Der Boxmanager Nick Donati ist wütend, als einer seiner Boxer k.o. geht. Prompt feuert er ihn. Wer sich nicht an die Absprache halte, fliege, so sein Motto. Seine Freundin Louise "Fluff" Phillips muss ihn ein ums andere Mal bremsen, wenn wieder das Temperament mit dem Boxmanager durchgeht. Von seiner Besessenheit, was den Boxsport betrifft, ist sie wenig angetan. Louise zuliebe entschließt sich Nick, trotz seines Verlustes von etwa 17.000 US-Dollar durch den verlorenen Kampf, am Abend eine Party zu geben.
Auf der Party arbeitet im Service der Hotelpage Ward Guisenberry. Ein ebenso höflicher, wie groß gewachsener und kräftiger junger Mann. Er kann sich der anwesenden Frauen, die ganz verrückt nach ihm sind, kaum erwehren. Die Männer, die das bemerken, wollen den Pagen blamieren und Turkey Morgan, ebenfalls Box-Manager und Nicks größter Rivale, ergreift die Initiative und schneidet ihm die Hosenbeine ab. Als er dann auch noch frech zu Louise wird, welche Partei für Ward ergreift, streckt Ward Chuck McGraw, den amtierenden Box-Champion, der sich ebenfalls einmischt, mit einem Schlag nieder.
Nick Donati ist sofort hellwach, fragt Ward, ob er Boxer werden wolle. Nach kurzem Zögern stimmt Ward zu. Um dem zwielichtigen Turkey Morgan und seinen Leuten erst einmal zu entkommen, wird Ward bei Nick Donatis Mutter und seiner Schwester Marie untergebracht …
Ein in mehrfacher Hinsicht überraschender Film aus dem Boxer-Genre. Nicht nur spielen Frauen eine bedeutsame, den Film beeinflussende Rolle. Auch erleben wir eine Backstory des harten Boxmanagers, die uns seine ländliche Herkunft näher bringt. Ein Aufsteigerdrama aus der Welt der Boxer, Kämpfe werden vertickt, Menschen verkauft, Eitelkeiten über Leichen befriedigt. Michael Curtiz (Unter Piratenflagge – 1935) inszeniert ein Kain-&-Abel-Drama mit Ed & Humphrey.
Da erscheint Edward G. Robinsons trockene Beziehung zu Bette Davis (Mord im Nachtclub – 1937) zunächst überraschend, aber das hat Methode. Augenscheinlich passen Robinson und Davis gut zusammen, umso härter trifft uns Davis‘ Entscheidung, Nick zu verlassen. „Singst Du wieder? Wirst Du Dir die Boxkämpfe weiter ansehen?“ Die Trennung kommt Knall auf Fall und schubst den Zuschauer in ein rosarotes Bad der Emotionen.
Edward G. Robinson spielt Zigarre kauend Edward G. Robinson (Wem gehört die Stadt – 1936; Der kleine Caesar – 1931). Humphrey Bogart beherrscht mit unbewegter Mimik die Partyszene und hat schwarze Eiswürfel, wo andere Augen haben. Er wollte seine Schwester aus seiner Welt fern halten (und am Ende wird klar warum).
Die Schwester, Marie, wirkt, wie die reine Unschuld, die sich an den schmutzigen Boxring verirrt hat. Wir wollen sie beschützen, wissen aber schon, dass wir zu spät kommen. Kino hat etwas Magisches.
Kid Galahad wurde zunächst im April/Mai 1936 in der Saturday Evening Post veröffentlicht. Der Arbeitstitel des Films lautete "The Battling Bellhop". Wayne Morris gab in diesem Film sein Debüt. Der 1941 von Warner Bros. produzierte Film "The Wagons Roll-at Night" (Von Stadt zu Stadt) mit Humphrey Bogart und Sylvia Sidney in den Hauptrollen, stellt ein Remake des Kid Galahad-Stoffes dar, der Film wurde lediglich vom Boxer- ins Zirkusmilieu verlegt. 1962 produzierte United Artists eine Version mit Elvis Presley und Lola Albright in den Hauptrollen, die ebenfalls den Titel "Kid Galahad" (dt. Titel: Kid Galahad – Harte Fäuste, heiße Liebe) trägt.
Obwohl einige Kolumnisten überzeugt waren, dass Bette Davis die eher untergeordnete Rolle der Fluff ablehnen würde, tat sie das nicht und ließ die Presseleute wissen: „Kid Galahad gibt mir zwar nicht viel von einer Rolle im künstlerischen Sinn, aber in diesem Film steckt soviel gutes, robustes Kampfmaterial, dass er auch einem ganz anderen Kinopublikum einfach gefallen muss … einem Publikum mit dem aber auch ich unbedingt in Berührung bleiben muss.“
Auch das Studio war der Ansicht, dass man die wachsende Anzahl von weiblichen Bette Davis-Fans mit diesem eher männlich orientierten Film ins Kino ziehen könne. So war es dann auch tatsächlich. In Edward G. Robinson hatte Warner Bros. den perfekten Schauspieler für die Rolle des Boxmanagers Nicki Donati. Seit seinem Triumph in Little Caesar (Der kleine Cäsar, 1931) war Robinson ein Star des Studios. Humphrey Bogart bot als Gegenpart die ideale Ergänzung. Ursprünglich wollte Studiochef Jack Warner die von Bette Davis gespielte Rolle mit Sarah Jane Fulks besetzen, entschied sich dann aber um.
Edward G. Robinson äußerte sich über Bette Davis’ Schauspielarbeit nicht gerade freundlich und wollte sogar, dass sie in ihrer Rolle ersetzt werde. Es kam nie wieder zu einer Zusammenarbeit der beiden Stars. Auch in diesem Film gab es wieder Befürchtungen, der Hays Code könne Anstoß daran nehmen, dass eine sexuelle Beziehung zwischen Louise (Bette Davis) und Nick (Edward G. Robinson), die nicht verheiratet sind, angedeutet werde. Einige entsprechende Filmschnitte wurden noch gesetzt. Auch wurde Louise quasi für ihre illegale Beziehung bestraft, da sie am Ende des Films allein durch den Nebel in die Nacht wandert. Auch die Boxszenen entbehrten nicht einer gewissen Brutalität. Der fertige Film war ein Hit sowohl beim Publikum als auch bei den Kritikern.
Im amerikanischen Fernsehen wurde der Film unter dem Titel "The Battling Bellhop" gezeigt, um jede Verwechslung mit dem 1962 von United Artists erstellten Remake mit dem Titel "Kid Galahad" zu vermeiden.
Humphrey Bogart im Kino
Humphrey DeForest Bogart (* 25. Dezember 1899 in New York; † 14. Januar 1957 in Los Angeles) war ein amerikanischer Filmschauspieler. 1999 wählte das American Film Institute Humphrey Bogart vor Cary Grant, James Stewart und Marlon Brando zum „größten männlichen amerikanischen Filmstar aller Zeiten“. Mit seinen Darstellungen harter, erfahrener, oftmals zynischer und konsequent einem inneren Moralkodex folgender Charaktere wurde er zu einer der schauspielerischen Ikonen des 20. Jahrhunderts.
Nachdem er seine Schauspielerkarriere beim Theater begonnen hatte, kam Bogart Ende der 1920er-Jahre mit dem Tonfilm nach Hollywood. Während der 1930er-Jahre war er vor allem als Nebendarsteller in Gangsterrollen bekannt, darunter in „Der versteinerte Wald“ und „Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern“.
Anfang der 1940er-Jahre gelang ihm der große Durchbruch zum Filmstar. Insbesondere den Film noir prägte er mit Filmen wie „Die Spur des Falken“, „Tote schlafen fest“ und „Gangster in Key Largo“ wie kein anderer Darsteller.
Seine wohl berühmteste Rolle ist der Cafébesitzer Rick Blaine aus dem 1942 gedrehten „Casablanca“. Den Oscar als Bester Hauptdarsteller erhielt er für seinen Auftritt im Abenteuerfilm „African Queen“ (1951).
- The Dancing Town (1928)
- Broadway’s Like That (1930)
- Up the River (1930)
- A Devil with Women (1930)
- Body and Soul (1931)
- The Bad Sister (1931)
- A Holy Terror (1931)
- Love Affair (1932)
- Big City Blues (1932)
- Three on a Match (1932)
- Call it murder (1934)
- Der versteinerte Wald (1936)
- Wem gehört die Stadt? (1936)
- Zwei gegen die Welt (1936)
- China Clipper (1936)
- Isle of Fury (1936)
- Geheimbund Schwarze Legion (1937)
- Ordnung ist das halbe Leben (1937)
- Mord im Nachtclub (1934)
- Kid Galahad – Mit harten Fäusten (1934)
- San Quentin (1937)
- Sackgasse (1937)
- Swing Your Lady (1938)
- Schule des Verbrechens (1938)
- Men Are Such Fools (1938)
- Racket Busters (1938)
- Das Doppelleben des Dr. Clitterhouse (1938)
- Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern (1939)
- King of the Underworld (1939)
- Oklahoma Kid (1939)
- You Can’t Get Away with Murder (1939)
- Opfer einer großen Liebe (1939)
- Die wilden Zwanziger (1939)
- Das zweite Leben des Dr. X (1939)
- Zwölf Monate Bewährungsfrist (1939)
- Goldschmuggel nach Virginia (1940)
- Ein Nachtclub für Sarah Jane (1940)
- Orchid, der Gangsterbruder (1940)
- Nachts unterwegs (1941)
- Entscheidung in der Sierra (1941)
- Von Stadt zu Stadt (1941)
- Die Spur des Falken (1941)
- Agenten der Nacht (1941)
- Der große Gangster (1942)
- Abenteuer in Panama (1942)
- Casablanca (1942)
- Einsatz im Nordatlantik (1943)
- Sahara (1943)
- Thank Your Lucky Stars (1943)
- Fahrkarte nach Marseille (1944)
- Haben und Nichthaben (1944)
- Konflikt (1945)
- Tote schlafen fest (1946)
- Späte Sühne (1947)
- Die zwei Mrs. Carrolls (1947)
- Die schwarze Natter (1947)
- Always Together (1947)
- Der Schatz der Sierra Madre (1948)
- Gangster in Key Largo (1948)
- Vor verschlossenen Türen (1949)
- Tokio-Joe (1949)
- Des Teufels Pilot (1950)
- Ein einsamer Ort (1950)
- Der Tiger (1951)
- Sirocco – Zwischen Kairo und Damaskus (1951)
- African Queen (1951)
- Die Maske runter (1952)
- Der Weg nach Bali (1952)
- Arzt im Zwielicht (1953)
- Schach dem Teufel (1953)
- Die Caine war ihr Schicksal (1954)
- Sabrina (1954)
- Die barfüßige Gräfin (1954)
- Wir sind keine Engel (1955)
- Die linke Hand Gottes (1955)
- An einem Tag wie jeder andere (1955)
- Schmutziger Lorbeer (1956)