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Plakatmotiv: Natürlich blond! (2001)

Ein filmischer Blondinenwitz
dem die Rache süß schmeckt

Titel Natürlich blond!
(Legally Blonde)
Drehbuch Amanda Brown & Karen McCullah Lutz
Regie Robert Luketic, USA 2001
Darsteller

Reese Witherspoon, Luke Wilson, Selma Blair, Matthew Davis, Victor Garber, Jennifer Coolidge, Holland Taylor, Ali Larter, Jessica Cauffiel, Alanna Ubach, Oz Perkins, Linda Cardellini, Bruce Thomas, Meredith Scott Lynn, Raquel Welch, Samantha Lemele, Kelly Nyks, Ted Kairys, Michael B. Silver, Kimberly McCullough, Shannon O'Hurley, Greg Serano u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 96 Minuten
Deutschlandstart
15. November 2001
Inhalt

Elle Woods ist naturblond – das ist eine wichtige Vorbemerkung: Sie ist nicht etwa gefärbt. Sie ist sehr beliebt, eine ausgezeichnete Schülerin, Präsidentin ihres Wohngebäudes auf dem Campus und heiße Kandidatin auf den Titel der "Miss Hawaiian Tropic" – und ihre Unterschrift ist pink. Sie führt also ein tolles Leben und sie ist wirklich nicht auf den Kopf gefallen. So wie ihre Haarfarbe gülden hat sie auch ein Herz aus Gold. Und das gehört einzig und allein Warner.

Es ist auch eigentich gar keine Frage, dass Warner, als er sie in ein schickes Restaurant einlädt, fragen wird, ob sie ihn ehelichen möchte.

Leider ist das Gegenteil der Fall. Er, Warner, wechsele ja jetzt nach Harvard, sagt er, und werde – der Familientradition folgend – später in die Politik gehen und da … na ja … also … da könne er so ein blondes Schnepflein wie Elle so gar nicht an seiner Seite gebrauchen. Er brauche da mehr eine Jackie Kennedy, weniger eine Marilyn Monroe. Er macht also Schluss!

Elle ist neben all ihren bereits genannten Vorzügen auch noch zielstrebig: Aufgeben gibt es nicht. Spontan bewirbt sie sich ebenfalls in Harvard und ergattert durch ein gutes Testergebnis einen Studienplatz, obwohl sie mit ihrem Vorbereitungsstudium im Modebereich so gar nicht ins Profil der renommierten juristischen Fakulität passt.

Aus ihrem ersten Seminar wird Elle wegen mangelnder Vorbereitung hinausgeworfen. Als sie auf Warner trifft, der inzwischen mit Vivian Kensington verlobt ist, beschließt sie, ihn mit guten Leistungen zu beeindrucken und ihn dadurch zurückzugewinnen.

Als die Kanzlei von Professor Callahan Praktikanten zur Mitarbeit bei einem wichtigen Mordprozess sucht, bewerben sich Elle, Warner und Vivian und werden angenommen. Ein Millionär wurde umgebracht und seine zweite Ehefrau, die prominente Fitnesstrainerin Brooke Taylor Windham, steht unter Mordanklage. Elle war früher Teilnehmerin in ihren Kursen und glaubt nicht an ihre Schuld.

Ihre Kenntnisse im Modebereich werden ihr bei der Auflösung des Falls eine große Hilfe sein …

Was zu sagen wäre

Eine junge, sehr talentierte Frau lässt alles, vor allem ihre zahlreichen besten Freundinnen und das sonnige Bel Air, hinter sich, um den Mann ihrer Träume für sich zu gewinnen. Sie zieht auf die andere Seite des Kontinents, quält sich durch unlesbare juristische Texte, lässt sich von einem seifigen Anwalt begrapschen, nur, um den Mann zu bekommen, der sie gerade erst schnöde abserviert hat. Es ist das höchste Glück einer Frau, egal was sie im Kopf hat, einen möglichst vermögenden Mann zu heiraten.

Diese Prämisse ist so alt, wie die Leute, die die ersten Filme in Hollywood gedreht haben. Dahinter steckt die konservative Denke, dass Frauen erst an der Seite eines Mannes zu einem ganzen Menschen werden. das ist im angebrochenen 21. Jahrhundert ein bisschen peinlich für die Hollywood-Studios. Andererseits ist das eine gute Grundlage für Komödien aller Art. In diesem Fall für einen verfilmten Blondinenwitz: „Geht eine Blondine zur Uni …“ Das ist der kürzeste Blondinenwitz; hier dauert er 96 Minuten. Und ist charmant.

Die Blondine heißt "Elle" – wie das Hochglanzmagazin. Sie trägt kreischfarbene, teure Hip-Klamotten – selbst ihr Chihuahua trägt einen pinkfarbenen Ledermantel. Im pinken Kostümchen steckt Reese Witherspoon und sie legt eine prachtvolle Performance hin (Little Nicky – 2000; American Psycho – 2000; "Best Laid Plans" – 1999; Election – 1999; Eiskalte Engel – 1999; Pleasantville – 1998; Im Zwielicht – 1998). Nach fünf Minuten ist man(n) ihr verfallen – oder man(n) verlässt das Kino. Sie kann einem leid tun, wenn sie, frisch verlassen, verzweifelt auf ihrem Bett liegt, Liebesschnulzen guckt und Pralinen in sich rein stopft. Sie ist bewundernswert, wenn sie sich gegen die herablassende Art ihrer Kommilitoninnen mit Fleiß und der Frechheit eines Straßenköters zur Wehr setzt. Man möchte sie anfeuern, wenn sie den einflussreichen Professor mit seiner Hand auf ihrem Knie zurechtweist und damit ihre gerade ins Laufen gekommen Karriere aufs Spiel setzt. Witherspoon gibt ihrer Blondine Witz, Charme und Selbstbewusstsein, gibt sie vor allem nie der Lächerlichkeit preis – die "Elle" ist ihr erkennbar ernst!

Weder ist die Struktur des Drehbuchs sonderlich originell, noch ist gar die filmische Umsetzung einer Erwähnung wert. Vom Fish-out-of-Water-Prinzip geht es durch in einen saftigen Mordfall – ein Millionär wurde erschossen – und hinein in die Selbstbehauptung einer Frau, die ihre Kommilitonen einschwört, immer an sich an sich zu glauben und nie den Einflüsterungen Dritter zu erliegen. Ja, da hat die einfache Blondine auf der Suche nach dem Mann fürs Leben doch noch was Wertvolles fürs Leben gelernt. Und den Mann gleich dazu, wenn auch nicht den, dem sie ursprünglich gefolgt ist – was uns im Kinosessel natürlich nicht überrascht.

Unterhaltsame Filme haben einen Magic Moment. in diesem Fall sind das die Szenen, in denen die blonde Elle, eingezwängt in spießige Juristinnenkostümchen, den Junganwälten erklärt, dass ihre Mandantin unschuldig sein muss; sie, Elle, habe nämlich damals deren Fitness-Videos zum Training genutzt und eine solche Frau sei keine mörderin. Außerdem sei der Hauptbelastungszeuge, der ein Verhältnis mit der Angeklagten behauptet, schwul, weil er die Marke ihrer Designerschuhe erkannt habe. Und die andere Belastungszeugin lüge, weil sie kurz vor dem Mord an ihrem Vater einen Friseurtermin gehabt habe. Die angehenden Anwälte um Elle verstehen nur Bahnhof. Aber Elle hat sich im Leben halt um mehr gekümmert, als nur um Gesetzestexte. Sie bleibt die beschämende Frau auf der Jagd nach Mr. Right. Aber die Leidenschaft, mit der sie ihre juristischen Schlussfolgerungen vorträgt, ist herrlich anzuschauen.

"Legally Blonde" ist ein Star-Vehikel, um Witherspoon aufzubauen und solides Komödienhandwerk in Regie, Schnitt und Kamera. Ihr Schnösellover verliert am Ende natüriich alles – aber der ist ja eben auch nicht blond. In den USA wurde der Film zum Überraschungshit. Die Produktionskosten betrugen schätzungsweise 18 Millionen US-Dollar. Der Film spielte allein in den Kinos der USA rund 141 Millionen US-Dollar ein. Im Jahr 2003 wurde die Fortsetzung Natürlich blond 2 produziert. 

Wertung: 4 von 6 €uro
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