IMDB

Plakatmotiv: Out of Sight (1998)

Charming George verführt sexy Jenny
Viel Oberfläche, wenig Inhalt

Titel Out of Sight
(Out of Sight)
Drehbuch Scott Frank
nach einem Roman von Elmore Leonard
Regie Steven Soderbergh, USA 1998
Darsteller

George Clooney, Jennifer Lopez, Dennis Farina, Ving Rhames, Steve Zahn, Don Cheadle, Donna Frenzel, Isaiah Washington, Albert Brooks, Catherine Keener, Luis Guzmán, Michael Keaton, Nancy Allen, Samuel L. Jackson, Keith Hudson, Paul Soileau, Jim Robinson, Mike Malone, Manny Suárez u.a.

Genre Komödie, Crime
Filmlänge 123 Minuten
Deutschlandstart
26. Juni 1998
Inhalt

Jack Foley ist ein Bankräuber auf der Flucht, der nicht vorhat, sich noch mal einlochen zu lassen.
Karen Sisco ist Bundespolizistin. Und sie sieht hat andere Ziele: Sie beschließt, Jack Foley wieder zu ergreifen.

Es ist Karens Aufgabe, Jack vor Gericht zu bringen, allerdings ist sie von seinem unbekümmerten Verhalten fasziniert und sie weiß nicht, ob sie ihn lieber in der Zelle oder im Bett hätte. Jack steckt also ein bisschen in Schwierigkeiten, die durch seine „Freunde“ nicht unbedingt geringer werden:

  • Zum Beispiel Buddy Bragg, Jacks Freund und Vertrauter, der einfach nicht glauben will, dass sein Kumpel mit einer Gesetzeshüterin in Ruhe Cocktails trinken will.
  • Richard Ripley, der Wall-Street-Milliardär, der seine Zeit in Lompoc abgesessen hat, weil er Insider-Geschäfte abgeschlossen hat und vor den falschen Leuten mit Rohdiamanten im Wert von fünf Millionen Dollar geprahlt hat.
  • Maurice "Snoopy" Miller, auch ein ehemaliger Lompoc-Insasse, der an der Beute aus Jacks Raubüberfall teilhaben möchte und nun ein mörderisches Doppelspiel plant.
  • Karens Vater, der nur das Beste für seine Tochter will, wozu natürlich keine Bankräuber-Freunde oder verheiratete Männer gehören.
  • Glenn Michaels, ein weiterer Ex-Lompoc-Insasse, der sich bereit erklärt, den zweiten Fluchtwagen zu fahren, der aber seiner Vergangenheit nicht entfliehen kann.
  • Chino, der Jack einlädt, ihn auf der Flucht aus Glades zu begleiten, der aber durchdreht, als er merkt, dass Jack der Spitzel war, der für den Tod seines Lovers verantwortlich war.
  • Kenneth, Snoopys ausgeflippter Schwager und Komplize.
  • Jacks Ex-Frau Adele Delisi, die arbeitslose Assistentin eines Zauberers, die in ihrem Herzen immer noch einen Platz für den flotten Bankräuber hat.

Das reicht noch nicht: Dazu gesellt sich White Boy Bob, Snoopys Leibwächter und Faktotum …

Was zu sagen wäre

Verstehst du eigentlich das Ganze?“, fragt Karen, die FBI-Agentin. „Das muss ich nicht. Sowas passiert einfach“, sagt Foley, der Bankräuber. Wenig später liegen die beiden auf Karens Hotelzimmer. Diesen kurzen Dialog in einer Hotelbar sollte man verinnerlichen, wenn man den Film verstehen will, an dem so offensichtlich nichts schwer zu verstehen ist: ein Bankräuber, eine FBI-Agentin, ein paar Gangster und Diamanten im Wert von fünf Millionen Dollar. Wer solche Dinge nicht verknüpfen kann, hat noch nie einen Film gesehen. Das ist die Prämisse, mit der Regisseur Steven Soderbergh ("Kafka" – 1991; "Sex, Lügen und Video" – 1989) diese Romanze im Krimigenre erzählt.

Seine Verfilmung eines Elmore-Leonard-Romans ist ein stilsicheres Glanzstück, ein Mosaik aus Genrestücken vergangener Jahrzehnte, eine Art Best-of-Hollywood-Crime inklusive Schießereien, Juwelenraub und Gefängnisausbrüchen. Bankräuber und FBI-Agentin lernen sich im Kofferraum eines Fluchtwagens kennen und da ist es auch schon geschehen. Plakatmotiv: Out of Sight (1998) Liebe auf den ersten Blick. Passiert im Kino viel zu selten, „so, als würde man jemanden zum ersten Mal sehen, zum Beispiel auf der Straße, und man sieht sich ein paar Sekunden lang an und es gibt eine Art Wiedererkennung. Als wüssten beide etwas und im nächsten Moment ist dieser Mensch weg. Es ist zu spät, irgendwas zu unternehmen. Und man erinnert sich immer daran, weil es da war und man es verpasst hat und man denkt, was wäre, wenn ich stehen geblieben wäre, wenn ich etwas gesagt hätte?“ Der Rest sind Fingerübungen.

Die Gangster haben allesamt mehr Testosteron als Grips, hauen sich gegenseitig übers Ohr und am Ende gibt es ein Blutbad. Das erzählt Soderbergh mit großer Lust an Glanz. Die Bilder seines Kameramannes Elliot Davis sind romantische Träume in Zelluloid, seine kontrastreichen Gegenlichtsmoothies sind zum Zungeschnalzen. Schöne Menschen tun verbotene Dinge in schönen Kamera-Einstellungen. Das Retro-Design dieses Films ist die Avantgarde einer neuen Generation von Filmemachern. Soderbergh hatte offensichtlich Lust, ein wenig Dekonstruktion zu betreiben: kein schweres Denken mehr, keine dunklen Szenarien, keine frustriert verlassenen Cops. Statt dessen: Alles fließt. „Sowas passiert einfach.

Zwei Stunden, drei Minuten dauert Soderberghs Film und es gibt nicht ein Frame, das nicht designt wäre. Es macht Freude, den schönen Gesichtern von Jennifer Lopez und George Clooney beim sich anflirten zuzuschauen. Wenn zwischendurch die Räubergeschichte vorangetrieben werden muss, kühlt die Lust am Schauen ein wenig ab, aber das ist natürlich Geschmacksache: Ich finde, dummen Männern beim Posen zugucken zu müssen, nicht elektrisierend. George Clooney (Projekt: Peacemaker – 1997; Batman & Robin – 1997; Tage wie dieser … – 1996; From Dusk Till Dawn – 1996) bietet eine erotischen Bariton, Good Looking und viel Charme. Ist das schon Schauspielerei oder kann der einfach auffallend schön lächeln? Seine unbestreitbare Attraktivität passt zum Design der schönen Bilder. Selbst beim Bankraub versäumt es sein Jack Foley nicht, der verängstigten Kassiererin Mut zuzusprechen („Ihr erster Überfall?“ „Ja.“ „Das machen sie toll. Aber sie müssen lächeln, damit niemand misstrauisch wird. Ihr Lächeln ist nämlich hübsch.“).

Dasselbe gilt für Jennifer Lopez (U-Turn – Kein Weg zurück – 1997; Anaconda – 1997; Money Train – 1995): ein schönes Gesicht, das seine Verführung mit viel Routine ins Glanzlicht spielt. Aber es bleiben doch zwei Comicfiguren, die sich da gegenüber stehen.

"Out of Sight" ist ein gute-Laune-Film, der nicht in die Tiefe geht, sondern lieber an der glitzernden Oberfläche ein paar Kreise zieht. Nach "Schnappt Shorty" (1995) ist dies der nächste Film nach einer Romanvorlage von Elmore Leonhard. Produziert auch dieses Mal wieder von Danny DeVito.

Das muss ich nicht verstehen. Sowas passiert einfach.“ Eigentlich ein schönes Kinozitat für die Ewigkeit.

Wertung: 8 von 11 D-Mark
IMDB