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Plakatmotiv: Die Tiefe (1977)

Hollywood will es sich einfach machen.
Und scheitert auf ganz hohem Niveau.

Titel Die Tiefe
(The Deep)
Drehbuch Peter Benchley + Tracy Keenan Wynn
nach dem Roman "Das Riff / The Deep" von Peter Benchley
Regie Peter Yates, UK, USA 1977
Darsteller

Jacqueline Bisset, Nick Nolte, Dick Anthony Williams, Robert Shaw, Earl Maynard, Bob Minor, Louis Gossett Jr., Eli Wallach, Teddy Tucker, Robert Tessier, Lee McClain u.a.

Genre Abenteuer Thriller
Filmlänge 123 Minuten
Deutschlandstart
20. November 1977
Inhalt

Während eines Tauchurlaubs auf den Bermudas entdeckt das Paar Gail Berke und David Sanders in dem Wrack eines gesunkenen Transportschiffes neben einem alten Medaillon auch eine Glasampulle. Diesen Fund zeigen sie dem mürrischen Einsiedler und Schatzsucher Romer Treece. Allerdings hat auch der haitianische Gangster Henri Cloche von dem Fund erfahren und versucht, dem Pärchen die Glasampulle, welche Morphium enthält, zu entwenden.

Romer Treece – nach dem Zwischenfall von Gail und David zur Rede gestellt – klärt die beiden darüber auf, dass am Fundort vermutlich noch mehr Morphium aus der Ladung des Transportschiffes zu finden sei. In der Folge ergeben sich diverse Begegnungen zwischen Cloche und dessen Bande (die hinter dem Morphium her sind), sowie Gail, David und Romer Treece (die versuchen, den zum Medaillon gehörenden Schatz aus einem unter dem Wrack des Transportschiffes liegenden Schiff aus dem 18. Jahrhundert zu finden).

Beim entscheidenden Tauchgang werden Treece und David von Cloches Bande unter Wasser angegriffen …

Was zu sagen wäre

Natürlich kommen irgendwann die Haie. Peter Benchley hatte in den späten 60er Jahren als Redenschreiber für Lyndon B. Johnson gearbeitet, US-Präsident, bevor er 1974 "Jaws" schrieb, einen Roman, der über Umwege das Kinogeschäft entscheidend beeinflussen sollte. "Jaws" wurde von Steven Spielberg ein Jahr später in einen Film übersetzt, der den Begriff "Blockbuster" etablierte – Menschenschlangen rund um den Block, die sich diesen einen Film ansehen wollen.

Hollywood stürzte sich auf Benchleys andere Romane und fand "The Deep". Darin erzählt er von einem jungen Paar, das auf Tauchurlaub auf den Bahamas ist und in einem Schiffswrack einen Schatz entdeckt, der sich als solcher zunächst nicht zu erkennen gibt. Weil auch – aus Gründen – eine erhebliche Menge Morphium in diesem Wrack liegt, bekommt es das unbescholtene Paar aus der zivilisierten Welt mit Gangstern zu tun, die auf Voodoo-Zauber aus der absolut unzivilisierten Welt zurückgreifen, um zu bekommen, was sie haben wollen.

Das ist großer Erzählstoff, mit dem Peter Yates für die Leinwand nichts anfangen kann. Sein Film ist langweilig. Nicht, dass wir nicht aufgeregt den Tauchgängen zuschauen. Nicht, dass wir nicht elektrisiert sind ob der Schatzsuche. Nicht, dass wir die Drogentypen nicht zum Teufel wünschten. Aber das war alles der Roman. Peter Yates bleibt die Erklärung schuldig, warum Peter Benchleys Buch verfilmt werden musste. Die Szenen unter Wasser sind auch nicht beeindruckender als jene, die Terence Young für seinen James-Bond-Film Feuerball vor zwölf Jahren gefunden hat. Sein Film bleibt abhängig von langwierigen Erklärungen, wann ein Schatz überhaupt erst als Schatz gilt. Sein Film ist ein Nach-Erzähler.

Und offenbar will er mehr auch gar nicht sein. Ähnlich wie Robert Shaw (Schwarzer Sonntag – 1977; Robin und Marian – 1976; Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3 – 1974; Der Clou – 1973; Ein Mann zu jeder Jahreszeit – 1966; Die Panzerschlacht in den Ardennen – 1965; James Bond – Liebesgrüße aus Moskau – 1963), der in Spielbergs Benchley-Verfilmung Der Weiße Hai die Rolle des Quint spielte und hier nun der allgegenwärtige Erklärbär ist, steht auch Eli Wallach auf der Besetzungsliste, um, wie sich herausstellt, einen weiteren verschlagenen Eli-Wallach-Charakter zu spielen ("Das Domino Komplott" – 1977; Das Superhirn – 1969; Zwei glorreiche Halunken – 1966; Wie klaut man eine Million? – 1966; Das war der wilde Westen – 1962; Die glorreichen Sieben – 1960). Spätestens da weiß ich im Kinosessel: Kinofilm, Schema F! Peter Yates gibt mir allerlei Augenfutter, exotische Bahamas, Voodoo-Zauber aus dem Discounter, er steckt Jacqueline Bisset (Mord im Orient-Express – 1974; Le Magnifique – 1973; "Die amerikanische Nacht" – 1973; "Das war Roy Bean" – 1972; Airport – 1970; Bullitt – 1968; Casino Royale – 1967) in ein weißes T-Shirt, bevor er sie auf Tauchgang schickt – Stichwort: Wet-T-Shirt-Contest – und will mit der nun sehr nackt wirkenden Bisset von der schlichten Dramaturgie seines Films ablenken.

So, wie die Besetzung Eli Wallachs in einer No-Name-Rolle ist der ganze Film: Er funktioniert nicht alleine. Peter Yates reiht lediglich Bilder für Exotik-hungrige Kinogänger aneinander und was erklärt werden muss, wird in länglichen Dialogen erklärt. Anders als Steven Spielberg für Peter Benchleys "Der weiße Hai" findet Yates keine Dramaturgie für eine filmische Entsprechung von Benchleys "Das Riff". Bis die Haie kommen, die die Tauchenden ein wenig aufmischen sollen – und sich aber in Seilen verheddern.

Wertung: 3 von 9 D-Mark
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