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Plakatmotiv: Only God forgives (2013)

Ritualisiert. Reduziert.
Überzogenes L‘art pour l‘art

Titel Only God Forgives
(Only God Forgives)
Drehbuch Nicolas Winding Refn
Regie Nicolas Winding Refn, Dänemark, Schweden, Thailand, USA, Frankreich 2013
Darsteller

Ryan Gosling, Kristin Scott Thomas, Vithaya Pansringarm, Gordon Brown, Yayaying Rhatha Phongam, Tom Burke, Sahajak Boonthanakit, Pitchawat Petchayahon, Charlie Ruedpokanon, Kowit Wattanakul, Wannisa Peungpa, Narucha Chaimareung, Danai Thiengdham, Wittchuta Watjanarat, Nophand Boonyai u.a.

Genre Crime, Drama
Filmlänge 90 Minuten
Deutschlandstart
18. Juli 2013
Inhalt

Julian betreibt gemeinsam mit seinem Bruder Billy einen zwielichtigen Thaibox-Club in Bangkok. Als Billy eine 16-jährige Prostituierte ermordet und im Gegenzug von deren Vater totgeprügelt wird, reist die zornentbrannte Crystal , Billys und Julians Mutter, aus den Staaten an, um ihren Lieblingssohn zu rächen.

Nachdem sich Julian als zu weich erwiesen und den Mörder seines Bruders laufen gelassen hat („Die Dinge sind komplex. Er hat ein 16-jähriges Mädchen vergewaltigt und getötet“), nutzt Crystal („Er wird seine Gründe gehabt haben!“) ihre Kontakte als Drogenclan-Chefin und heuert einen Auftragskiller an, der den bereits armamputierten Mann endgültig zur Strecke bringt.

Damit läuft der blutige Bodycount jedoch gerade erst an, denn bald muss Crystal erfahren, dass hinter dem Mord an Billy ein anderer Mann steckt: Polizeichef Chang, der einen äußerst kaltblütigen Krieg gegen die Bangkoker Unterwelt führt und sich dabei wie ein psychotischer, Schwert schwingender Mafiaboss aufführt – wenn er nicht gerade sentimentale Schnulzen in einer Karaoke-Bar singt.

Crystal will auf Nummer Sicher gehen und beauftragt diesmal eine ganze Bande von Auftragskillern. Doch der Plan geht schief, Chang ist weitaus zäher als gedacht, und eine Menge Blut muss fließen. Jetzt kann sich auch Julian nicht mehr aus der Sache heraushalten. Er muss seine Mutter beschützen …

Was zu sagen wäre

Eine Rachegeschichte. Bedingungslos. Gnadenlos. Sinnlos. Nicolas Windign Refn hat der Welt alle Natürlichkeit genommen, inszeniert in artifizeller Umgebung – meist lange, rot ausgeleuchtete Räume, die er in Kontrast setzt zu verregneten Straßenszenen zwischen den garküchen Bangkoks. Gesprochen wird wenig, musiziert noch weniger – der Score wird von einem Basston dominiert, der mit wenigen Noten auskommt.

Auch Refns Star Ryan Gosling (Gangster Squad – 2013; The Place Beyond the Pines – 2012; The Ides of March – Tage des Verrats – 2011; Crazy, Stupid, Love. – 2011; Drive – 2011; Blue Valentine – 2010; Lars und die Frauen – 2007; Mord nach Plan – 2002) ist reduziert – auf das eine Ryan-Gosling-Gesicht, das er schon in Drive (2011) zur Schau trug: unbeteiligt, melancholisch, am Ende ist es zu Brei geschagen. Es ist erschreckend, das sagen zu müssen – und vielleicht wird durch diesen Schrecken aus diesem bizarren Film doch Kunst – aber Nicolas Windign Refn (Drive – 2011; „Walhalla Rising“ – 2009) inszeniert mit diesem blutigen Kammerspiel der Rache über den oberflächlichen Einheitsbrei, den das Genrekino sonst so bietet, hinweg – das hebt den Film aus der Masse.

Die Story, die Refn erzählt, ist belanglos, hat weder Protagonisten noch (logisch) Antagonisten, sondern Funktionserfüller. Kristin Scott Thomas (Die Schwester der Königin – 2008; Gosford Park – 2001; Begegnung des Schicksals – 1999; Der Pferdeflüsterer – 1998; Der englische Patient – 1996; Mission: Impossible – 1996; Vier Hochzeiten und ein Todesfall – 1994; Bitter Moon – 1992) ist die rachsüchtige Drogenbaronin, die mit ihren blonden Haarextensions aussieht, wie die Bewohnerin eines Trailerparks – sie ist obszön, vulgär und komplett künstlich geschrieben und inszeniert. Vithaya Pansringarm ("Trade of Innocents" – 2012; "Hangover 2" – 2011; "Largo Winch II – Die Burma Verschwörung" – 2011) ist Chang, der Schwert schwingende Polizist und Säuberer der Stadt, der einige sehr schmerzhafte Arten zu sterben kennt und anschließend Schnulzen in der Karaoke-Bar singt. Auch er: künstlich.

Kamera, Regie und Sound-Departement geben sich alle Mühe, dem Zuschauer Zeit beim sich-drauf-einlassen zu geben. Lange Einstellungen, ruhig von Dolly oder Stativ geführt, stumme Blicke, fremde Straßenzüge, der abstrakte Soundtrack. Und hinter all dem kein Film. Refn hat viele kleine Kunstwerke geschaffen – hypnotisierende Bilder, Gesten – aber die passen eher in ein Museum an die Wand. Dem Film fehlen Thrill, Identifikationsmomente und die Moral von der Geschicht. Lässt man sich – gezwungenermaßen – darauf ein, ist das ein bemerkenswertes Experiment, das den Film hervorhebt. Es macht ihn aber nicht besser.

Wertung: 2 von 8 €uro
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