Der alte Gepetto wünscht sich nichts sehnlicher als einen kleinen Jungen. In einer wundervollen, sternklaren Nacht erfüllt eine gute Fee seinen Wunsch, indem sie die kleine Holzmarionette Pinocchio zum Leben erweckt.
Trotz aller guten Vorsätze und der Warnungen der gewissenhaften Grille Jiminy zieht Pinocchio voller Neugier und Abenteuerlust los, um die weite Welt zu erkunden. Zwei hinterlistige Gestalten nämlich, ein Fuchs und ein Kater, verkaufen Pinocchio an das Marionettentheater von Stromboli. Pinocchio wird der Star des Marionettentheaters, was ihm zunächst großen Spaß macht, doch damit ihm sein neuer Goldesel nicht entwischt, sperrt Stromboli Pinocchio nach der Vorstellung in einen Käfig. Nur mit Hilfe der Blauen Fee kann er sich befreien. Inzwischen macht sich Gepetto zu Hause gewaltige Sorgen. Er versucht vergeblich, Pinocchio zu finden.
Da aber stellen sie fest, dass Gepetto verschwunden ist. Er findet heraus, dass Gepetto von einem Wal verschluckt wurde …
Sei ehrbar und aufrecht und stets strebsam, so sollst Du belohnt sein mit der Seele eines Menschen. Zeichentrickpionier Walt Disney (Scheewittchen – 1937) nimmt sich die klassische Fabel über die Bedeutung, ein Mensch zu sein, vor und macht daraus einen faszinierenden Zeichentrickfilm – mit etwas viel Kitsch, aber ebenso viel Phantasie. Disney schafft es, aus einer Sammlung verschiedener Kuckucksuhren in der Werkstatt Gepettos mehr Musik herauszuholen, als mancher Dirigent aus seinem Orchester.
Eine Grille wird zum Gewissen
Die ursprüngliche Geschichte von Carlo Collodi ändern die Disney-Leute an entscheidender Stelle ab, um sie kindgerechter, wärmer – und moralischer – zu machen. Die Grille Jiminy, die im Orginal-Pinocchio nur einen kurzen Auftritt hat, bevor der Junge sie mit einem Holzhammer erschlägt, wird hier zum Erzähler des Ganzen und von der Blauen Fee offiziell zu Pinocchios Gewissen gemacht. Somit darf die Grille bei jeder dramatischen Gelegenheit den moralischen Zeigefinger heben. Jiminy ist dabei so knuddelig, dass wir das gerne ertragen.
Wünsche können in Erfüllung gehen; aber es sind besser die richtigen Wünsche. Disneys Moral von der Geschicht: Sei gewissenhaft und lass Dich nicht verführen, wenn Dir einer sagt: Alles easy, komm mit mir, ich zeige dir, wie Du die Abkürzung zum Glück findest. Die erste Lehre führt schnurstracks in den Käfig, die zweite macht dich um Esel, die dritte schließlich wirft Dich unwiederbringlich dem Wal zum Fraß vor. Dieser Wal ist ein Kunstwerk der Animation – wenn er zornig durchs Wasser pflügt, auf der Jagd nach Gepetto und dem Jungen, wirkt das wie ein Sprung über zwei Evolutionsstufen der Animationskunst.
Multiplan-Kamera macht aus Zeichentrick ein 3D-Erlebnis
Disney und seine Künstler schaffen dreidimendionalen Raum, Landschaften mit Tiefe; dazu haben sie ein Verfahren entwickelt, das sich Multiplan-Kamera nennt. Da werden optisch mehrere Ebenen gemalter Hintergründe gegeneinander perspektivisch verschoben (Parallaxenverschiebung); zusätzlich unterstützt wird der Tiefeneffekt, indem auf die verschiedenen Bildebenen fokussiert werden kann. Das Budget lag entsprechend hoch bei etwa 2,6 Millionen US-Dollar (was inflationsbereinigt Mitte der 2010er Jahre knapp 44 Millionen Dollar entspricht). Die Kritiker überschlugen sich vor Begeisterung, fanden Pinochio noch besser als Schneewittchen; nur an der Kinokasse ging es nicht voran, weil der Zweite Weltkrieg tobte und den wichtigen europäischen Markt vom Geschäft abklemmte. Dennoch spielte der Film schließlich rund 84,3 Millionen Dollar hat er ein.
Der Titelsong des Films, „When You Wish upon a Star“ von Leigh Harline, den Jiminy Grille singt, wurde die inoffizielle Hymne des Filmhauses Disney.
Kinoproduktionen aus der Reihe "Disneys Meisterwerke" ("Disney‘s Classics")
- Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937)
- Pinocchio (1940)
- Fantasia (1940)
- Dumbo (1941)
- Bambi (1942)
- Saludos Amigos (1943)
- Drei Caballeros (1944)
- Make Mine Music (1946)
- Fröhlich, Frei, Spaß dabei (1947)
- Musik, Tanz und Rhythmus (1948)
- Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte (1949)
- Cinderella (1950)
- Alice im Wunderland (1951)
- Peter Pan (1953)
- Susi und Strolch (1955)
- Dornröschen (1959)
- 101 Dalmatiner (1961)
- Die Hexe und der Zauberer (1963)
- Das Dschungelbuch (1967)
- Aristocats (1970)
- Robin Hood (1973)
- Die vielen Abenteuer von Winnie Puuh (1977)
- Bernard und Bianca – Die Mäusepolizei (1977)
- Cap und Capper (1981)
- Taran und der Zauberkessel (1985)
- Basil, der große Mäusedetektiv (1986)
- Oliver & Co. (1988)
- Arielle, die Meerjungfrau (1989)
- Bernard und Bianca im Känguruland (1990)
- Die Schöne und das Biest (1991)
- Aladdin (1992)
- Der König der Löwen (1994)
- Pocahontas (1995)
- Der Glöckner von Notre Dame (1996)
- Hercules (1997)
- Mulan (1998)
- Tarzan (1999)
- Fantasia 2000 (1999)
- Dinosaurier (2000)
- Ein Königreich für ein Lama (2000)
- Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2001)
- Lilo & Stitch (2002)
- Der Schatzplanet (2002)
- Bärenbrüder (2003)
- Die Kühe sind los (2004)
- Himmel und Huhn (2005)
- Triff die Robinsons (2007)
- Bolt – Ein Hund für alle Fälle (2008)
- Küss den Frosch (2009)
- Rapunzel – Neu verföhnt (2010)
- Winnie Puuh (2011)
- Ralph reichts (2012)
- Die Eiskönigin – Völlig unverfroren (2013)
- Baymax – Riesiges Robowabohu (2014)
- Zoomania (2016)
- Vaiana – Das Paradies hat einen Haken (2016)
- Chaos im Netz (2018)
- Die Eiskönigin II (2019)
- Raya und der letzte Drache (2021)
- Encanto (2021)
- Strange World (2022)
- Wish (2023)