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Plakatmotiv: Rambo – First Blood (1982)

Sylvester Stallone formt
eine Ikone des Actionkinos

Titel Rambo
(First Blood)
Drehbuch Michael Kozoll & William Sackheim & Sylvester Stallone
nach dem Roman "First Blood" von David Morrell
Regie Ted Kotcheff, USA 1982
Darsteller

Sylvester Stallone, Richard Crenna, Brian Dennehy, Bill McKinney, Jack Starrett, Michael Talbot, Chris Mulkey, John McLiam, Alf Humphreys, David Caruso, David L. Crowle, Don MacKay, Charles A. Tamburro, David Petersen, Craig Huston u.a.

Genre Action
Filmlänge 93 Minuten
Deutschlandstart
6. Januar 1983
Inhalt

John Rambo hat nach seiner Zeit im Vietnamkrieg daheim in den USA nie wieder Fuß fassen können. Gerade ist der letzte Kamerad aus seiner ehemaligen Elite-Einheit der Green Berets an Krebs gestorben. Einsam zieht er durch den nasskalten Nordwesten des Landes. Er sucht ein warmes Essen und einen Job, mit dem er sich das verdienen kann. So erreicht er das Städtchen Hope. Es nieselt vom Himmel, ein schweres Unwetter kündigt sich an.

Vor der Stadtgrenze passt ihn Will Teasle ab, der Sheriff in Hope. Er macht Rambo klar, dass „Typen wie du” in Hope nicht gerne gesehen sind. Der Landstreicher solle sich einen anderen Platz suchen. Rambo lässt sich nicht einschüchtern und setzt seinen Weg nach Hope fort. Der Sheriff wittert Autoritätsverlust und nimmt Rambo vorübergehend fest. Die Beamten im Bezirksgefängnis zeigen sich nicht zimperlich in ihrer Art, die Personalien des langhaarigen Veteranen aufzunehmen. In die Enge getrieben werden in dem Ex-Green-Beret traumatische Erinnerungen an seine Zeit als Kriegsgefangener wach. Er befreit sich gewaltsam aus seiner Inhaftierung und flieht in die Berge.

Die Polizei des ganzen Countys samt Nationalgarde jegt den Flüchtigen, den der Sheriff als „bewaffnet und sehr gefährlich” beschreibt. Aber sie alle sind dem ausgebildeten Einzelkämpfer, der sein Überleben im Dschungel Vietnams gelernt hat, nicht gewachsen. Einen nach dem anderen nimmt Rambo aus dem Spiel. Mittlerweile ist das Fernsehen auf die Geschichte aufmerksam geworden und nach den ersten Berichten taucht ein schneidiger Oberst in Hope auf. Er stellt sich als Colonel Samuel Trautman vor. Er habe John Rambo geformt und trainiert. Rambo sei ein Kriegsheld, ausgezeichnet mit allen Tapferkeitsmedaillen, die das Land zu vergeben hatte.

Trautman rät Teasle, die Jagd abzublasen, dann könne man Rambo in ein paar Tagen in Seattle festnehmen, wo er in irgendeiner Autowaschanlage sein Brot verdient. Der Sheriff lehnt das Ansinnen brüsk ab, will nicht anderen den Lorbeer der Festnahme überlassen. „Wenn sie Rambo 200 Ihrer Männer hinterher hetzen”, resumiert Trautmann daraufhin, „dann sollten Sie eine Menge Leichensäcke bereit halten”.

Dann eskaliert die Situation …

Was zu sagen wäre

Eigentlich sollte Rambo nur so ein Vietnamfilm werden, in dem ein gestörter Ex-GI in der Heimat ausrastet und um sich ballert. So ähnlich liest sich auch die Vorlage von David Morrell mit dem Titel "First Blood". Dass aus Rambo dann RAMBO wurde, eine Ikone des Actionkinos, ist zu einem Gut Teil Sylvester Stallones Einfluss anzulasten (Rocky III – Das Auge des Tigers – 1982; Nachtfalken – 1981; Rocky II – 1979; Vorhof zum Paradies – 1978; "F.I.S.T. - Ein Mann geht seinen Weg" – 1978; Rocky – 1976; Der letzte Ausweg – 1973; Bananas – 1971).

Ein Projekt aus der Pipeline Hollywoods

Als Stallone zu dem Projekt kam, hatte das schon eine Geschichte in Hollywood. Stallone verweigerte sich der knallharten Killergeschichte aus der Romanvorlage, gab der Hauptfigur eine Vergangenheit und vernetzte sie mit einem nasskalten Umfeld, das nicht nur mit seinen Witterungsverhältnissen das Gegenteil von Vietnam ist.

Rambo ist großartiges 3-Akt-Drama mit klassischem Helden, der traditionsgemäß am Ende stirbt. Großes Drama. Große Anklage gegen die kalten Menschen da draußen. Große Actionszenen. Nach Rocky (John G. Avildsen – 1976) und vielen Flops in dessen Folge konnte Stallone hier zeigen, dass er mehr kann als Boxen vor der Kamera. Das Buch geht hohes Tempo, gibt seinen Figuren eine schablonenhafte Tiefe, gerade genug, damit wir vom Kinosessel aus Freund und Gegner auseinanderhalten können; mit der Irritation, dass der Held der Böse ist, der sich nicht der staatlichen Macht beugt und deswegen der Held wird, der in den tiefen Wäldern Washingtons in Nieselregen und Sturm 200 Feierabend-Soldaten ausschaltet – ohne freilich einen dieser 200 zu töten.

Anlehnung an James Cagney und Humphrey Bogart

Das junge, auf Krawall und laute Explosionen gebürstete Action-Genre entdeckte mit dem seelisch gebrochenen Ex-Soldaten eine weiche Note, die die Explosionen umso mächtiger, den melancholischen Helden umso stärker erscheinen ließen. Stallone und sein Regisseur, Ted Kotcheff, knüpften an das Muster der Klassiker des Gangster-Genres an, in deren Zentrum James Cagney oder Humphrey Bogart als schnell schießende Gangster gestanden hatten, mit der Ehre am rechten Fleck, in einer Welt, in der die Guten nur deshalb „die Guten“ heißen, weil sie sich die Staatsmacht nennen. Auch John Wayne war für solche gebrochenen Helden einst zu haben.

Diese einfachen Figuren in einfacher Welt waren dem A-Kino verloren gegangen. In den 1970er Jahren gerieten Filme mit dem Schurken im Zentrum schnell zu übergroßen Blut-und-Gewalt-Opern, Edel-Mafiosi führten ihre Familienfehden durch. Den kleinen Gauner, den Killer, den Taxi Driver hielt Martin Scorsese am Leinwand-Leben – und Sylvester Stallone, dessen Straßenboxer Rocky Balboa auch nichts anderes war, als ein Underdog, der die Chance, die er nicht hatte, ergriff. Um diese Kinofiguren aus der Halb- und Unterwelt herum residierten Paten, kubanische Drogenbarone mit Kettensäge und Weltraumschmuggler als identifikationstaugliche Schurkenfiguren. Rambo füllte eine Marktlücke beim Publikum. Auch hier bewies Stallone eine geschäftstüchtige Nase.

Es gibt immer noch was zu erzählen

Getreu der Romanvorlage ließ das Drehbuch-Autorenteam John Rambo sterben. Wird John Rambo im Roman noch als brutal mordender Flüchtling dargestellt, zeigt die Filmversion ihn sehr viel weniger grausam. Auf Drängen Stallones genehmigten die Produzenten nach ersten Einwänden Dreharbeiten für ein alternatives Ende. Das Testpublikum war laut Kotcheff „außer sich“, und der Film erhielt für den regulären Kinostart am 22. Oktober 1982 das alternative Ende. Die Produktionskosten betrugen 14 Millionen US-Dollar. Und was würde John Rambo nun also tun, nachdem er eine sicher nicht allzu harte Strafe im Gefängnis abgesessen hätte und in die zivilisierte Welt zurückkehrt? Sollte er sich fortan mit Kameraden Stube und Dusche in Fort Bragg teilen? Vielleicht heiraten und bei der Feuerwehr arbeiten?

Mit zwei weltweit erfolgreichen Markennamen in der Hand – RockyRambo – begann Sylvester Stallone damit, die Figuren kommerziell auszuschlachten. Fortsetzungen, bei denen man an den Ursprungstitel noch ein "2" oder ein "… kommt/schlägt zurück!" hängte, kamen in einem anderen ehemaligen B-Kino-Bereich, der Science Fiction, in Mode. Das konnte man mit "Rambo" auch machen. Schließlich hatte man ja John Rambo bisher auch noch gar nicht in Vietnam kämpfen sehen. Man müsste ja eigentlich auch noch erzählen, was zu dem Trauma des Green-Beret-Soldaten geführt hat, das die Gewalt im vorliegenden Original auslöst. Also wurde Teil 2 gedreht. Geht man von dessen Eröffnungssequenz aus, erhält John Rambo für seine Feuersbrunst in Hope mit mehr als 200 Verletzten und einem Toten, für die er eigentlich gar nicht bis höchstens ein wenig verantwortlich ist, um die acht Jahre verschärftes Steinekloppen ohne Aussicht auf Begnadigung – eine Strafe biblischen Ausmaßes.

„Rambo” wird in den Duden aufgenommen

Dem Film folgten bis 2008 drei Fortsetzungen, von denen vor allem die Teile 2 und 3 den Ruf der Figur zerstörten. Die Bezeichnung Rambo wurde ein Synonym für einen brachialen, rohen und unsensiblen Persönlichkeitstypen. Der Duden nahm den Begriff auf und nennt Rambo „umgangssprachlich für Kraftprotz“. Das ist eigentlich nicht fair – aber durch die Fortsetzungen gedeckt.

"Rambo – First Blood" ist besser als sein Ruf!

Wertung: 10 von 10 D-Mark
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