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Plakatmotiv: Spy Game – Der finale Countdown (2001)

Souveräner Thriller
Old-Fashioned

Titel Spy Game – Der finale Countdown
(Spy Game)
Drehbuch Michael Frost Beckner
Regie Tony Scott, USA 2001
Darsteller

Robert Redford, Brad Pitt, Catherine McCormack, Stephen Dillane, Larry Bryggman, Marianne Jean-Baptiste, Matthew Marsh, Todd Boyce, Michael Paul Chan, Garrick Hagon, Andrew Grainger, Bill Buell, Colin Stinton, Ted Maynard, Tom Hodgkins, Rufus Wright, Demetri Goritsas, Quinn Collins, Sam Scudder, Yann Johnson, Pat McGrath, Shane Rimmer, David Hemmings, James Aubrey, Charlotte Rampling u.a.

Genre Thriller
Filmlänge 126 Minuten
Deutschlandstart
14. März 2002
Inhalt

Langley, Virgina, 1991: CIA-Veteran Nathan Muir beginnt seinen letzten Tag im Dienst. Schon in aller Herrgottsfrühe klingelte sein Telefon, ein Verbindungsmann aus der britischen Botschaft Hongkong teilte nur mit, wenn er informiert sein wolle, solle er seinen Arsch aus der Matratze winden und in zwanzig Minuten im Büro sein.

So erfährt Muir, was er gar nicht erfahren sollte: CIA-Mann Tom "Boy Scout" Bishop ist bei einem inoffiziellen Einsatz in China aufgeflogen, wurde verhaftet und soll in 24 Stunden wegen Spionage hingerichtet werden. Die neuen Herren im CIA, alles junge, alerte Männer in dunklen Anzügen, wollen die Füße still halten – Bishop war nicht offiziell unterwegs, kommende Woche besucht der Präsident das Land des Lächelns, ein internationaler Zwischenfall käme da ungelegen.

Es liegt an Muir, den jungen Agenten rauszuhauen. Muir ist old school. Er hat Bishop einst rekrutiert, ausgebildet und lange Zeit geleitet, hat Bishop alles beigebracht; und er hat noch gelernt, dass man einen Mann nicht einfach zurücklässt.

Dabei ist Muir alles andere als ein reaktionärer Betonkopf. Und die jungen Hüpfer, die heute die Agency leiten, werden bald merken, dass der Oldtimer seinen Sessel gar nicht verlassen muss, um trotzdem die Fäden in die Hand zu bekommen, die seinen ehemaligen Protégé aus der chinesischen Haft befreien werden …

Was zu sagen wäre

Das hätte grandios schief gehen können, von wegen böse Chinesen, gute Amerikaner, tolle Politik – da macht Hollywood ja gerne einen auf besonders patriotisch. Aber Robert Redford spielt mit (s.u.), bekennender Linker, also kann man sich entspannt zurücklehnen.

Tony Scott (s.u.) auf dem Regiestuhl? Hätte auch schiefgehen können – Filme wie The Fan (1996), Days of Thunder (1990) oder Top Gun (1986) waren keine Glanzlichter – kann aber auch gut gehen: Filme wie Crimson Tide (1995) zeigen, dass Scott politisch schwierige Themen im Griff hat, den Zeigefinger jederzeit stecken lässt und statt dessen lieber gutes Kintopp machen will.

Hätte es bei der Besetzung schief gehen können? Kaum! Brad Pitt (Mexican – 2001; Snatch – Schweine und Diamanten – 2000; Fight Club – 1999; Rendezvous mit Joe Black – 1998; 12 Monkeys – 1995; Sieben – 1995; Legenden der Leidenschaft – 1994; "Interview mit einem Vampir" – 1994; True Romance – 1993), der 1991 unter Redfords Regie in Aus der Mitte entspringt ein Fluss seine erste Hauptrolle spielte, glänzt neben Charme-Schlachtross Redford, und Tony Scott versteckt seine Vergangenheit als Werbe-Clip-Regisseur nicht, bastelt Schnitte, SlowMotion und Zeitraffer in Sekundenschnipseln aneinander, dass einem schwindelt.

Trotzdem bleibt die Story im Mittelpunkt, die natürlich nicht einfach 24 Stunden im bläulichen-schwarz schimmernden CIA-Building in Langley spielt. Wir begleiten Nathan Muir in die Vergangenheit, wenn er Tom Bishop als Scharfschützen in Vietnam kennenlernt, ihn in Ost-Berlin anwirbt und in Beirut jenen Fehler macht, der beider Wege sich trennen lässt (wahrscheinlich spielt die Geschichte deswegen auch 1991 – und nicht 2001 – weil Redford mit seinem mittlerweile erkennbar alten Gesicht sonst unmöglich Szenen hätte spielen können, die Mitte der 70er Jahre spielen. Die Produzenten lassen uns aber wissen, das Drehbuch sei Mitte der 90er Jahre entstanden und untersuche „die veränderten Zielvorstellungen in der Politik nach den Umwälzungen von 1989“).

Eine Frau spielt auch mit: Catherine McCormack, die 1995 Mel Gibson in Braveheart entkleiden durfte, bevor ein englischer Dragoner ihr die Kehle durchschnitt, ist Pitts Love-Interest.

Ein Spionage-Thriller mit einer Dynamik wie zwischen Vater und Sohn. Die Terrorangst zur Zeit des Kalten Krieges ist der Hintergrund für den Film. Scott konzentriert sich ganz auf das psychologische Dilemma ohne reißerische Zwischentöne, woraus die Geschichte ihre Spannung bezieht. "Spy Game" ist sehenswert, spannend, gut gespielt und angenehm old fashioned.

Wertung: 5 von 6 €uro
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