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Plakatmotiv: The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz (1969)

Ein melancholischer Western

Titel The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz
(The Wild Bunch)
Drehbuch Walon Green + Sam Peckinpah
nach einer Originalgeschichte von Walon Green + Roy N. Sickner
Regie Sam Peckinpah, USA 1969
Darsteller

William Holden, Ernest Borgnine, Robert Ryan, Edmond O'Brien, Warren Oates, Jaime Sánchez, Ben Johnson, Emilio Fernández, Strother Martin, L.Q. Jones, Albert Dekker, Bo Hopkins, Dub Taylor, Paul Harper, Jorge Russek u.a.

Genre Western
Filmlänge 135 Minuten
Deutschlandstart
3. Oktober 1969
Inhalt

Der Film spielt im Jahr 1914 während der mexikanischen Revolution. Der in die Jahre gekommene Outlaw Pike Bishop und seine Bande halten sich mit Diebstählen eher schlecht als recht über Wasser. Bei einem Überfall auf die Kasse einer Eisenbahngesellschaft geraten sie in einen Hinterhalt von skrupellosen Kopfgeldjägern, die von der Bahngesellschaft engagiert wurden, um Bishop zur Strecke zu bringen. Angeführt werden diese von Bishops ehemaligem Weggefährten Deke Thornton, der vor die Wahl gestellt wird, entweder gegen Bishop zu kämpfen oder zurück ins Gefängnis zu wandern. Bei der wilden Schießerei werden auch Passanten, Frauen und Kinder getötet.

Bishops Bande kann entkommen, muss jedoch erkennen, dass es sich beim erbeuteten Diebesgut um wertlose Metallteile handelt. Auf der Flucht vor Thornton stoßen sie auf den brutalen mexikanischen General Mapache, der sie beauftragt, einen Zug mit modernen amerikanischen Waffen zu überfallen. Da sie dringend Geld benötigen, willigen sie ein. Der Coup gelingt, doch als Mapache herausfindet, dass ein mexikanisches Mitglied der Bishop-Bande einen Teil der Waffen unterschlagen hat, um sie mexikanischen Oppositionellen zukommen zu lassen, lässt Mapache ihn gefangen nehmen und foltern. Bishop und seine letzten Gefährten wollen ihn retten.

Plakatmotiv (US): The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz (1969)Es kommt zu einem von Thorntons Männern aus der Ferne beobachteten finalen Showdown, in dem Bishop und seine verbliebenen drei Mitstreiter fast die ganze Garnison Mapaches umbringen, bevor sie selbst getötet werden

Was zu sagen wäre

Der Wilde Westen ist aich nicht mehr das, was die Väter uns versprachen. Wild sind hier nur noch die Umgangsformen. Ehre zählt nicht mehr, nur, wer schneller zieht. Ansonsten hat allerorten die Ordnung Einzug gehalten, die Zivilisation.

Soweit, so schlecht für den Westerner, wie wir ihn kennen aus den alten Geschichten von John Ford oder Howard Hawks. Die Zeit, in der Raum war für Menschen am Rande des Gesetzes, ist ebenso vorbei, wie die einer objektiven Kamera. Die subjektive Kamera hält Einzug in den Western. Man ist mittendrin, fällt mit vom Pferd, wenn geschossen wird. Der Kugelhagel wird – für den Zuschauer im bisher bequemen Kinosessel – brutaler, schmerzhafter. „Sie und ihre Eisenbahn sind an diesem Massaker schuld! Unschuldige Menschen starben.

Die ersten Minuten schon machen deutlich: Nach seinem Sierra Charriba (1965) erzählt Sam Peckinpah auch hier nicht aus jener Welt des gemütlichen alten Westerns, in dem wir Zuschauer uns schnucklig eingerichtet hatten. Und dann erbeuten die Schurken, denen wir uns so vorbehaltlos angeschlossen hatten (weil doch William Holden – Casino Royale, 1967; Der letzte Befehl, 1959; Die Brücke am Kwai, 1957; Sabrina, 1954; Boulevard der Dämmerung, 1950 – ihr Anführer ist) nur wertlose Dichtungsringe bei ihrem Raubzug – die haben sich übertölpeln lassen. Es ist wirklich alles nicht mehr wie früher!

Ehemalige Gangster, Überläufer, die versuchen, im neuen Amerika ein ehrbares Leben zu führen, indem sie alte Freunde jagen, werden von den Behörden eiskalt ausgewrungen: „Machen Sie es gut, sodass das das nicht noch einmal passiert, sonst verbringen Sie den Rest Ihres Lebens im Knast. Ich erwische Sie doch wieder!“ „Sie haben mein Wort!“ „Wir werden ja sehen!“ „Wie ist das, Mr. Harrigan, bezahlt zu werden. Sich unter dem Deckmantel des Gesetzes hinzusetzen und Mörder anzuheuern? Wie ist es, den Gerechten zu spielen?“ „Angenehm!“ „Sie Hurensohn!“ „Sie haben 30 Tage, um Pike zu erwischen, sonst geht es in den Knast. Sie sind mein goldener Judas, Mr. Thornton!

Am Lagerfeuer im mexikanischen Exil lässt Bandenboss Pike Bishop dann seinen Blick über eine Schar Kinder streifen. Und ich frage mich: Was ist deren Zukunft? Dieser pessimistische Western ist nicht einfach negativ, weil alte Männer die alten Gefechte nicht lassen können. Sondern, weil die Kinder keine anderen Vorbilder als ebendiese Gefechte haben. Als die Mexikaner dann Pikes Kumpel Angel schnappen, weil der eine Kiste Gewehre für Rebellen abgezweigt hatte, bricht das gesamte mexikanische Lager in Gelächter aus – auch das Mädchen, das der mexikanische General im Arm hält, und das offenkundig keine Ahnung hat, worum es geht, nur aufs Überleben setzt; in dieser Beobachtung zeigt Peckinpah mehr Grausamkeit, als in jeder seiner Blutorgien.

Anstatt irgendeinen Raubzug zu zeigen, zeigt Peckinpah den letzten Raubzug. Man hat sich das ja schon bisweilen gefragt, wie eigentlich die Zukunft solcher Räuberbanden war. Wahrscheinlich endeten die meisten tödlich. Insofern geht dieser Film nur drei Schritte voran Richtung Ende. Die Herrschaft der alten Gauner geht zu Ende. So sah das aus am Ende, als die Zivilisation übermächtig, und der Rückzugsraum für den Outlaw immer kleiner, nur noch bei mexikanischen Bauern möglich wurde: „Es ist nicht mehr so wie früher“, sagt Freddie Sykes. „Aber besser als nichts!

Wertung: 5 von 9 D-Mark
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