- Agenten sterben einsam (Where Eagles Dare, 1968)
- Coogans großer Bluff (Coogan’s Bluff, 1968)
- Hängt ihn höher (Hang ’Em High, 1968)
- Westwärts zieht der Wind (Paint Your Wagon, 1969)
- Ein Fressen für die Geier (Two Mules for Sister Sara, 1970)
- Stoßtrupp Gold (Kelly’s Heroes, 1970)
- Betrogen (The Beguiled, 1970)
- Sadistico (Play Misty for Me, 1971)
- Dirty Harry (1971)
- Sinola (Joe Kidd, 1972)
- Ein Fremder ohne Namen (High Plains Drifter, 1973)
- Dirty Harry II – Callahan (Magnum Force, 1973)
- Die Letzten beißen die Hunde (Thunderbolt and Lightfoot, 1974)
- Im Auftrag des Drachen (1975)
- Der Texaner (The Outlaw Josey Wales, 1976)
- Dirty Harry III – Der Unerbittliche (The Enforcer, 1976)
- Der Mann, der niemals aufgibt (The Gauntlet, 1977)
- Der Mann aus San Fernando (Every Which Way But Loose, 1978)
- Flucht von Alcatraz (Escape from Alcatraz, 1979)
- Bronco Billy (1980)
- Mit Vollgas nach San Fernando (Any Which Way You Can, 1980)
- Firefox (1982)
- Honkytonk Man (1982)
- Dirty Harry kommt zurück (Sudden Impact, 1983)
- Der Wolf hetzt die Meute (Tightrope, 1984)
- City Heat – Der Bulle und der Schnüffler (City Heat, 1984)
- Pale Rider – Der namenlose Reiter (Pale Rider, 1985)
- Heartbreak Ridge (1986)
- Das Todesspiel (The Dead Pool, 1988)
- Pink Cadillac (1989)
- Weißer Jäger, schwarzes Herz (White Hunter Black Heart, 1990)
- Rookie – Der Anfänger (The Rookie, 1990)
- Erbarmungslos (Unforgiven, 1992)
- In the Line of Fire – Die zweite Chance (In the Line of Fire, 1993)
- Perfect World (A Perfect World, 1993)
- Die Brücken am Fluss (The Bridges of Madison County, 1995)
- Absolute Power (1997)
- Ein wahres Verbrechen (True Crime, 1999)
- Space Cowboys (2000)
- Blood Work (2002)
- Million Dollar Baby (2004)
- Gran Torino (2008)
- Back in the Game (Trouble with the Curve, 2012)
- The Mule (2018)
- Cry Macho (2021)
Der Regisseur
- Sadistico (Play Misty for Me, 1971)
- Ein Fremder ohne Namen (High Plains Drifter, 1973)
- Begegnung am Vormittag (Breezy, 1973)
- Im Auftrag des Drachen (1975)
- Der Texaner (The Outlaw Josey Wales, 1976)
- Der Mann, der niemals aufgibt (The Gauntlet, 1977)
- Bronco Billy, 1980)
- Firefox (1982)
- Honkytonk Man (1982)
- Dirty Harry kommt zurück (Sudden Impact, 1983)
- Pale Rider – Der namenlose Reiter (Pale Rider, 1985)
- Heartbreak Ridge (1986)
- Bird (1988)
- Weißer Jäger, schwarzes Herz (White Hunter Black Heart, 1990)
- Rookie – Der Anfänger (The Rookie, 1990)
- Erbarmungslos (Unforgiven, 1992)
- Perfect World (A Perfect World, 1993)
- Die Brücken am Fluss (The Bridges of Madison County, 1995)
- Absolute Power (1997)
- Mitternacht im Garten von Gut und Böse (Midnight in the Garden of Good and Evil, 1997)
- Ein wahres Verbrechen (True Crime, 1999)
- Space Cowboys (2000)
- Blood Work (2002)
- Mystic River (2003)
- Million Dollar Baby (2004)
- Flags of Our Fathers (2006)
- Letters from Iwo Jima (2006)
- Der fremde Sohn (Changeling, 2008)
- Gran Torino (2008)
- Invictus – Unbezwungen (Invictus, 2009)
- Hereafter – Das Leben danach (Hereafter, 2010)
- J.Edgar (2011)
- Jersey Boys (2014)
- American Sniper (2014)
- Sully (2016)
- The 15:17 to Paris (2018)
- The Mule (2018)
Der Fall Richard Jewell (2019) - Cry Macho (2021)
Juror #2 (2024)