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Kinoplakat: Red Tails
Digital aufgemotzte Kriegsspiele
mit etwas lahmender Dramaturgie
Titel Red Tails
(Red Tails)
Drehbuch John Ridley + Aaron McGruder
nach dem Roman „Red Tails, Black Wings: The Men of America's Black Air Force“ von John B. Holway
Regie Anthony Hemingway, USA 2012
Darsteller
Terrence Howard, Cuba Gooding Jr., Nate Parker, David Oyelowo, Tristan Wilds, Ne-Yo, Elijah Kelley, Marcus T. Paulk, Leslie Odom Jr., Michael B. Jordan, Kevin Phillips, Andre Royo, Method Man, Bryan Cranston, Lee Tergesen u.a.
Genre Krieg, Drama
Filmlänge 125 Minuten
Deutschlandstart
15. November 2012
Website redtails-film.de/
Inhalt

Italien, 1944. Während der Zweite Weltkrieg unvermindert lodert, wird die 332nd Fighter Group – die erste afroamerikanische Lufteinheit – in Italien stationiert, wo sie mit zweitklassigen Einsätzen abgespeist wird. Den Stolz der Piloten mindert das nicht.

Jetzt wollen sie beweisen, was wirklich in ihnen steckt. Vor allem Marty Easy Julian und Joe Lightning Little brennen auf Einsätze – auch wenn das bedeutet, sich über die Anweisungen ihres Vorgesetzten Major Stance hinwegzusetzen. Gegen alle Widerstände machen sich die Red Tails schnell einen Namen – nicht nur in den eigenen Reihen.

Schließlich bekommen sie doch noch ihre große Chance und dürfen für ihr Land in die Schlacht ziehen …

Was zu sagen wäre

„Lösen Sie uns auf oder lassen Sie uns fliegen. Wir haben ein Recht, für unser Land zu kämpfen!“Eine kernige Aussage, die der Staffelführer da seinem General entgegenschleudert. Der da spricht, ist ein schwarzer Pilot, der General ein Weißer. und der film, der folgt, ist so farbenfroh heroisch, wie diese Forderung das vermuten lässt.

„Red Tails“ erzählt von tapferen schwarzen Piloten, die alles richtig machen, was ihre weißen Kameraden vor falsch gemacht und dadurch viele weitere Kameraden in den Tod geschickt haben – inspired by true events. „Natürlich“, möchte man fast sagen; jeder Film, der auf sich hält ist mitterweile irgendwie inspired by true events. Immerhin hat es diese (schwarzen) Tuskegee Airman tatsächlich gegeben und sie wurden in der Army auch ordentlich schikaniert und genauso schlecht behandelt, wie im zivilen Leben nebenan. Das deutet auch dieser Film an. Sie waren am Tuskegee Institute in Tuskegee, Alabama, als Kampfpiloten ausgebildet worden. Sie waren die ersten schwarzen Kampfpiloten des USAAC – die Rassentrennung in den US-Streitkräften galt, bis US-Präsident Harry S. Truman sie im Juli 1848 aufhob.

Inwieweit allerdings das hier erzählte digitale Kriegsspiel der wahren Geschichte entspricht, weiß ich nicht.  Es ist aber sehr bunt und flott erzählt. Die Luftkämpfe sehen in ihrer gepixelten Digitalität ziemlich echt aus und können natürlich viel mehr „zeigen“, als etwa Tony Scott vor 30 Jahren in Top Gun (1986). Das sieht alles toll aus. Jungs, die in ihrer Jugend Modellflugzeuge zusammengeklebt haben und dabei die unvermeidlichen Messerschmitts kennenlernten, sehen ein bisschen mehr als die Übrigen im Kino (die Messerschmitt Me 262, Messerschmitt Bf 109, dazu die Curtiss P-40 Warhawk oder die P51 Mustang); aber wer solche Luftschlachtszenen nicht per se verabscheut, bekommt auf jeden Fall ordentlich Augenfutter. Dafür wenig Spannung.

Kinoplakat: Red TailsDer dramaturgische Aufbau erinnert an Kriegsfilme aus den 1960er Jahren, in denen sich junge Männer gegenüber Kriegskerlen im Gefecht beweisen und durchsetzen mussten und ein bisschen wundert man sich da schon, dass solche einfachen – entschuldigung: kein Wortspiel – Schwarz-Weiß-Geschichten noch erzählt werden. Die Story ist vorhersehbar.

Das Drehbuch allerdings wurde in Hollywood etwa 20 Jahre lang herumgereicht, keiner wollte es haben – obwohl die Dramaturgie damals, Anfang der 90er Jahre, durchaus up to date gewesen wäre im Kommerzkino. Schließlich nahm dann George Lucas 58 Millionen Dollar in die Hand und produzierte den Film unter seinem vor allem durch Star Wars bekannten Label „Lucasfilm“. Deswegen steht auf dem Plakat jetzt „Von den Machern von Star Wars und Indiana Jones“ und deshalb wirken die Luftkämpfe, aus denen der Film hauptsächlich besteht, auch, wie X-Wing versus TIE; worin eine gewisse Gerechtigkeit liegt, wenn man bedenkt, dass Lucas die Schlacht um den Todesplaneten in Eine neue Hoffnung den Kampfszenen aus dem Weltkrieg-II-Film „Mai '43 - Die Zerstörung der Talsperren – The Dam Busters“ (1955) nachempfunden hat.

Der Film bekam politisches Gewicht in den USA, weil er an die vergessene Einheit dieser schwarzen Helden erinnert und US-Präsident Barack Obama ihn sich im Weißen Haus zeigen ließ und dazu eine Gruppe von Tuskegee Airmen sowie George Lucas und Hauptdarsteller Cuba Gooding Jr. (Pearl Harbor – 2001; Men of Honor – 2000; Hinter dem Horizont – 1999; Besser geht's nicht – 1997; Jerry Maguire: Spiel des Lebens – 1996) eingeladen hatte. An der Kinokasse war der Film dann nicht so erfolgreich. Weltweit kamen nur 50,4 Millionen Dollar in die Kassen.

Wertung: 3 von 8 €uro
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