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Kinoplakat: Nichts als die Wahrheit
Ein packender Gerichts-Thriller über
die Fragen aller Fragen eines Anwalts
Titel Nichts als die Wahrheit
Drehbuch Christopher Riley + Kathleen Riley + Johannes W. Betz + Hellmut Fulss
nach einem Roman von Johannes W. Betz + Beate Veldtrup
Regie Roland Suso Richter, Deutschland, USA 1999
Darsteller

Kai Wiesinger, Götz George, Karoline Eichhorn, Doris Schade, Peter Roggisch, Bastian Trost, Peter Rühring, Michaela Rosen, Hans Peter Hallwachs, Traugott Buhre, Stephan Schwartz, Heinz Trixner, Detlef Bothe, Volker Risch, Frank Röth u.a.

Genre Drama
Filmlänge 128 Minuten
Deutschlandstart
23. September 1999
Inhalt

Mengele. Der Name steht für unvorstellbare Grausamkeiten. Für den jungen Anwalt Peter Rohm ist der „Todesengel von Auschwitz“ zur Obsession geworden. Der erfolgreiche Jurist recherchiert seit Jahren zu einem Buch über den KZ-Arzt. Doch er hat bisher noch keine Zeile geschrieben. Er findet keine Antwort auf die zentrale Frage: „Warum?“ Warum verstümmelt ein Mensch kleine Kinder? Warum schickt er ohne eine Gefühlsregung Hunderttausende in die Gaskammern?

„Fragen Sie“, sagt der alte Mann. Verschleppt von einem dubiosen Nazi-Verleger sitzt Rohm in Argentinien Josef Mengele gegenüber. Am Ende seiner Lebens will sich der Alte der deutschen Justiz stellen. Er will seine Geschichte erzählen. Peter Rohm soll sein Verteidiger sein. Rohm ist entsetzt. Er ringt mit sich. Schließlich willigt er ein.

Für die deutsche Justiz beginnt ein Albtraum. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit werden vor Gericht Taten verhandelt, deren Grausamkeiten jenseits der menschlichen Vorstellungskraft liegen. Mengele bestreitet die Taten nicht. Aber er will nur getötet haben, um seinen Opfern langes Leiden im Lager zu ersparen. Als Sterbehilfe.

Peter Rohm gelingt der Beweis, dass Mengeles Haltung in der Medizin der 20er und 30er Jahre durchaus möglich war. Josef Mengele, der abscheulichste Verbrecher des Holocaust, steht kurz vor einem Freispruch. Sein Verteidiger Peter Rohm steht vor der existenziellen Entscheidung: „Bin ich ein guter Anwalt, bin ich ein schlechter Mensch“ …

Was zu sagen wäre

„Gibt es für die KZ-Greuel menschlich-rationale Erklärungen?“ „Kann die moderne Justiz derartige Taten aburteilen?“ Das sind die Fragen, um die herum Roland Suso Richter (14 Tage lebenslänglich – 1997) einen spannenden Thriller spinnt. Der echte Mengele ist natürlich längst tot, alles über ihn mehrfach gesagt. Das gab Richter die Freiheit, nicht das „Wahr oder Unwahr“ der Nazi-Greuel in den Vordergrund zu stellen, sondern die heutige Justiz, ihre Mechanismen, ihre (Un)möglichkeiten.

Und wer bisher nicht glauben wollte, dass Deutsche in der Lage sind, einen Gerichtsthriller zu inszenieren (wo es doch in deutschen Gerichtssälen kein effektvolles „Einspruch, Euer Ehren!“ gibt), der den Zuschauer in den Sessel drückt, der wird hier eines Besseren belehrt. Wer bisher nicht glauben wollte, dass Deutsche in der Lage sind, einen unverkrampften und offenen Film über die Nazi-Zeit zu machen, ohne vom ersten Bild an „Asche auf unser aller Haupt“ zu rufen, auch der wird hier eines Besseren belehrt.

Roland Suso Richter, Kai Wiesinger und die Produzenten geben der geschmähten „Gnade der späten Geburt“ Raum zum Atmen, zur Entfaltung … ob sie am Ende beruhigt, lassen die Macher offen.

Wertung: 9 von 11 D-Mark
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