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Kinoplakat: Super

Plattes Superhelden-Klischee
als Loser-Komödie getarnt

Titel Super
(Super)
Drehbuch James Gunn
Regie James Gunn, USA 2010
Darsteller

Rainn Wilson, Ellen Page, Liv Tyler, Kevin Bacon, Gregg Henry, Michael Rooker, Andre Roy, Sean Gunn, Stephen Blackehar, Don Mac, Linda Cardellini, Nathan Fillion, William Katt, Grant Goodman, Paul T. Taylor u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 96 Minuten
Deutschlandstart
10. Juni 2011
Inhalt

Frank D'Arbo hatte zwei glückliche Momente in seinem Leben: Als die schöne Sarah „Ja” sagte und als er einem Polizisten sagen konnte, in welche Richtung der Mann verschwunden war, den jener verfolgte. Der Rest seines bisherigen Lebens waren und sind Enttäuschungen, Erniedrigungen, Scham und fehlendes Selbstvertrauen.

Seit Sarah ihn verlassen hat, sitzt er vor den zwei Bildchen, die er über die einzigen beiden glücklichen Momente gekritzelt hat und ist verzweifelt. Sarah, eine trockene Alkoholikerin, hatte ihn für den charismatischen Strip-Club-Besitzer Jacques verlassen, der nebenbei auch noch im Drogengeschäft tätig ist.

Frank verfällt in Depressionen und hat dabei Visionen, sowohl von einem fiktiven christlichen Superhelden namens The Holy Avenger, der über das Fernsehen gesendet wird, als auch von Gott. Und nachdem Frank in einer Vision von der Hand Gottes berührt wurde, hält er sich für auserwählt. So fängt er an, eine Superheldenidentität zu entwickeln, in der er sich selbst The Crimson Bolt nennt. Nach einigen erfolglosen Versuchen, die Kriminalität zu bekämpfen, nimmt er die Hilfe der Comic-Laden-Verkäuferin Libby an und recherchiert nach Comics von Helden, die keine Superkräfte besitzen.

Libby ist von Franks Tatendrang begeistert und bettelt darum, als dessen Sidekick mit auf Verbrecherjagd gehen zu dürfen. Widerwillig stimmt Frank dem zu und nimmt sie mit, um das Böse zu bekämpfen. Später fällt Frank auf, dass ihm eine Waffe fehlt. Also nimmt er sich eine Rohrzange zur Hand, um damit Drogendealer, Pädophile und Leute, die ihm auf die Nerven gehen, zu jagen. Und so dauert es nicht lange, bis sich Frank auf die Suche nach seiner Frau macht und versucht sie zu retten. Doch dummerweise haben Jaques Männer bessere Waffen …

Was zu sagen wäre

Huch, hat da Quentin Tarantino (Inglourious Basterds – 2009) einen Entwurf für ein Superhelden-Drehbuch weggeworfen und irgendwer hat's gefunden, nicht verstanden aber trotzdem verfilmt? Klingt so, wenn Kevin Bacon als Besitzer einer Strip-Bar ("Frost/Nixon" – 2008; Mystic River – 2003; Hollow Man – 2000; Wild Things – 1998; Sleepers – 1996; Apollo 13 – 1995; Am wilden Fluss – 1994; Eine Frage der Ehre – 1992; JFK – Tatort Dallas – 1991; Flatliners – 1990; Im Land der Raketen-Würmer – 1990; Ein Ticket für zwei – 1987; Footloose – 1984; American Diner – 1982; Freitag, der 13. – 1980; Ich glaub', mich tritt ein Pferd – 1978) einen Loser länglich über die Qualität seiner gekochten Eier loben darf. Und sieht auch so aus, wenn die ganze Geschichte am Ende aus dem Ruder läuft. Und immer noch, wenn dann klar ist, warum Tarantino das Script weggeworfen hätte, hätte er es geschrieben.

Charmant ist der Jedermann, den Rainn Wilson hier gekonnt glaubhaft macht. In einer Szene fragt er verzweifelt seinen Gott, warum der ihn mit solch einer Scheiß-Visage ins Leben geschickt hätte. Alle würden über ihn lachen. Ja, das kennt der Durchschnittszuschauer. Und man darf, ohne empirische Studien zu Rate zu ziehen, wohl behaupten: Das kennt jeder fanatische Superheldencomic-Leser. Deswegen sind die Comicbooks ja so beliebt: Muskulöse Männer mit scharf geschnittenen Gesichtszügen und verbitterter Moral in eng anliegenden Suits und Frauen, die so atemberaubend gut gebaut sind und so atemberaubend wenig an haben und dabei kluge Menschheits-Rettungs-Sentenzen von sich geben … von einer solchen Welt und solchen Kameraden träumen wir Loser vom Planeten Erde – und deswegen tauchen solche Helden in "Super" nicht auf. Denn in "Super" geht es um die Loser. Und in der "Super"-Welt ist es deshalb auch unter keinen Umständen glaubhaft zu erklären, dass sich eine Braut wie Liv Tyler in den Loser Frank verknallt.

"Super" entstand etwa zeitgleich zu Kick Ass, der eine ähnliche Idee hat, dafür aber größeren Aufwand betreibt und das zu nutzen weiß. "Super" ist für den Moment ganz unterhaltsam, hat den nötigen Igittigitt-Faktor mit halb weg geschossenen Gesichtern und Messer-im-Hoden, gibt auch den befreienden Endlich-sagts-mal-einer-und-haut-die-Vordrängler-und-Alltags-Arschlöcher-zu-Brei-Kick. Aber er hat dann auch Szenen, in denen sich Autor James Gunn ausmalt, was die Comicbook-Heroes zwischen den einzelnen Comicbildchen machen – in den weißen Balken zwischen den Panels. Und da fällt ihm leider nur pubertierendes Kleine-Jungen-Zeug ein, womit er zeigt, dass hier kein souveräner Erzähler sitzt, sondern einer, der seine Wunschphantasien verfilmt.

Der Film ist natürlich FSK 18. Dabei ist er maximal für die Zielgruppe 12 – 14 unterhaltsam.

Wertung: 3 von 6 €uro
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