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Plakatmotiv: Planet der Affen (2001)

Alles in allem ein
angestrengter Affentanz

Titel Planet der Affen
(Planet of the Apes)
Drehbuch William Broyles Jr. & Lawrence Konner & Mark Rosenthal
nach einem Roman von Pierre Boulle
Regie Tim Burton, USA 2001
Darsteller

Mark Wahlberg, Tim Roth, Helena Bonham Carter, Michael Clarke Duncan, Kris Kristofferson, Estella Warren, Paul Giamatti, Cary-Hiroyuki Tagawa, Erick Avari, Luke Eberl, Evan Dexter Parke, Freda Foh Shen, David Warner, Glenn Shadix, Lisa Marie, Charlton Heston u.a.

Genre Science Fiction
Filmlänge 119 Minuten
Deutschlandstart
30. August 2001
Inhalt

Das Jahr 2029: Astronaut Leo Davidson steuert seinen kleinen Pod Cruiser von der Raumstation zu einem Erkundungsflug. Er gerät in ein Wurmloch, verirrt sich in den Tiefen des Raumes und landet auf einem Planeten, auf dem sprechende Affen über eine menschliche Rasse herrschen.

Mit Hilfe einer sympathischen Schimpansen-Aktivistin und einer kleinen Gruppe menschlicher Rebellen versucht Leo, den Vormarsch einer Gorilla-Arme unter Führung von General Thade und seiner rechten Hand, Attar, zu stoppen.

Der Kampf um einen Tempel in der Verbotenen Zone des Planeten ist eröffnet. Dort warten schockierende Erkenntnisse über das Schicksal der Menschheit …

Was zu sagen wäre

Take your stinking paws off me, you damn dirty ape!“, sprach einst Charlton Heston als Astronaut Taylor, zeigte damit einer erstaunten, geschockten Affenzivilisation, dass er, das Tier, für das die Affen die Menschen hielten, sprechen kann und er schaffte es mit dem Satz 2005 auf Platz 66 der Liste der 100 besten Filmzitate aus US-Filmen aller Zeiten. Ein paar Jahre früher schaffte er es auch in einen Film von Tim Burton, der ein Remake dieses Klassikers mit Charlton Heston drehte. Im neuen "Planet of the Apes" taucht dieser Satz wieder auf.

Charlton Heston als siecher Obergorilla

Michael Clarke Duncan sagt ihn als Gorilla-General Attar. Es ist der Moment, in dem United-States-Air-Force-Captain Leo Davidson erkennt, dass Affen sprechen können. Ein Filmzitat mit vertauschter Quelle in einem Film, der an dieser Stelle, nach etwa 20 Minuten, noch Spannung verspricht. Es wird dann aber nicht spannend; nur abgedroschen. Es gibt ein weiteres Zitat: Charlton Heston himself. Diesmal taucht er in einer Gastrolle als siecher Vater des bösen Generals Thade. Heston jetzt als Affe – noch eine vertauschte Rolle … in einem Film über vertauschte Perspektiven.

Tim Burton (Sleepy Hollow – 1999; Mars Attacks! – 1996; Edward mit den Scherenhänden – 1990; Batman – 1989; Beetlejuice – 1988) wagt sich an einen Klassiker des Science-Fiction-Kinos. Da sind Vergleiche zwingend: Warum alles nochmal erzählen? Was macht er anders? Will er auf dasselbe hinaus, wie sein berühmter Vorgänger? Nein, das will er nicht!

Enden über Enden

Die Freiheits-Statue liegt bei ihm am Ende nicht im Sand, der Affenplanet ist hier nicht die Erde. Aber das lässt sich so genau dann auch wieder nicht sagen, denn nach dem Ende der Geschichte kommt noch ein Ende des Films. Plakatmotiv: Planet der Affen (2001) Da ist dann bei Burton wieder alles offen. Und in gewisser Weise wieder mit Freiheitsstatue im Sand – nur anders erzählt. Das soll us aber nicht allzu sehr verwirren, weil es eigentlich, da es keinen sinn ergibt egal ist; Burton hätte auch ein anderes seiner drei weiteren Enden, die er gedreht hat, vor den Abspann kleben können. Um nämlich Branchenbeobachter zu verwirren, hatte Burton insgesamt fünf Schlussszenen gedreht. Besser wäre es gewesen, er hätte sich auf seine Geschichte konzentriert.

Das Original, das Burton hier vergewaltigt hat, zeigte eine Gesellschaft mit vertauschten Vorzeichen: Zivilisierte Affen halten sich Menschen zu Versuchszwecken und als Haustiere. Die Affen können sprechen, folgen einer Religion, diskutieren philosophisch moralisch. Die Menschen sind wilde Tiere, die der Sprache nicht mächtig sind. Es war eine verstörende Allegorie auf den Allmachtsanspruch des Menschen über jeder Kreatur. Was, wenn es anders wäre, fragt der Film von 1968 und hält uns den Spiegel unserer kranken Gesellschaft vor.

Ape does kill Ape

In diese Welt stieß Astronaut Taylor, eine Art freies Radikales. Er kann sprechen, sprengt erst die Ketten und dann die Gesellschaft, die in ihrem Kastensystem und religiösen Zwängen versteinert ist. In Tim Burtons Film ist von all dem nicht mehr die Rede. Die Menschen leben zwar im Wald, können aber sprechen und sich ordentlich artikulieren; sie sind nicht ungebildeter als die Affen. Nur haben die Affen die Waffen, sie sind stärker und halten sich die Menschen seit Jahrzehnten als Sklaven; daher sind die etwas, naja, naiv könnte man sagen, einfach gestrickt.

Aller Ärger geht letztlich von den Affen selbst aus, die in ihrer Räterepublik von Eifersucht und Machtgier geplagt sind. General Thade will die Tochter des Senators zur Frau und die Macht an sich reißen – dafür geht er über Leichen; nichts mehr mit dem humanistischen Ideal „Ape don‘t kill Ape!“. Thade mordet munter durch die Affengesellschaft. Weil die Tochter des Senators aber diesen menschlichen Astronauten viel schnuckliger findet, eskaliert die Situation. Dafür steht Tim Roth, der vergeblich versucht, seinem Thade unter der Affenmaske etwas Diabolisches abzuringen. Aber einen Tim Roth macht man besser nicht wütend, das wissen wir aus anderen Filmen (Vatel– 2000; Everyone Says I Love You – 1996; Rob Roy – 1995; Pulp Fiction – 1994). Eigentlich ist dieser "Planet of the Apes" ein schlechter Politthriller über einen zu klein geratenen Gorilla, der seine fehlende Größe mit Machtanspruch kompensiert, als ihm ein paar Fremde – Menschen – in die Quere kommen. Dazu gibt es die Komplett-Menagerie aus dem Charakterschubfach: der geldgeile Sklavenhändler, der als Comicfigur und Prügelknabe gut ist, der misstrauische Alte, der über sich hinaus wächst. Die blonde leicht Bekleidete, der edle Schwarze und der Darth-Vader-gegen-Obi-Wan-Kenobi-Kampf kommt auch zur Aufführung.  

Burton wollte eigentlich eine Dreiecks-Geschichte erzählen

Das tragische ist, dass Tim Burton eigentlich eine ganz andere Geschichte erzählen wollte. Er wollte die klassische Vorlage nehmen, um in ihrem Rahmen eine Dreiecks-Geschichte zu erzählen: Mark Wahlberg, der Mensch, und Tim Roth, der Affe, lieben beide die Äffin (Helena Bonham-Carter). Das haben die Studiobosse abgelehnt mit der Begründung, das sei Sodomie und „da kriegen wir keine Freigabe!“ und also haben sie das blonde Modell Estelle Warren verpflichtet, die leicht beschürzt und mit geschürzten Lippen Wahlberg umgarnen soll, das aber unter Burtons schmollender Regie nicht tut und auch sonst keine Rolle spielt.

Kurz: Außer dem Burton'schen Bilderrausch bleibt ein bisschen Erlöser-BlingBling, ein bisschen Jesus-Allegorie … ein ganz großes Jammertal!

Wertung: 2 von 6 €uro
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