Atlanta, im Jahr 1948: Als die exzentrische Daisy Werthan, Witwe eines reichen jüdischen Textilfabrikanten, ihren Chrysler in den Vorgarten ihrer Nachbarn setzt, kündigt die Versicherung ihr die Police.
Miss Daisys Sohn Boolie stellt daraufhin gegen den Protest seiner Mutter einen Chauffeur ein. Der schwarze Hoke Colburn, Ende sechzig und ebenfalls verwitwet, soll von nun an Miss Daisy zur Synagoge, zur Bücherei und zu ihren wöchentlichen Mah-Jongg-Partien fahren.
Das passt Miss Tandy nun so gar nicht. Farbig? Erfolgreich ignoriert sie Hoke einen Tag um den anderen, Hoke bleibt immer freundlich, am sechsten endlich setzt sie sich in sein Auto. Von da an sind ihre Schikanen stumpf und bald leben beide ihr Außenseiterdasein. Sie ist als weiße Jüdin in Alabama ebenso fehl am Platz wie der farbige Chauffeur.
Mit Ironie und Schlagfertigkeit überwindet Hoke die Barrieren zu Miss Daisy und die beiden werden innige Freunde …
Was dem Deutschen sein Nazi-Trauma, ist dem US-Bürger sein Indianer und sein N… seine Farbigen. Morgan Freeman trifft die ganz Wucht der Ablehnung seiner einzigen Passagierin. Und lächelt sie einfach weg. So lange, bis sie klein bei gibt und ins Auto steigt. Er nimmt ihre Ablehnung einfach nicht ernst, schon weil auch sie gar nicht so recht zu erkennen gibt, was genau ihr nun eigentlich an Hoke nicht passt. Das scheint – trotz des zur Schau gestellten Standesdünkel – gar nicht so zwingend die Hautfarbe zu sein. Sehr bald jedenfalls haben sie dieses Minenfeld – sie als aristokratischen Jüdin im Süden auf andere Art ähnlich unbeliebt, wie die farbigen Arbeiter – aus dem Weg geräumt und sich ihre jeweiligen Schicksale offenbart.
Nein, "Driving Miss Daisy" taugt nur bedingt zum Rassentrennungsdrama. Es ist ein Schauspieler-Drama, eines, bei dem sich Schauspieler Oscars erspielen. Morgan Freeman (Johnny Handsome – 1989; "Der knallharte Prinzipal" – 1989; "Marie – Eine wahre Geschichte" – 1985; "Harry & Sohn – 1984; Brubaker – 1980) hat für die Rolle des Chauffeurs auf der Off-Broadwaybühne schon dreimal hintereinander den US-amerikanischen Theaterpreis Obie verliehen bekommen. Er balanciert diesen scheinbaren Simplicissimus, der nicht lesen kann, geschickt zwischen Sentiment und Rührung. Ihm gegenüber steht, eisenhart, Jessica Tandy ("Das Haus an der Carroll Street" – 1988; "Das Wunder in der 8. Straße" – 1987; Cocoon – 1985; Garp und wie er die Welt sah – 1982; Die Vögel – 1963).
Ihrer stahlharten Arroganz möchte man noch im Kinosessel lieber aus dem Weg gehen, Tandy spielt das großartig. Ebenso wie sie dann variantenreich auch die lebenskluge, belesene, charmante Tochter aus gutem Bürgerhaus spielt, zu der die Matriarchin mutiert. Es ist schön, diesen beiden Großschauspielern beim Aufeinandertreffen zuzusehen. Und schön, dass der gemütlich Mr. Durchschnitt, der wunderbare Dan Aykroyd (Meine Stiefmutter ist ein Alien – 1988; Schlappe Bullen beißen nicht – 1987; Kopfüber in die Nacht – 1985; Ghostbusters – Die Geisterjäger – 1984; Unheimliche Schattenlichter – 1983; Die Glücksritter – 1983; Blues Brothers – 1980; 1941 – Wo bitte geht's nach Hollywood – 1979) ihnen die Koffer tragen darf.