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Plakatmotiv (US): Punisher – War Zone

Autsch … noch bösere Verfilmung eines
lustvoll bösartig-mörderischen Comics

Titel Punisher: War Zone
(Punisher: War Zone)
Drehbuch Nick Santora + Art Marcum + Matt Holloway
nach dem gleichnamigen MARVEL-Comiccharakter von Gerry Conway + Ross Andru + John Romita Sr.
Regie Lexi Alexander, USA, Kanada, Deutschland 2008
Darsteller

Ray Stevenson, Dominic West, Doug Hutchison, Colin Salmon, Wayne Knight, Dash Mihok, Julie Benz, Stephanie Janusauskas, Mark Camacho, Romano Orzari, Keram Malicki-Sánchez, Larry Day, Ron Lea, Tony Calabretta, T.J. Storm u.a.

Genre Comic-Verfilmung
Filmlänge 103 Minuten
Deutschlandstart
15. Oktober 2009 (DVD-Release)
Website Marvel-Wiki zum Punisher
Inhalt

Der Punisher stürmt eine Feier des Mafioso Gaitano Cesare. Wenige Minuten später sind alle Gäste tot. Bis auf Billy Russoti. Der „Schöne Billy“ konnte mit ein paar Leuten dem Inferno entkommen. Aber nicht lange: In einer Fabrik stöbert Punisher sie auf und macht kurzen Prozess. Aller sterben, der „schöne Billy“ wird in einer Flaschenzertrümmerungsanlage in seine Einzelteile zerlegt. Unter den Toten ist auch Nicky Donatelli. Der war verdeckter Ermittler beim FBI. er hinterlässt Frau und kleine Tochter.

Der ehemalige Partner von Nicky Donatelli, Paul Budiansky, schwört Rache: Er will den Punisher fangen. Dafür schließt er sich dem New York Police Department an und kommt zur Punisher Task Force, wo er auf Detective Martin Soap trifft. Anders als Donatelli hat Billy Rusotti Punishers Massaker überlebt.

Billy Rusotti allerdings weiterhin „Schöner Billy“ zu nennen, setzt schwarzen Humor voraus: Die Glasrecyclinganlage hat sein Gesicht völlig zerfetzt, kein Muskel hing mehr am anderen, die Haut war nicht mehr zu finden. Ein plastischer Chirurg konnte ihn also nur sehr notdürftig zusammenflicken und überlebt Billys ersten Blick in den Spiegel nur um einige Minuten. Danach nennt Billy sich „Jigsaw“ und reiht sich ein in die Rotte derer, die dem Punisher Rache schwören.

Billy befreit seinen völlig durchgeknallten Bruder aus der Anstalt und zieht in den Krieg. Und er fängt bei der Witwe Donatelli und deren Tochter damit an. Das rührt an das Trauma des Punishers – den Verlust von Frau und Kind. Auch er  schultert seine Waffen …

Was zu sagen wäre

"War Zone" wird als Fortsetzung des Punisher von 2004 verkauft. Nur ist nur Thomas Jane nicht mehr dabei. Auch sonst ist niemand mehr an Bord, außer dem MARVEL-Verlag selbst, der den Film unter seinem Label "Marvel Knights" vertreibt. Ob Fortsetzung oder nicht, spielt aber keine Rolle. Der Comicleser ist dauernden Wechsel von Zeichnern und Autoren gewöhnt – da sehen Helden immer wieder mal anders aus. Thomas Jane, der Vorgänger-Punisher, war ausgestiegen, weil ihm das Script nicht gefiel; auch sein Regisseur Jonathan Hensleigh sprang ab. Die 35-Millionen-Dollar-Produktion "War Zone" floppte an den US-Kassen, spielte da nur 8 Millionen Dollar ein und erschien hierzulande gleich auf DVD.

Eine nicht jugendfreie Version eines nicht jugendfreien Comics

Eigentlich schade, andererseits verständlich: "War Zone" ist die nicht jugendfreie Verfilmung eines ohnehin schon nicht jugendfreien Comics, hat also eine beschränkte Zielgruppe und die rekrutiert sich im vorliegenden Fall zumeist aus den Lesern der Vorlage und aus den Fans des Action-over-the-edge-Kinos. Letzteren fällt schnell auf, dass – wie schon beim Vorgänger – die Action-Ideen allesamt geklaut sind. Es ist ja nicht so, als würde der Punisher nicht ein paar besonders hübsche Kampfchoreografien präsentieren, um seinen Massentötungen nachzukommen, aber jede einzelne dieser Blei-Tänze habe ich schon woanders gesehen – Hauptlieferant für die Bildideen war offensichtlich die Gameverfilmung Hitman von 2007.

Trotzdem: Mir hat "War Zone" gut gefallen – und an dieser Stelle schiebe ich vorsorglich ein: Nein, in meiner Freizeit gehe ich nicht auf den Schießplatz und ich weiß auch, dass Menschen umbringen nicht okay ist. Und wenn es jemand fragwürdig findet, dass ich dennoch Spaß am Killerkino habe, dem möchte ich entgegnen, ich mag Kino gerne; und Filme, in denen das Töten als bizarr choreographiertes Ballett daher kommt, bleiben Filme, Inszenierungen, sind im Idealfall ein Spaß – ganz ohne Vorbildfunktion. Soweit dazu. Alles gut?

Schöne Noir-Optik, angemessen angefressener Punisher

Das Setting gefällt mir in diesem "Punisher" besser. Die regennassen Altbauten und das dunkle Fabrikambiente geben dem Film eine schöne Noir-Anmutung, geben der "War Zone" einen eigenen Look. Auch ist Ray Stevenson der bessere Punisher. Thomas Jane war 2004 schon in Ordnung, aber gegen den Brocken Ray Stevenson eben doch eher die Mädchengymnasiumsvariante des Marvel-Comicstars. Ray Stevenson, Fernsehguckern als Titus Pullo aus der Serie "Rom" ein Begriff, ist der klassische Kostümfilm-Krieger: Er spielte in "King Arthur" (2004) und gibt demnächst den Porthos in einer neuen Version der Drei Musketiere (2011) und kämpft – wieder im Marvel-Kinouniversum – als Volstagg auch an der Seite des Mächtigen Thor (2011). Stevenson ist mit seiner mächtigen Statur und den sanften dunkelbraunen Augen die bessere Verkörperung des gebrochenen Frank-Castle-Charakters; ein in dauerndem schwarz-weiß ausgeleuchteten Trauerklos mit fatalem Hang zum endgültigen Argument.

Bizarr, over-the-edge … an mehreren Ecken mahnt der Film, ihn bloß nicht zu ernst nehmen – der Comiccharakter schwimmt da immer mit: Alle Handlanger-Mafiosi sind rettungslos sadistisch, bei gleichzeitig niedrigem Intelligenzquotienten; der Oberschurke ist absurd entstellt. Dieser Jigsaw kann zwar nicht mit Christopher Nolans TwoFace mithalten, sein Aussehen gibt aber hinreichend Motivation zu allerlei Zornesausbrüchen, bei denen Blut spritzt. Der will es also aufnehmen mit Frank Castle, dem kalten Killer mit Herz und einem trauernden Funkel im Braunauge, dessen soziales Umfeld aus seinem Waffendealer, dessen dementer Mutter und Carlos, des Waffendealers rechter Hand, besteht. Wer wird diese Schlacht wohl gewinnen?

Ein kleines Mädchen bringt Farbe in die Höhle

Es gibt eine schöne Szene in Castles Höhle, die – genauso wie meist er selbst – in kaltem, nassen Blau ausgeleuchtet ist. Er versteckt dort die Witwe Donatelli und deren Tochter Grace, die unbefangen alles inspiziert und schließlich den Familienkoffer öffnet; jenen Schatz, in dem Castle die Erinnerungsstücke an seine gemordete Familie aufbewahhrt. Grace öffnet den Koffer und Farbe flutet die Höhle. Eine schöne Szene – einer Killercomicverfilmung angemessen.

Unterm Strich, da machen wir uns nichts vor, ist das ein Comic für die Frank-Miller-Killer-Fanclique, die Sin City (2005) für Kindergeburtstag hält. John Travolta als Unterweltboss Howard Saint war 2004 der bösere Böse. Aber dieser Punisher ist insgesamt der bessere Bestrafer.

Wertung: 4 von 7 €uro
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