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Plakatmotiv: Star Wars, Episode V: Das Imperium schlägt zurück (1980)

Wunderbare Achterbahn im All
und gelüftete Geheimnisse

Titel Star Wars - Episode V: Das Imperium schlägt zurück
(Star Wars: Episode V – The Empire Strikes Back)
Drehbuch George Lucas & Leigh Brackett
Regie Irvin Kershner, USA 1980
Darsteller

Mark Hamill, Carrie Fisher, Harrison Ford, Billy Dee Williams, Anthony Daniels, David Prowse, Peter Mayhew, Kenny Baker, Frank Oz, Alec Guinness, Jeremy Bulloch, John Hollis, Jack Purvis, Des Webb, Kathryn Mullen u.a.

Genre Fantasy
Filmlänge 124 Minuten
Deutschlandstart
11. Dezember 1980
Website starwars.com
Inhalt

Der Todesstern ist zerstört. Die siegreichen Rebellen haben sich auf den Eisplaneten Hoth zurückgezogen und planen dort weitere Schläge gegen das Imperium, bis ein imperialer Suchdroide den Schildgenerator der Rebellen ausfindig macht.

Fast zur gleichen Zeit wird Luke Skywalker von einem Wampa, einem einheimischen Schneemonster, gefangen genommen und kann sich nur mit Hilfe der Macht befreien. Schwer verletzt erscheint ihm Obi-Wan-Kenobi und weist ihn, an Meister Yoda im Dagobah-System aufzusuchen.

Unterdessen bereiten sich die Rebellen auf das unvermeidliche Aufeinandertreffen mit den imperialen Truppen vor. Beim nun folgenden Kampf sind und die Rebellen sind gezwungen den Stützpunkt aufzugeben. Han Solo entkommt mit Prinzessin Leia Organa, Chewbacca und C-3PO in dessen Millennium Falken, während Luke sich mit dem Astromech-Droiden R2-D2 in Richtung Degoba-System begibt um Meister Yoda aufzusuchen und endlich als vollständiger Jedi-Ritter ausgebildet zu werden …

Was zu sagen wäre

Ein zerstörter Todesstern ergibt noch kein zerstörtes Imperium. Die Siegesparty der Rebellen war nur kurz. Seither flüchten sie durch die Galaxis vor dem dämonischen Lord Darth Vader. Für kurze Zeit finden sie Ruhe. auf einem eisigen Planeten im Hoth-System. Keine Wärme, nirgends. Han möchte dringend weg, Kopfgeldjäger sind ihm auf den Fersen. Leia ist sich nicht sicher, was sie für Han empfinden soll – oder für Luke. Und der müht sich mit den Mysterien der Macht. Niemand kommt zur Ruhe in diesem Film, die Rebellion ist gerade anderswo. Die Helden stecken, getrennt voneinander, in tiefer Verzweiflung.

George Lucas schlägt mit "The Empire strikes back" einen neuen Ton an: dunkler, brutaler, entschiedener die dunkle Seite. Das Spielerische, das den Vorgänger auszeichnete – rein in den Todesplaneten, Prinzessin befreien, raus aus dem Todesplaneten – ist weg. Luke, Leia, Han und Chewbacca bekommen die unerbittliche Macht des Imperiums zu spüren. Selbst die Zankereien zwischen den beiden Robotern erlösen nicht zum Schmunzeln. Hatte Lucas "Krieg der Sterne" mit knappen Mitteln noch nach der Dramentheorie der Heldenreise komponiert, konnte er den vorliegenden Film in der Gewissheit drehen, das ein weiterer noch folgen wird. Seine Geschichte löst sich aus dem Korsett des Storytellings und erzählt – ineinander verschlungen – einfach Kapitel um Kapitel. Und lässt das Ende offen: Kommen Sie in zwei Jahren wieder, wenn es heißt Star Wars: Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Das gibt Freiheiten im Szenenaufbau, birgt aber Probleme, wenn Elemente aus dem ersten Film, die erst im dritten Film wieder eine Rolle spielen, in diesem zweiten Film in Erinnerung gehalten werden müssen.

Eine klassische Geschichte wird nicht erzählt. Die Helden fliehen vom Eisplaneten, auf dem die imperialen Truppen furchteinflößend ihre Macht beweisen haben: gigantische "Kampfläufer" schießen das Rebellencamp zu Klump – gepanzerte Häuser auf vier mechanischen Beinen, die bei genauer Betrachtung hirnrissig, für die Regeln des Anything Goes-Kinos aber perfekt erfunden sind. Die Helden trennen sich. Luke sucht einen sumpfigen Planeten auf, den ihm eine Erscheinung Ben Kenobis geraten hat; dort soll er sich in die Hände des Jedi-Meisters Yoda begeben. Kaum gelandet, versinkt Lukes Flieger im sumpfigen Brackwasser und wird R2-D2 von einem Wassermonster verschluckt. Später, bevor er tief fällt, erfährt er noch dramatische Wahrheiten über seinen Vater. Han will Leia eigentlich nur auf einem Rebellenschiff absetzen, um dann seine Probleme mit Jabba dem Hutten zu regeln. Kaum gestartet, haben sie die imperiale Flotte an den Hacken, finden sich wenig später im Schlund eines Weltraumwurms wieder, noch etwas später auf Darth Vaders Folterbank und schließlich im Tiefkühlschlaf eingepackt in Karbonit. Wo die Rebellen sind? An ihrem Sammelpunkt. Wo sie keine weitere Rolle für diesen Film spielen. Die Dramatik dieses nicht dramaturgisch erzählten Films steckt darin, dass alles aus dem Ruder läuft. Sogar der als „schnellster Schrotthaufen in der Galaxis“ gepriesene Millennium Falcon schafft nicht den Sprung in den Hyperraum.

Darth Vader gewinnt an Statur. Der heimliche Star des ersten Krieg der Sterne-Films hat keinen Grand Moff Tarkin mehr über oder neben sich. Er ist jetzt der ultimative Schurke in diesem Stück. Und was für einer! Jederzeit bedrohlich, bösartig, gemein. Alles und jedem überlegen verfolgt er ein klares Ziel: Er muss den Macht-begabten Luke Skywalker zum Imperator bringen – was ein Handlungsfaden des nächsten Filmes sein wird: „Er wird zu uns überlaufen, oder sterben, mein Gebieter!“ George Lucas hatte die Wirkung des dunklen Lords für den ersten Film vielleicht unterschätzt. Damals wirkte seine Rüstung alt, verstaubt und irgendwie billig. In "Imperium" strahlt sie in schwarzem Klavierlack, glänzen Lederrüstung und polierte Stiefel und die Schalttafel vor seiner Brust leuchtet und blinkt. Vader wirkt, als sei er noch gewachsen.

Die helle Seite hingegen ist geschrumpft: „Groß machen Kriege niemanden.“ Auftritt Yoda, Jedi-Meister, der seit 800 Jahren Jedi-Schüler heranbildet. Einer der mächtigsten seiner Zunft. Yoda ist ungefähr 30 Zentimeter groß und lebt in einer ungemütlichen Sumpflandschaft. Er ist die Figur, die dem Zuschauer die mysteriöse Macht nahe bringen soll, die im ersten Film nur eine Nebenrolle hatte, obwohl sich eigentlich alles um sie dreht; ohne die Macht, ohne ein paar Jedi-Ritter, so scheint es, muss die Rebellion scheitern. Der Imperator, der erstmal einen Kurzauftritt hat, als Hologramm, will den Jungen haben wegen dessen Macht-Perspektive. Yodas Jedi-Lehrgang nimmt rund ein Viertel des Films ein. Es ist ein anspruchsvoller Hindernisparcours mit grusligen Geisterbahnmomenten und ein paar Lehrsätzen über die Macht. Bald kann Luke mit der Kraft seinerGedanken Steine anheben, R2-D2 schweben lassen; nur seinen X-Flügler bekommt er nicht aus dem Sumpf. Das erledigt dann Yoda, der Winzling, für ihn: „Nach meiner Größe beurteilst Du mich? Tust Du das?

Die Regiearbeit hat George Lucas in die erfahrenen Hände von Irvin Kershner gelegt ("Die Augen der Laura Mars" – 1978; Der Mann, den sie Pferd nannten – 2. Teil – 1976). Der macht aus dem problematischen Umstand, dass die Hauptfiguren kaum eine gemeinsame Szene haben, keine klassische Geschichte von einem Anfang zu ihrem Ende erzählt wird, einen fantastischen Fingernägelbeißer, dessen düstere Lichtsetzung den Ton der Folgefilme setzen könnte. Rasante Verfolgungen im Raumschiff durch ein Asteroidenfeld, beeindruckende Schlachtenbilder von Sternenzerstörern und Kampfläufern, neue Geheimnisse der Macht. ein grandioser Darth Vader und eine versuchte Romanze zwischen Han und Leia, die wirkt, als traue sich Executive Producer George Lucas da nicht so recht ran. Als sein Schicksal besiegelt scheint, ruft sie ihm zu „Ich liebe Dich!“ Und er erwidert … „Ich weiß.“ Das soll so gar nicht im Script stehen, verbreiten anonyme Stimmen aus dem Umfeld, sondern der Magie des Augenblicks entsprungen sein. Womöglich hat aber Lucas die Szene auch genauso geschrieben. Weil er mit Männern und Frauen vor seiner Kamera weniger anzufangen weiß, als mit Droiden, wie der erste Teil gezeigt hat. In Kershners Regie gibt es überraschende Kamerapositionen, choreographierte Montagen und manch charmante Schauspiel-Szene. Lucas sagt selbst, dass Konzepten mehr seinem Charakter entspricht als Regie zu führen. Schauspieler beklagten sich, Lucas würde kaum mit ihnen arbeiten, man wisse nie, ob man die Szene so gespielt hat, wie er sie sich vorstellt.

Eine Sequenz war tatsächlich nicht vorgesehen. Die, in der Luke auf dem Eisplaneten von dem Schneemonster angegriffen wird. Die ganze Sequenz wurde nur geschrieben, weil Mark Hamill kurz vor den Dreharbeiten einen Unfall hatte, der in seinem Gesicht ein paar Narben hinterließ. Die passten so gar nicht zu dem naiven Jungspund, der er in "Krieg der Sterne" noch gewesen war. Also bauten Lucas und Leigh Brackett den Wampa in ihr Drehbuch ein, der Luke seine Pranke ins Gesicht semmelt. Das hilft Hamill, dessen schauspielerische Fähigkeiten limitiert sind, seinem Luke Skywalker die Spuren der Reife, die er während seiner Ausbildung zum Jedi gewinnt, zu verleihen.

Wertung: 9 von 9 D-Mark
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