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Plakatmotiv: Sneakers – Die Lautlosen (1992)

Spannendes Thriller-Drama mit
gut aufgelegten Schauspielern

Titel Sneakers – Die Lautlosen
(Sneakers)
Drehbuch Phil Alden Robinson & Lawrence Lasker & Walter F. Parkes
Regie Phil Alden Robinson, USA 1992
Darsteller

Robert Redford, Sidney Poitier, David Strathairn, Dan Aykroyd, River Phoenix, Bodhi Elfman, Denise Dowse, Hanyee Hanyee, Timothy Busfield, Eddie Jones, Time Winters, Mary McDonnell, Jun Asai, Jo Marr, Gary Hershberger u.a.

Genre Thriller
Filmlänge 126 Minuten
Deutschlandstart
28. Januar 1993
Inhalt

Prolog 1969: Die beiden Studenten Martin „Marty“ Brice und „Cosmo“ brechen über ein Terminal ihrer Universität in Bankcomputer ein und transferieren Geld vom Konto von Richard Nixon zum Nationalen Komitee zur Legalisierung von Marihuana. Per Münzwurf losen sie aus, wer Pizza holen soll. Cosmo (der die Münze wirft) betrügt, so dass nicht er, sondern Marty gehen muss. Kurz darauf wird Cosmo vom FBI verhaftet, während Marty – der bereits im Wagen sitzt und die Polizei kommen sieht – fliehen kann.

Heute: Martin 'Marty' Bishop kennt sich aus mit Verschlüsselungssystemen. Mit seiner Mannschaft alternder Technologie-Anarchisten sucht er nach Schwachstellen im Sicherheitssystem großer Konzerne. Dass Bishop, genau wie der Rest seiner Crew, keine weiße Weste hat, bringt ihn und sein Team in Schwierigkeiten, als zwei Agenten der NSA mit einem Spezialauftrag an ihn herantreten. Martin will ablehnen, da er nicht für Regierungen arbeiten möchte, aber die Agenten setzen ihn unter Druck, da sie seinen wirklichen Namen kennen: Martin 'Marty' Brice. Das Team nimmt den Auftrag an: Es soll einen Kasten unbekannten Inhalts von einem Mathematiker stehlen.

Die Aufgabe ist schnell gelöst, das Team umso erschrockener, als es in dem Kasten einen Kryptochip entdeckt, mit dem man sämtliche Codes knacken kann. Kurz darauf ist der Mathematiker, dem sie den Chip abgenommen haben, tot – ermordet.

Marty verdächtigt als Hintermann einen alten Bekannten, den russischen Kulturattaché und Ex-KGB-Mann Gregor. Aber der beteuert glaubhaft, mit all dem nichts zu tun zu haben. Statt dessen macht er die beiden vorgeblichen NSA-Agenten und Auftraggeber für den Mord verantwortlich. Kurz darauf ist auch der Kulturattache tot und Marty liegt k.o. geschlagen in einem Kofferaum.

Er erwacht in einem noblen Büro und wird von einem alten Freund begrüßt, der offenbar weitreichende Fäden zieht …

Was zu sagen wäre

Düstere Auftraggeber und eine Blackbox, die als lupenreiner MacGuffin funktioniert und ein Karussell in Gang setzt, das spannend, unterhaltsam, charmant und witzig ist, und Datenschutz, modernste Überwachungstechnologie und die damit verbundenen Missbrauchsszenarien thematisiert. Dazu ein melancholischer Schurke, der die Welt in einen besseren Ort verwandeln will, indem er sie ins digitale Chaos stürzt.

Wie es sich für einen Codeknacker-Abenteuer gehört, wird der Film von lauter Puzzles zusammengehalten. Mal dechiffrieren die Codeknacker ein Geheimprogramm mittels Scrabble-Steinen. Mal dechiffrieren sie den Weg zum Hauptquartier des Schurken anhand von Geräuschen, die Bishop, auf dem Weg in dieses Quartier in einem Kofferraum gefangen, gehört hat, und die Bishops blinder Partner im Teams am Synthethizer sukzessive nachbaut, mal müssen sie nur in ein Appartement einbrechen und nutzen dazu schlagfertige Improvisationen – auch eine Form von Dechiffrierung.

Auf dem Höhepunkt des Thrills darf sich Bishop nicht schneller als mit zwei Zentimeter pro Sekunde durch einen Raum bewegen, ansonsten schlagen Bewegungsmelder an – und natürlich drängt die Zeit. Ein Film, der Spannung durch äußere Entschleunigung erzeugt. Es bleibt nicht aus, dass dann – mit umso höherem Tempo – ein Blinder die rettende Stunt-Fahrt machen muss. Der Film ist ein andauernder großer Sandkastenspaß, in dem die unangenehmen Hürden jeweils schnell überwunden sind. Zwar befindet sich Martin Bishop andauernd irgendwie in Gefahr, aber gefährdet ist er eigentlich nie. Erzählt wird das in dynamisch geschnittenen Kamerafahrten, –flügen und Bildern, in denen angenehm selten Computermonitore die Leinwand beherrschen. Der lockere Ton und die Arbeit an der Kamera lassen den Film elegant einen Fußbreit über der Realität schweben.

Bestes Kintopp also. Regisseur Phil Alden Robinson (Feld der Träuime – 1989) dirigiert einen Cast, der keine Wünsche offen lässt. Robert Redford (s.u.) gibt einen souveränen Anführer mit Flecken auf weißer Weste, die ihn kurz aus der Spur bringen. Er ist der charmante Frauentyp, der weiß, was er tut und – „Ich schaffe das nicht allein, Liz.“ – der weiß, dass er ohne sein Team nichts wäre.

Da ist Sidney Poitier (Mörderischer Vorsprung – 1988; "Rat mal, wer zum Essen kommt" – 1967; In der Hitze der Nacht – 1967; Flucht in Ketten – 1958), Ex-CIA-Mann, der die Seiten gewechselt hat, aber immer noch über beste Verbindungen verfügt. Er spielt das moralische Gewissen des Teams.
River Phoenix (Indiana Jones und der letzte Kreuzzug – 1989; "Little Nikita" – 1988; Mosquito Coast – 1986; Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers – 1986; Explorers - Ein phantastisches Abenteuer – 1985) ist das Mädchen für alles – jung, ungeniert, idealistisch, ein cooler Feuerkopf mit romantischem Herzen; er wurde für die junge Zielgruppe besetzt.
Dan Aykroyd (Miss Daisy und ihr Chauffeur – 1989; Meine Stiefmutter ist ein Alien – 1988; Schlappe Bullen beißen nicht – 1987; Kopfüber in die Nacht – 1985; Ghostbusters - Die Geisterjäger – 1984) ist Mother, der vom luxuriösen Wohnmobil träumt, „die begnadetsten Hände der Branche hat“ und jeden Tag mit neuen Verschwörungstheorien aufwartet.
Schließlich David Strathairn ("Bob Roberts" – 1992; Eine Klasse für sich – 1992) als blinder Hacker Whistler, der zwar nichts sehen kann, dafür aber ein umso ausgeprägteres Gehör hat; diesen Whistler möchte man am liebsten gleich mit nach Hause nehmen, so nett ist er. Mary McDonnell (Grand Canyon – Im Herzen der Stadt – 1991; Der mit dem Wolf tanzt – 1990) ist die On-Off-Freundin Bishops, die mit Hackerei gar nichts am Hut hat, im entscheidenden Moment aber spezielle Verführungskünste für einen speziellen Mann auspackt.
Fazit: Phil Alden Robinson hat ein fein austariertes Ensemble gecastet und schickt es durch eine fremdartig glänzende High-Tech-Welt.

Amüsantes Schurken-übers-Ohr-hauen-Kino mit Tarnen, Täuschen und Tricksen. Beste Kinounterhaltung.

Wertung: 9 von 10 D-Mark
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